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Ford F-150 Besitzer verdienen Geld mit Stromrückspeisung

In Baltimore verdienen Besitzer des Ford F-150 Lightning bis zu 1.000 US-Dollar, indem sie Strom aus ihren Fahrzeugen in das öffentliche Netz zurückspeisen.

Adrian Fischer
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Adrian Fischer

Adrian Fischer ist ein erfahrener Technologiejournalist mit einem Schwerpunkt auf Elektromobilität, künstlicher Intelligenz und autonomen Fahrsystemen. Er verfolgt und analysiert die neuesten Entwicklungen in der Automobil- und Tech-Branche.

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Ford F-150 Besitzer verdienen Geld mit Stromrückspeisung

In Baltimore, Maryland, nehmen drei Besitzer des Ford F-150 Lightning an einem wegweisenden Pilotprojekt teil. Sie nutzen die Batterien ihrer Elektrofahrzeuge, um während Spitzenlastzeiten Strom in das öffentliche Netz einzuspeisen. Für ihre Teilnahme an diesem Vehicle-to-Grid-Programm (V2G), das von Ford, Sunrun und dem Energieversorger Baltimore Gas and Electric (BGE) geleitet wird, können sie eine Vergütung von bis zu 1.000 US-Dollar erhalten.

Das Programm, das im Juli startete und bis Ende September läuft, ist das erste seiner Art in den USA, das sich gezielt an private Haushalte richtet. Es testet, wie Elektroautos zur Stabilisierung des Stromnetzes beitragen und gleichzeitig den Fahrzeugbesitzern finanzielle Vorteile bieten können.

Wichtige Fakten

  • In Baltimore läuft das erste V2G-Pilotprojekt für Privathaushalte in den USA.
  • Drei Besitzer des Ford F-150 Lightning speisen Strom in das Netz ein.
  • Teilnehmer können für ihre Mitwirkung bis zu 1.000 US-Dollar verdienen.
  • Das Projekt ist eine Kooperation von Ford, Sunrun und Baltimore Gas and Electric (BGE).
  • Die Rückspeisung erfolgt wochentags während der Spitzenlastzeiten von 17 bis 21 Uhr.

Ein Testlauf für die Energiezukunft

Die Idee, die Batterien von Elektrofahrzeugen als mobile Energiespeicher für das Stromnetz zu nutzen, ist nicht neu. Die Technologie, bekannt als Vehicle-to-Grid oder V2G, wird seit über einem Jahrzehnt erforscht. Frühere Projekte konzentrierten sich jedoch meist auf kommerzielle Fahrzeugflotten oder Hybridfahrzeuge mit kleineren Batterien.

Das aktuelle Projekt in Baltimore markiert einen wichtigen Meilenstein. Erstmals wird die V2G-Technologie direkt mit privaten Besitzern von reinen Elektrofahrzeugen im Alltag getestet. Die Teilnehmer nutzen das von Sunrun und Ford entwickelte „Home Integration System“, um die Energieübertragung zu steuern.

Wie das Programm funktioniert

Die drei teilnehmenden F-150-Lightning-Besitzer haben zugestimmt, an Wochentagen zwischen 17 und 21 Uhr Energie aus ihren Fahrzeugbatterien zurück in das Netz von BGE zu leiten. Dieser Zeitraum wurde gezielt gewählt, da hier der Stromverbrauch in der Regel am höchsten ist und das Netz stark belastet wird.

Durch die zusätzliche Energie aus den Fahrzeugen kann der Energieversorger Bedarfsspitzen besser abdecken, ohne auf teure und oft weniger umweltfreundliche Spitzenlastkraftwerke zurückgreifen zu müssen. Die Fahrzeugbesitzer werden für die bereitgestellte Energie finanziell entschädigt.

Was ist Vehicle-to-Grid (V2G)?

Vehicle-to-Grid (V2G) ist eine Technologie, die eine bidirektionale Energieübertragung zwischen einem Elektrofahrzeug und dem Stromnetz ermöglicht. Das bedeutet, das Fahrzeug kann nicht nur Strom aus dem Netz laden, sondern bei Bedarf auch gespeicherte Energie zurückspeisen. Dies kann helfen, das Netz zu stabilisieren, erneuerbare Energien besser zu integrieren und Stromausfälle zu überbrücken.

