Technologie1 Aufrufe10-12 Min. Lesezeit

Asiens Technologietrends: Politik, Wirtschaft und Innovation

Asiens Technologiewelt ist in Bewegung: Japans LDP kämpft um politische Stabilität, während Chinas EV-Investitionen sich neu ausrichten. Arbeitsbedingungen in iPhone-Fabriken stehen in der Kritik. KI-

Kenji Tanaka
Von
Kenji Tanaka

Kenji Tanaka ist ein erfahrener Technologiekorrespondent mit Sitz in Tokio. Er berichtet seit über einem Jahrzehnt über die neuesten Entwicklungen in der asiatischen Tech-Branche, von politischen Einflüssen bis hin zu bahnbrechenden Innovationen.

Autorenprofil
Asiens Technologietrends: Politik, Wirtschaft und Innovation

Die asiatische Technologielandschaft erlebt derzeit erhebliche Veränderungen, beeinflusst durch politische Entwicklungen in Japan und China sowie durch globale Innovationen. Während Japans Regierungspartei interne Machtkämpfe austrägt, passen chinesische Unternehmen ihre globalen Strategien an. Gleichzeitig prägen neue Technologien wie KI-Brillen und Chiplet-Technologie die Zukunft der Branche.

Wichtige Erkenntnisse

  • Japans Regierungspartei LDP steht vor einer wichtigen Präsidentschaftswahl inmitten sinkender Popularität und Parlamentssitze.
  • Chinas Investitionen in die globale EV-Lieferkette verlangsamen sich, der Fokus verschiebt sich auf Fahrzeugmontage.
  • Arbeitsbedingungen in chinesischen iPhone-Fabriken stehen weiterhin unter Kritik wegen Überstunden und Diskriminierung.
  • KI-Brillen entwickeln sich zum neuen Schlachtfeld im Tech-Wettbewerb zwischen den USA und China.
  • Chiplet-Technologie ermöglicht es Chipherstellern wie Tenstorrent, mit verschiedenen Fertigungspartnern zusammenzuarbeiten.

Japans politische Landschaft vor entscheidender Wahl

Die Wahl des Präsidenten der regierenden Liberaldemokratischen Partei (LDP) in Japan steht kurz bevor. Diese Wahl, die am Samstag stattfindet, ist eine nahezu exakte Wiederholung der Abstimmung vom Vorjahr. Fast alle Kandidaten sind dieselben. Premierminister Shigeru Ishiba ist dieses Mal nicht dabei. Seine Amtszeit als Parteipräsident sollte drei Jahre dauern. Interne Parteipolitik zwang ihn jedoch zum Rücktritt, obwohl er nicht in den Korruptionsskandal verwickelt war, der die Partei beschädigte.

Die LDP, die den Großteil der japanischen Nachkriegsgeschichte regiert hat, nutzte in der Vergangenheit eine ähnliche Strategie. Sie brachte jemanden wie Ishiba an die Macht, nur um ihn kurze Zeit später abzusetzen. Dies sollte das Bild eines politischen „Resets“ erzeugen und die Aufmerksamkeit der Medien sowie der Bevölkerung auf sich ziehen.

Faktencheck LDP

  • Die LDP hat erstmals Niederlagen bei Unter- und Oberhauswahlen erlitten.
  • Die Anzahl der LDP-Parlamentarier sank von 368 auf 295 innerhalb eines Jahres.
  • Die Parteimitgliedschaft fiel um über 10 % unter die Marke von 1 Million.

Dieses Mal sind die Umstände anders. Die LDP hat zum ersten Mal Niederlagen bei den Wahlen zum Unter- und Oberhaus erlitten. Die Zahl ihrer Parlamentarier ist innerhalb eines Jahres von 368 auf 295 gesunken. Auch die Parteimitgliedschaft ist um mehr als 10 % zurückgegangen und liegt nun unter der Millionengrenze. Da die LDP und ihr Koalitionspartner Komeito in beiden Kammern die Mehrheit verloren haben, ist nicht garantiert, dass der neue LDP-Parteipräsident auch Premierminister wird. Der zersplitterte Zustand der Opposition macht dies jedoch wahrscheinlicher.

Ryosei Akazawa, Minister für wirtschaftliche Wiederbelebung und Ishibas Vertrauter, betonte: "Der neue Premierminister muss die von der aktuellen Regierung eingeleiteten Schlüsselpolitiken fortführen." Dazu gehören drastische Mindestlohnerhöhungen, verbesserte Katastrophenvorsorge und die vollständige Umsetzung des Handelsabkommens mit den USA.

