In der kleinen Stadt Newton Falls, Ohio, hat ein Streit über die Einführung von Geschwindigkeitskameras eine heftige Debatte über Bürgerrechte und die Rolle der Stadtverwaltung ausgelöst. Ein Vorschlag zur Installation der Kameras wurde nach massivem Widerstand aus der Bevölkerung und einer entscheidenden Intervention der Wahlbehörde von der Tagesordnung des Stadtrats genommen. Die Auseinandersetzung hat tiefe Gräben zwischen Bürgern und einigen ihrer gewählten Vertreter offenbart.
Der Konflikt eskalierte, nachdem Anwohner über 150 Unterschriften sammelten, um eine öffentliche Abstimmung über die Blitzer zu erzwingen. Trotz Versuchen der Stadtverwaltung, die Entscheidung als rein administrative Angelegenheit zu behandeln, setzte sich die Wahlbehörde durch und bestätigte das Recht der Bürger, über die Maßnahme selbst zu entscheiden. Die Abstimmung ist nun für den Herbst 2026 angesetzt.
Wichtige Erkenntnisse
- Ein Beschluss zur Einführung von Blitzern in Newton Falls wurde nach Bürgerprotesten vom Stadtrat zurückgezogen.
- Eine von Bürgern initiierte Petition mit über 150 Unterschriften erzwang eine öffentliche Abstimmung über das Thema.
- Die Wahlbehörde des Bezirks Trumbull entschied einstimmig, dass die Bürger das Recht haben, über die Blitzer abzustimmen, und wies damit die Argumentation der Stadtverwaltung zurück.
- Die Kontroverse dreht sich um die Frage, ob die Entscheidung eine legislative (für die Wähler) oder eine administrative (für den Rat) Angelegenheit ist.
- Die öffentliche Abstimmung über die Geschwindigkeitskameras wird im Herbst 2026 stattfinden.
Ein Konflikt zwischen Verwaltung und Bürgern
Die jüngste Sitzung des Stadtrats von Newton Falls war von Anspannung geprägt. Obwohl der umstrittene Beschluss zur Einführung von Blitzern kurzfristig von der Agenda gestrichen wurde, waren zahlreiche verärgerte Bürger erschienen, um ihrem Unmut Luft zu machen. Im Zentrum ihrer Kritik stand der Rechtsdirektor der Stadt, Jeff Limbian, und Teile des Stadtrats.
Die Bürger warfen Limbian vor, versucht zu haben, ihr demokratisches Recht auf eine Abstimmung zu untergraben. Er hatte argumentiert, die Installation von Kameras sei eine administrative Entscheidung, die allein in der Zuständigkeit der Verwaltung liege und daher keiner öffentlichen Abstimmung bedürfe. Diese Ansicht stieß auf heftigen Widerspruch.
Die Einwohnerin Julie Lemon brachte die Frustration vieler auf den Punkt: „Sie haben versucht, uns zu übergehen. Und Sie nehmen Ratschläge von diesem Mann an, der Ihnen erlaubt, Ihren Eid zu verletzen.“
Der Weg zur Entscheidung
Der Disput begann, als die Stadtverwaltung Pläne zur Installation von Geschwindigkeitskameras vorantrieb, ursprünglich mit dem Argument der Sicherheit in Schulzonen. Engagierte Bürger organisierten daraufhin eine Unterschriftensammlung, um die Angelegenheit auf den Wahlzettel zu bringen. Sie sammelten schnell mehr als die erforderlichen 150 Unterschriften.
Daraufhin versuchte Rechtsdirektor Limbian, die Petition bei der Wahlbehörde des Bezirks Trumbull zu blockieren. Er legte ein Rechtsgutachten vor, in dem er seine Position bekräftigte, dass es sich um eine Verwaltungsangelegenheit handle. Der Staatsanwalt Jason Toth vertrat jedoch die gegenteilige Meinung: Es sei eine legislative Frage, die in die Hände der Wähler gehöre. Die Wahlbehörde schloss sich einstimmig der Auffassung von Toth an und ebnete damit den Weg für die Volksabstimmung.