Vorteile für alle Beteiligten

Die Partner des Projekts betonen die vielfältigen Vorteile des V2G-Ansatzes. Für die Fahrzeugbesitzer entsteht eine neue Einnahmequelle, die die Gesamtbetriebskosten ihres Elektroautos senken kann. Energieversorger erhalten eine flexible Ressource zur Netzstabilisierung, und die Gesellschaft profitiert von einem widerstandsfähigeren und potenziell grüneren Stromnetz.

Bill Crider, Senior Director für globale Lade- und Energiedienstleistungen bei Ford, beschreibt es als eine Win-Win-Situation. „Kunden können nicht nur ihre Häuser mit Strom versorgen, sondern bei Bedarf auch Strom direkt ins Netz zurückspeisen. Das schafft finanzielle Anreize für Kunden, mehr Kapazität für Versorger und mehr Netzzuverlässigkeit und nachhaltige Energiepraktiken für die Gesellschaft“, so Crider.

„Dies zeigt die entscheidende Rolle, die Fahrzeugbatterien bei der Stromversorgung des nationalen Netzes spielen können, und beschleunigt die amerikanische Energieunabhängigkeit und -dominanz.“

Mary Powell, CEO von Sunrun, hebt die strategische Bedeutung hervor. Sie sieht in der Technologie einen Schlüssel, um die Energieinfrastruktur des Landes zu stärken und die Abhängigkeit von traditionellen Energiequellen zu verringern.

Ein Teilnehmer berichtet aus der Praxis

Einer der Pioniere des Programms ist Morgan Grove, ein Einwohner von Baltimore und Mitglied der städtischen Nachhaltigkeitskommission. Er entschied sich bewusst für den Ford F-150 Lightning, unter anderem wegen seiner Fähigkeit zum bidirektionalen Laden.

„Ich habe den Ford F-150 Lightning aus mehreren Gründen gekauft, einer davon war die Fähigkeit, unser Haus bei einem Stromausfall zu versorgen“, erklärte Grove. „Jetzt kann ich auch Geld verdienen, indem ich Energie direkt ins Netz sende.“ Seine Teilnahme ist für ihn ein praktischer Beitrag zur Erprobung zukunftsweisender Energielösungen.

Die Geschichte der V2G-Tests

  • 2009: Ford und American Electric Power starteten einen der ersten Tests in Ohio, damals noch mit Hybridfahrzeugen.
  • 2011: General Motors führte ein ähnliches Projekt mit dem Plug-in-Hybrid Chevrolet Volt durch.
  • Bisheriger Fokus: Die meisten Pilotprojekte beschränkten sich auf Firmenflotten, da diese leichter zu steuern sind.
  • Aktueller Stand: Der Test in Baltimore ist der erste, der die Technologie gezielt in privaten Wohnhäusern mit reinen Elektro-Pickups erprobt.

Ausblick auf ein intelligentes Stromnetz

Das Projekt in Baltimore ist zwar klein im Umfang, hat aber eine große Signalwirkung. Es demonstriert, dass die wachsende Zahl von Elektrofahrzeugen nicht nur eine Belastung für das Stromnetz sein muss, sondern aktiv zu dessen Stabilität beitragen kann. Wenn Millionen von Elektroautos als dezentrale Energiespeicher fungieren, könnten sie eine entscheidende Rolle bei der Energiewende spielen.

Experten sehen in V2G eine Schlüsselkomponente für zukünftige „Smart Grids“ (intelligente Stromnetze). In solchen Netzen wird Energieerzeugung und -verbrauch intelligent gesteuert, um die Effizienz zu maximieren und die Integration erneuerbarer Energien wie Sonne und Wind zu erleichtern.

Der Erfolg dieses und ähnlicher Pilotprojekte wird darüber entscheiden, wie schnell sich die V2G-Technologie landesweit durchsetzen kann. Regulatorische Hürden und die Entwicklung standardisierter technischer Protokolle sind dabei noch zu überwindende Herausforderungen. Doch der erste Schritt in privaten Haushalten ist getan.