Akazawa, Japans oberster Handelsunterhändler, reiste diesen Sommer zehnmal nach Washington. Er hob hervor, dass die Zusage von 550 Milliarden US-Dollar an Investitionen in die USA, die den Kern des Abkommens bildet, der „Etablierung einer neuen Lieferkette zur Förderung der wirtschaftlichen Sicherheit“ dient. Akazawa ist zuversichtlich, dass das Abkommen eingehalten wird und die Stärkung der Allianz mit den USA unabhängig vom Wahlausgang hohe Priorität haben wird. Die Kandidaten äußerten sich jedoch weniger zu Kernwachstumsstrategien wie künstliche Intelligenz, Chips, Biotechnologie und grüne Innovationen. Eine genaue Prüfung ihrer offiziellen Positionen ist notwendig, um die möglichen Auswirkungen nach der Wahl zu verstehen.

Chinas EV-Investitionen und globale Strategiewechsel

Chinas Ausgaben für globale Lieferketten in der Elektrofahrzeugfertigung zeigen nach fünf Jahren aggressiver Expansion Anzeichen einer Verlangsamung. Dies berichtet Pak Yiu von Nikkei Asia aus New York. Während chinesische Unternehmen früher stark in kapitalintensive Batterie- und Rohstoffprojekte investierten, hat sich der Fokus in den letzten zwei Jahren auf kostengünstigere Fahrzeugmontageanlagen verlagert. Dies geht aus Daten der US-Beratungsfirma Rhodium Group hervor.

Chinesische Batteriehersteller erklärten gegenüber Nikkei Asia, dass neue Auslandsinvestitionen aufgrund eines unsicheren geopolitischen Umfelds und der weitreichenden Zölle von US-Präsident Trump, die die globalen Handelsbeziehungen durcheinandergebracht haben, zurückgegangen sind. Dennoch bleiben Überseemärkte für viele lukrativer, da im Inland ein harter Preiskampf tobt.

Hintergrund: Chinas Rolle im globalen EV-Markt

China ist der größte Markt für Elektrofahrzeuge und ein führender Produzent von Batterien und Komponenten. Die globale Expansion chinesischer EV-Unternehmen war in den letzten Jahren rasant. Doch geopolitische Spannungen und protektionistische Maßnahmen beeinflussen nun die Investitionsstrategien.

Gleichzeitig entwickeln sich die Strategien chinesischer Automobilhersteller in Russland unterschiedlich. Ihr kollektiver Marktanteil stieg dort seit Moskaus Invasion in der Ukraine von weniger als 10 % auf über 60 %. Kenji Kawase schreibt, dass chinesische Akteure die Lücke füllen konnten, die durch den Rückzug europäischer, japanischer und südkoreanischer Wettbewerber entstand. Es zeigen sich jedoch Differenzen bei der Einhaltung westlicher Sanktionen. Präsident Wladimir Putin verhängt zudem protektionistische Maßnahmen, die offenbar darauf abzielen, den starken Zustrom importierter Autos, hauptsächlich aus China, einzudämmen. Chery Automobile, der meistverkaufte chinesische Automobilhersteller in Russland, kündigte an, den Markt bis 2027 zu verlassen. Great Wall Motor scheint hingegen seine Präsenz im Land zu verstärken.

Arbeitsbedingungen in Apples Lieferkette unter der Lupe

Chinesische Fabrikarbeiter, die Apples neuestes iPhone montieren, sind weiterhin prekären Bedingungen ausgesetzt. Dies berichtet eine führende Arbeitsrechtsgruppe. Sie leiden unter vielen Überstunden, Lohnverzögerungen und Diskriminierung ethnischer Minderheiten. China Labor Watch (CLW) fand heraus, dass mehr als die Hälfte der geschätzten 200.000 Arbeiter, die während der Hochsaison in der weltgrößten iPhone-Fabrik von Foxconn in Zhengzhou beschäftigt sind, Saisonkräfte sind. Diese werden als „Dispatch Workers“ bezeichnet, schreibt Eleanor Olcott von der Financial Times.

Dies verstößt gegen ein chinesisches Gesetz, das den Einsatz solcher Mitarbeiter auf 10 % der Belegschaft eines Unternehmens begrenzt. CLW, das sich auf verdeckte Ermittlungen in chinesischen Fabriken spezialisiert hat, stellte auch fest, dass Dispatch Workers gestaffelte Zahlungspläne hatten. Diese hielten einen Teil ihrer Löhne zurück, um sie davon abzuhalten, während der Produktionsspitze zu kündigen. Diese Mitarbeiter hatten keinen Anspruch auf die gleichen Leistungen wie Vollzeitangestellte, darunter bezahlter Krankenstand, bezahlter Urlaub und Sozialversicherungen wie Krankenversicherung und Rentenbeiträge.

