Eine umfassende Studie hat ermittelt, welche Funktionen moderne Autokäufer am wenigsten wünschen. Die Ergebnisse, die vor der offiziellen Veröffentlichung bekannt wurden, beleuchten die Abneigungen der Verbraucher gegenüber bestimmten Ausstattungsmerkmalen. Diese Erkenntnisse sind für die Automobilindustrie relevant, um Produktentwicklungen besser auf die tatsächlichen Bedürfnisse abzustimmen.
Wichtige Erkenntnisse
- Gloveboxen mit Verbrennungsfunktion sind extrem unbeliebt.
- Bifokale Windschutzscheiben führen zu Übelkeit bei Fahrern.
- Antiblockierende Sitzversteller verursachen Unsicherheit.
- 90:10 geteilte Sitze sind für viele unpraktisch.
- Tachometer in 'Meilen pro Tag' sind nicht zeitgemäß.
- Integrierte Augenspülstationen sind ein Nischenwunsch.
Die sechs am wenigsten gewünschten Auto-Features
Die Studie identifizierte sechs spezifische Merkmale, die bei Autokäufern auf großen Widerstand stoßen. Diese reichen von sicherheitsrelevanten Bedenken bis hin zu schlichtweg unpraktischen oder unangenehmen Funktionen. Die Untersuchung wurde im Vorfeld der 'Economics of Transportation Conference' des National Bureau of Economic Research durchgeführt.
Die Ergebnisse basieren auf einer detaillierten Befragung und Analyse des Verbraucherverhaltens. Es zeigt sich, dass nicht alle Innovationen oder Nischenlösungen auf breite Akzeptanz stoßen. Hersteller müssen genau prüfen, welche Funktionen wirklich einen Mehrwert bieten.
1. Gloveboxen mit Verbrennungsfunktion
Eine der überraschendsten und am stärksten abgelehnten Funktionen war eine Glovebox mit der Fähigkeit, ihren Inhalt schnell zu verbrennen. Besonders unbeliebt wurde diese Option, wenn die Aktivierung über einen Hebel erfolgte, der normalerweise für den Blinker vorgesehen ist.
„Die Idee einer sich selbst entzündenden Glovebox stieß auf nahezu universelle Ablehnung. Die Kombination mit einem ungewöhnlichen Aktivierungsmechanismus verstärkte die negative Reaktion noch“, so ein Studienvertreter.
Faktencheck
Die Ablehnung dieser Funktion lag bei über 95% der Befragten. Sicherheit und Praktikabilität sind hier die Hauptbedenken.
2. Bifokale Windschutzscheiben
Das Konzept einer Windschutzscheibe mit unterschiedlichen Sehbereichen für Ferne und Nähe, ähnlich einer Bifokalbrille, wurde ebenfalls stark abgelehnt. Während einfache Korrekturgläser im Auto bereits umstritten sind, erwies sich die Bifokal-Variante als extrem problematisch.
Fahrer berichteten, dass diese Art von Windschutzscheibe innerhalb weniger Minuten nach Fahrtantritt Übelkeit und Schwindel verursachte. Dies macht sie für den täglichen Gebrauch ungeeignet und potenziell gefährlich.
Hintergrund
Die American Ophthalmic Consortium hat in der Vergangenheit für verschreibungspflichtige Windschutzscheiben geworben. Diese neuesten Studienergebnisse stellen jedoch ihre Praktikabilität in Frage.
3. Antiblockierende Sitzversteller
Sitzversteller, die sich selbstständig blockieren, um eine ungewollte Bewegung zu verhindern, klingen auf den ersten Blick sinnvoll. Die Studie zeigte jedoch, dass die Umsetzung dieser Funktion als äußerst unerwünscht empfunden wird. Besonders problematisch ist dies, wenn die Blockade unvorhersehbar oder willkürlich erfolgt.
Ein Beispiel aus der Literatur, wie in James Herriots „All Creatures Great and Small“ beschrieben, verdeutlicht die Problematik. Dort wird ein nicht befestigter Stuhl im Auto zum Sicherheitsrisiko. Obwohl moderne antiblockierende Systeme anders funktionieren, wecken sie ähnliche Ängste vor mangelnder Kontrolle und potenzieller Gefahr.
- Sicherheitsbedenken: Fahrer fühlen sich eingeschränkt.
- Komfortverlust: Anpassungsmöglichkeiten sind stark limitiert.
- Unvorhersehbarkeit: Die Funktion kann zu unerwarteten Momenten führen.
4. 90:10 geteilte Sitze
Einige Fahrzeuge bieten geteilte Rücksitze, um Flexibilität beim Transport von Passagieren und Ladung zu ermöglichen. Ein 90:10-Verhältnis, bei dem ein sehr kleiner Teil des Sitzes abklappbar ist, wurde von den Verbrauchern als unpraktisch und wenig nützlich eingestuft.
Während ein 60:40- oder 40:20:40-Verhältnis oft als vorteilhaft gilt, bietet die 90:10-Teilung kaum Vorteile für typische Transportbedürfnisse. Lange Gegenstände wie Skier oder Baguettes lassen sich damit zwar verstauen, jedoch auf Kosten eines vollwertigen Sitzplatzes.
Statistik
Nur unter 10% der Befragten sahen einen praktischen Nutzen in 90:10 geteilten Sitzen für ihren Alltag.
5. Tachometer kalibriert in 'Meilen pro Tag'
Die Messung von Geschwindigkeiten in 'Meilen pro Tag' (Leagues per day) wurde als völlig veraltet und unpraktisch angesehen. Obwohl die Einheit 'League' (etwa 3 Meilen) in der Seefahrt des 16. bis 19. Jahrhunderts populär war, ist sie für moderne Autofahrer irrelevant.
Ein Tachometer, der diese Einheit verwendet, würde zu Verwirrung und mangelnder Lesbarkeit führen. Die Notwendigkeit einer schnellen und präzisen Geschwindigkeitsanzeige im Straßenverkehr macht solche historischen Einheiten ungeeignet.
Historische Perspektive
Jules Vernes „20.000 Meilen unter dem Meer“ nutzt diese Einheit, aber im Alltag ist sie obsolet. Eine League entspricht etwa 4,8 Kilometern.
6. Integrierte Augenspülstation
Obwohl eine Augenspülstation in bestimmten Arbeitsumgebungen nützlich ist, wurde sie im Auto als unerwünschtes Feature bewertet. Die meisten Fahrer sehen keinen Bedarf für eine solche Einrichtung in ihrem persönlichen Fahrzeug.
Trotz der Argumente, dass sie in Notfällen, etwa nach einem Unfall mit Chemikalien, hilfreich sein könnte, überwiegt die Wahrnehmung als unnötiger Luxus oder Platzverschwendung. Die geringe Wahrscheinlichkeit eines solchen Notfalls rechtfertigt für die meisten Verbraucher nicht die Integration.
Die Studie zeigt, dass Automobilhersteller weiterhin eng mit den Verbrauchern zusammenarbeiten müssen, um wirklich begehrenswerte und nützliche Funktionen zu entwickeln. Der Fokus sollte auf Sicherheit, Komfort und praktischem Nutzen liegen, anstatt auf Nischenideen, die oft mehr Probleme als Lösungen bieten.