Legislativ vs. Administrativ: Ein entscheidender Unterschied
Die Unterscheidung zwischen legislativen und administrativen Akten ist im Kommunalrecht von zentraler Bedeutung. Legislative Handlungen schaffen neue Gesetze oder politische Richtlinien und können oft durch Referenden von den Bürgern direkt beeinflusst werden. Administrative Handlungen hingegen setzen bestehende Gesetze um und liegen in der Regel im Ermessen der Verwaltung. Die Einstufung der Blitzer-Frage war daher der Kern des rechtlichen und politischen Konflikts in Newton Falls.
Stimmen aus dem Stadtrat und der Bevölkerung
Die Debatte hat auch den Stadtrat selbst gespalten. Einige Mitglieder verteidigten die Notwendigkeit der Kameras, während andere die Vorgehensweise der Stadtführung scharf kritisierten.
Ratsmitglied Brian Axiotis stellte sich auf die Seite der Bürger. Er zeigte sich entsetzt über den Versuch, die Abstimmung zu verhindern.
„Diese Leute sind losgezogen und haben Unterschriften gesammelt, damit sie ein Referendum starten und selbst darüber abstimmen können. Und irgendwie, auf irgendeine Weise, dachten einige der Leute, die heute Abend hier sitzen, dass sie dieses Recht nicht haben sollten. Das ist erschreckend.“
Ein weiterer Kritikpunkt, der von Bürgern und Axiotis geäußert wurde: Der ursprüngliche Vorschlag hätte die Installation von Kameras nicht auf Schulzonen beschränkt, sondern im gesamten Stadtgebiet ermöglicht. Dies verstärkte das Misstrauen gegenüber den Absichten der Verwaltung.
Argumente für die Kameras
Befürworter der Blitzer im Stadtrat argumentieren hingegen mit der Entlastung der Polizei und der Erhöhung der allgemeinen Sicherheit. Ratsmitglied Bob Burke erklärte, dass ein Polizeibeamter, der den Verkehr in einer Schulzone überwacht, für andere Aufgaben im Rest der Stadt fehle. „Durch den Einsatz dieses Beamten in der Schulzone während der Schulstunden wird er oder sie daran gehindert, Dienstleistungen für die übrigen Einwohner zu erbringen“, so Burke.
Bürgermeister Dave Hanson vertrat eine ähnliche Position und bezeichnete die Kameras unverblümt als eine Art „Straßensteuer“.
„Die Straßenüberwachung nimmt viel Zeit in Anspruch, die anderweitig für die Drogenbekämpfung und bei häuslicher Gewalt genutzt werden könnte. Die Blitzer sind im Grunde eine Straßensteuer. Wer also durch die Stadt rasen will, muss dafür bezahlen.“
Diese Argumente konnten die anwesenden Bürger jedoch nicht überzeugen. Die Einwohnerin Charlotte Simmons fasste das Gefühl des Misstrauens zusammen: „Ihr Leute denkt, dass ihr unsere Stimmen habt und uns unsere Wahl wegnehmen könnt. Nun, das wird hier nicht passieren.“
Wie geht es weiter in Newton Falls?
Nach der Entscheidung der Wahlbehörde und dem öffentlichen Druck ist der Weg nun frei für eine demokratische Entscheidung. Die Bürger von Newton Falls werden im Herbst 2026 an die Urnen gerufen, um final über die Einführung von Geschwindigkeitskameras abzustimmen.
Die Ereignisse der letzten Wochen haben jedoch Spuren hinterlassen. Die Auseinandersetzung hat das Verhältnis zwischen der Bevölkerung und ihrer Stadtverwaltung belastet und grundlegende Fragen über Transparenz und Bürgerbeteiligung aufgeworfen. Der Ausgang der Abstimmung wird nicht nur über die Verkehrssicherheit entscheiden, sondern auch zeigen, wie das Vertrauen in die lokalen Institutionen wiederhergestellt werden kann.