CLW behauptete auch, dass es eine systematische Diskriminierung bei der Einstellung bestimmter ethnischer Minderheiten und schwangerer Frauen gibt. Foxconn erklärte, man sei ein „Arbeitgeber der Chancengleichheit“, der „Diskriminierung nicht duldet“. Das Unternehmen fügte hinzu, dass es in den letzten zwei Jahren „proaktiv unabhängige Audits durch Dritte“ durchgeführt habe. Diese Audits hätten „kritische Einhaltung und Transparenz in Bezug auf soziale und ökologische Verantwortung“ gezeigt. Apple erklärte, dass Teams „vor Ort waren und eine sofortige Untersuchung eingeleitet haben“, nachdem sie über die Ergebnisse von CLW informiert wurden. Apple betonte, man sei „fest den höchsten Standards in Bezug auf Arbeit, Menschenrechte, Umwelt und ethisches Verhalten verpflichtet.“

KI-Brillen: Das nächste Schlachtfeld der Tech-Giganten

Brillen mit eingebauten transparenten Displays, unterstützt durch künstliche Intelligenz, entwickeln sich zum neuen Schlachtfeld zwischen US-amerikanischen und chinesischen Technologieunternehmen. Dies berichtet Yifan Yu, Korrespondent von Nikkei Asia aus dem Silicon Valley. Die Markteinführung der neuesten KI-Brillen von Meta am Dienstag wurde von den Verbrauchern positiv aufgenommen, trotz einer missglückten Live-Demo von CEO Mark Zuckerberg zwei Wochen zuvor.

Das neue tragbare Gerät kann Textnachrichten und Kartenanweisungen anzeigen. Gleichzeitig ermöglicht es den Benutzern, Anrufe entgegenzunehmen und Nachrichten mit einer Handbewegung zu senden, dank eines speziellen Armbands. Die weltweiten Lieferungen werden in diesem Jahr auf 5,1 Millionen Einheiten geschätzt. Dies liegt weit hinter den jährlich verkauften Milliarden Smartphones zurück. Solche Geräte könnten jedoch ein Wendepunkt bei der Einführung von KI sein.

Flora Tang, Senior Analystin bei Counterpoint Research, erklärte: "KI-Brillen bieten eine natürlichere Schnittstelle für persönliche KI-Agenten. Sie ermöglichen kontinuierliches, freihändiges und kontextbezogenes Computing – sie sehen, was Benutzer sehen, und hören, was sie hören."

Die Geräte haben das Potenzial, die nächste Grenze der „Software- und Hardware-Ökosysteme“ zu sein. Diese könnten entscheidend sein, um das KI-Rennen zu gewinnen. Deshalb setzen große Tech-Akteure auf beiden Seiten des Pazifiks auf dieses Nischenprodukt.

Chiplet-Technologie revolutioniert die Chip-Produktion

Im Gegensatz zu Nvidia und Apple setzt das KI-Startup Tenstorrent nicht auf ein oder zwei große Auftragschiphersteller. Stattdessen strebt es die Zusammenarbeit mit fast jedem namhaften Produktionspartner weltweit an, um seine KI-Chips zu fertigen. Gründer und CEO Jim Keller erklärte den Tech-Korrespondenten Cheng Ting-Fang und Lauly Li von Nikkei Asia in Taipeh, dass dies durch die „Chiplet“-Technologie ermöglicht wird. Dabei werden verschiedene Chips zu einem fortschrittlichen Paket gebündelt.

Der erste Chip des Unternehmens wurde im 12-Nanometer-Verfahren von GlobalFoundries hergestellt. Die aktuellen Chips, einschließlich des Blackhole KI-Beschleunigers, werden im 6-Nanometer-Verfahren von TSMC produziert. Der Chip der nächsten Generation, Quasar, wird mit der 4-Nanometer-Technologie von Samsung gefertigt.

Tenstorrents Chip-Fertigung

  • Erster Chip: GlobalFoundries (12 nm)
  • Aktuelle Chips (Blackhole): TSMC (6 nm)
  • Nächste Generation (Quasar): Samsung (4 nm)
  • Gespräche für 2-nm-Technologien mit TSMC, Rapidus und Samsung

Keller sagte: "Wir sprechen mit TSMC, Rapidus und Samsung über 2-Nanometer-Technologien."

Intel ist ebenfalls ein Kandidat für die zukünftige Chipherstellung. Keller merkte jedoch an, dass Intel „noch viel Arbeit vor sich hat, um eine wirklich solide Technologie-Roadmap zu liefern.“ Diese flexible Fertigungsstrategie könnte Tenstorrent einen Wettbewerbsvorteil verschaffen, indem sie Zugang zu den besten Technologien verschiedener Hersteller ermöglicht und die Abhängigkeit von einem einzigen Zulieferer reduziert.