Der chinesische Automobilhersteller BYD plant, ein speziell für den japanischen Markt entwickeltes Elektro-Kei-Car einzuführen. Dieses Vorhaben könnte den viertgrößten Automarkt der Welt nachhaltig beeinflussen, der seit Jahrzehnten von heimischen Marken dominiert wird.
BYD, bekannt als Chinas größter Elektroautohersteller, bereitet sich darauf vor, sein erstes Elektro-Kei-Car auf der Japan Mobility Show vorzustellen. Die Messe öffnet am Freitag für die Öffentlichkeit. Dieser Schritt macht BYD zu einem seltenen ausländischen Akteur in diesem wichtigen Segment.
Wichtige Erkenntnisse
- BYD plant Einführung eines Elektro-Kei-Cars in Japan.
- Kei-Cars machen etwa ein Drittel der japanischen Autoverkäufe aus.
- Der japanische Markt wird derzeit von heimischen Marken wie Honda und Suzuki dominiert.
- Japanische Behörden sehen BYD als potenzielle Herausforderung für die lokale Industrie.
- Der Preis für das BYD Kei-EV wurde noch nicht bekannt gegeben.
BYD und der japanische Automarkt
BYD ist seit fast drei Jahren auf dem japanischen Automarkt präsent. Bisher hat das Unternehmen rund 6.600 seiner regulären Elektrofahrzeuge verkauft. Atsuki Tofukuji, Leiter des Pkw-Vertriebs von BYD in Japan, erklärte, dass diese Verkaufszahlen die ursprünglichen Erwartungen des Unternehmens deutlich unterschreiten.
Ausländische Automobilhersteller hatten im vergangenen Jahr lediglich einen Marktanteil von 6% an den insgesamt 3,7 Millionen in Japan verkauften Neuwagen. Trotzdem sehen einige japanische Regierungsbeamte und Branchenexperten in BYD eine potenzielle Bedrohung.
Fakten zum japanischen Kei-Car-Markt
- Kei-Cars sind Kleinwagen, die in Japan sehr beliebt sind.
- Sie machen etwa ein Drittel der gesamten Autoverkäufe aus.
- Die Fahrzeuge sind maximal 3,4 Meter lang und 1,48 Meter breit.
- Der Motor darf höchstens 660 cm³ Hubraum haben.
- Ihre geringe Größe bedeutet niedrigere Steuern für die Fahrer.
Die Bedeutung der Kei-Cars
Kei-Cars, auch als „Kei Jidosha“ oder „Leichtfahrzeuge“ bekannt, sind in Japan besonders beliebt. Sie sind kleiner als ein zweitüriger Mini Cooper und machen etwa ein Drittel aller Autoverkäufe in Japan aus. Dieses Segment ist seit Jahrzehnten fast ausschließlich von heimischen Herstellern wie Honda und Suzuki besetzt.
Die Beliebtheit der Kei-Cars liegt in ihrer Erschwinglichkeit und den geringeren Steuern für die Fahrer. Sie sind ideal für kurze Fahrten auf engen Straßen und finden in Japan leicht Parkplätze. Außerhalb Japans sind sie kaum erhältlich.
Die Herausforderung für japanische Hersteller
Die japanische Autoindustrie ist ein Kernsektor des Landes und gilt als äußerst wettbewerbsfähig. Eisuke Mori, ein Abgeordneter und Leiter des parlamentarischen Automobil-Ausschusses der regierenden Liberaldemokratischen Partei, äußerte sich besorgt.
„Japans Autoindustrie ist eine der Schlüsselindustrien des Landes und sehr wettbewerbsfähig. Aber bei Elektrofahrzeugen sind chinesische Automobilhersteller weltweit auf dem Vormarsch, und wir haben ein starkes Krisengefühl deswegen.“
Diese Einschätzung teilen auch mehrere Regierungsbeamte und Brancheninsider, die anonym bleiben wollten. Einige von ihnen sehen BYD als einen Weckruf für japanische Automobilhersteller, die sich bisher stark auf Hybridtechnologie konzentriert und bei Elektrofahrzeugen Nachholbedarf haben.
Hintergrund: Subventionen und Steueranreize
Elektroautos erhalten in Japan Subventionen und Steuererleichterungen. Die japanische Regierung überarbeitet jedoch derzeit diese Förderprogramme. Eine Überarbeitung im letzten Jahr führte dazu, dass BYD-Kunden nun eine geringere Subvention von 350.000 Yen (etwa 2.300 US-Dollar) erhalten, verglichen mit bis zu 850.000 Yen zuvor. Dies könnte den Wettbewerb im Preissegment verschärfen.
BYDs Strategie und Zukunftsaussichten
Die Entscheidung, ein Kei-Car zu entwickeln, entstand, nachdem BYD-Manager 2023 in Tokio die weite Verbreitung und Vielfalt dieser Fahrzeuge auf den Straßen bemerkten. Laut Atsuki Tofukuji gab dies ihnen ein tiefes Verständnis für den japanischen Markt.
Obwohl der genaue Preis des BYD Elektro-Kei-Cars noch nicht bekannt ist, wird erwartet, dass BYD eine aggressive Preisstrategie verfolgen wird, um Marktanteile zu gewinnen. Koji Endo, Chefanalyst bei SBI Securities, betonte, dass der günstige Preis ein Hauptgrund für den Kauf von Kei-Cars ist.
BYD strebt an, bis Ende nächsten Jahres in allen 47 Präfekturen Japans präsent zu sein. Das Unternehmen sieht großes Potenzial für Elektrofahrzeuge, da immer mehr Verbraucher von Benzinfahrzeugen auf emissionsfreie Alternativen umsteigen möchten.
Konkurrenz und Innovation
Derzeitige Kei-EV-Modelle auf dem japanischen Markt umfassen den Nissan Sakura, der ab etwa 17.000 US-Dollar erhältlich ist. Im vergangenen Jahr wurden rund 23.000 Einheiten verkauft. Das beliebteste Kei-Modell ist Hondas N-Box-Serie, die bei etwa 11.400 US-Dollar beginnt und im letzten Jahr rund 200.000 Mal verkauft wurde.
BYD hofft, mit seinem neuen Modell in diesem Segment Fuß zu fassen und die japanischen Verbraucher zu überzeugen. Der Erfolg in Japan gilt für chinesische Automobilhersteller als ein Statussymbol, das ihre Fähigkeit beweist, weltweit konkurrenzfähig zu sein.
Politische Reaktionen und Handelsbeziehungen
Japanische Regierungsbeamte äußern Bedenken hinsichtlich der potenziellen Herausforderung durch BYD. Sie lehnen jedoch Protektionismus ab. Solche Maßnahmen könnten zu Klagen bei der Welthandelsorganisation (WTO) und Vergeltungsmaßnahmen auf dem chinesischen Automarkt führen. Der chinesische Markt ist der weltweit größte und für japanische Autohersteller von großer Bedeutung.
Die japanische Premierministerin Sanae Takaichi hat sich zuvor dafür ausgesprochen, EV-Subventionen abzuschaffen, da diese nur BYD und Tesla zugutekämen. Die Regierung erwägt zudem einen vorübergehenden Stopp von Steuererleichterungen für emissionsbasierte Fahrzeuge, was typischerweise Elektroautoherstellern zugutekommt.
Diese politischen Entwicklungen könnten die Wettbewerbsbedingungen für BYD und andere EV-Hersteller in Japan weiter beeinflussen. Der Markt bleibt dynamisch und wird mit Spannung beobachtet.




