Technologie23 Aufrufe7 Min. Lesezeit

Tesla: Selbstfahr-Versuch scheitert nach 100 Kilometern

Zwei Tesla-Influencer scheiterten bei einer Küsten-zu-Küsten-Fahrt mit einem Model Y nach 100 Kilometern. Das FSD-System kollidierte mit Straßenschutt, was Fragen zur Autonomie aufwirft.

Adrian Fischer
Von
Adrian Fischer

Adrian Fischer ist ein erfahrener Technologiejournalist mit einem Schwerpunkt auf Elektromobilität, künstlicher Intelligenz und autonomen Fahrsystemen. Er verfolgt und analysiert die neuesten Entwicklungen in der Automobil- und Tech-Branche.

Autorenprofil
Tesla: Selbstfahr-Versuch scheitert nach 100 Kilometern

Zwei Tesla-Aktionäre und Online-Influencer haben versucht, eine von Elon Musk im Jahr 2016 versprochene Küsten-zu-Küsten-Fahrt mit einem vollständig autonomen Tesla zu absolvieren. Ihr Versuch endete abrupt nach etwa 100 Kilometern in Kalifornien, als ihr Fahrzeug mit einem Hindernis kollidierte. Dieser Vorfall wirft erneut Fragen zur aktuellen Leistungsfähigkeit von Teslas "Full Self-Driving" (FSD)-System auf.

Wichtige Erkenntnisse

  • Tesla-Influencer scheiterten bei Küsten-zu-Küsten-Fahrt nach ca. 100 km.
  • Unfallursache war ein Hindernis auf der Straße, das das FSD-System nicht vermied.
  • Musks Versprechen einer autonomen Fahrt von Küste zu Küste aus dem Jahr 2016 bleibt unerfüllt.
  • FSD ist weiterhin ein Level-2-Fahrassistenzsystem, das ständige Fahreraufmerksamkeit erfordert.

Das unerfüllte Versprechen von Elon Musk

Im Jahr 2016 kündigte Tesla-CEO Elon Musk an, dass ein Tesla bis Ende 2017 eine vollständig autonome Fahrt von Los Angeles nach New York absolvieren würde. Diese Fahrt sollte live übertragen oder ungeschnitten gefilmt werden, wobei das Fahrzeug die gesamte Strecke selbstständig fahren sollte. Dieses Ziel wurde bis heute, im Jahr 2025, nicht erreicht.

Trotz zahlreicher Verzögerungen bei der Erreichung der Autonomieziele glauben viele Tesla-Aktionäre weiterhin an die baldige Einführung des unüberwachten autonomen Fahrens. Dies wird durch die Einführung einer "Robotaxi"-Flotte in Austin, die jedoch die Anwesenheit von Tesla-Mitarbeitern in den Fahrzeugen erfordert, sowie durch Verbesserungen an den FSD-Systemen in Kundenfahrzeugen genährt.

Faktencheck: Teslas FSD

Teslas "Full Self-Driving" (FSD) ist laut Tesla selbst ein Level-2-Fahrassistenzsystem. Das bedeutet, dass der Fahrer jederzeit die volle Verantwortung trägt und das System ständig überwachen muss. Es handelt sich nicht um ein vollständig autonomes System.

Der gescheiterte Küsten-zu-Küsten-Versuch

Zwei bekannte Tesla-Aktionäre und Online-Influencer unternahmen kürzlich den Versuch, eine Fahrt von San Diego, Kalifornien, nach Jacksonville, Florida, mit einem Tesla Model Y zu absolvieren. Das Fahrzeug war mit der neuesten FSD-Softwareversion 13.9 ausgestattet. Ihr Ziel war es, Musks ursprüngliches Versprechen einzulösen.

Die Fahrt endete jedoch abrupt und vorzeitig. Das Duo kam nicht einmal aus Kalifornien heraus, bevor es zu einem Unfall kam. Das Fahrzeug kollidierte mit einem leicht vermeidbaren Straßenschutt, der das Tesla Model Y erheblich beschädigte.

"In dem Video ist zu sehen, dass der Fahrer seine Hände nicht am Lenkrad hatte. Der Beifahrer bemerkte das Hindernis weit im Voraus. Es gab genügend Zeit zum Reagieren, aber der Fahrer griff erst in letzter Sekunde zum Lenkrad."

Details des Unfalls und die Folgen

Das Video des Vorfalls zeigt deutlich, dass der Fahrer seine Hände nicht am Lenkrad hatte, obwohl das FSD-System aktiviert war. Der Beifahrer erkannte den Schutt auf der Fahrbahn frühzeitig. Trotz dieser Vorwarnung und ausreichend Zeit zur Reaktion griff der Fahrer erst kurz vor dem Aufprall ein.

In einem späteren Video bestätigten die beiden Influencer die Schäden am Fahrzeug. Das Model Y erlitt einen gebrochenen Stabilisatorhalter und beschädigte Fahrwerkskomponenten. Zudem zeigte das Fahrzeug zahlreiche Warnmeldungen an. Sie legten lediglich etwa 2,5 % der geplanten Gesamtstrecke zurück, bevor der Unfall geschah.

Hintergrund: Die "March of the 9s"

Elon Musk selbst sprach einst von der "March of the 9s", wenn es um die Perfektionierung des autonomen Fahrens geht. Er erklärte, dass es extrem schwierig ist, von 99 % autonomem Fahren auf ein System mit 99,999999999 % Autonomie zu kommen, das wirklich nützlich ist. Er räumte ein, dass die reale Welt unberechenbar ist und schwer zu simulieren – eine Herausforderung, die sich in Szenarien wie Straßenschutt zeigt.

Die Realität des autonomen Fahrens

Dieser Vorfall unterstreicht die Komplexität und die anhaltenden Herausforderungen bei der Entwicklung vollständig autonomer Fahrsysteme. Experten weisen darauf hin, dass unvorhersehbare Szenarien wie Straßenschutt oder plötzliche Hindernisse die größten Hürden darstellen.

Die aktuelle Situation zeigt, dass Tesla noch Jahre von einem wirklich unüberwachten, autonomen System entfernt sein könnte. Obwohl Fortschritte gemacht werden, bleibt das Erreichen eines hohen Niveaus an Autonomie, das in allen realen Fahrsituationen zuverlässig funktioniert, eine enorme technische Aufgabe. Der Unfall der Influencer ist ein deutlicher Indikator dafür, dass die Systeme noch nicht bereit für unüberwachte Langstreckenfahrten sind.

Wettbewerb und zukünftige Entwicklungen

Während Tesla an der Perfektionierung seiner FSD-Systeme arbeitet, haben Wettbewerber wie Waymo bereits vor etwa fünf Jahren mit ihrer eigenen "March of the 9s" begonnen. Viele Beobachter sehen Tesla im Vergleich dazu im Rückstand. Es ist unklar, wie lange es dauern wird, bis Tesla ein System liefert, das den ursprünglichen Versprechen Musks gerecht wird.

Die Entwicklung erfordert nicht nur Software-Verbesserungen, sondern möglicherweise auch neue Hardware-Suiten. Die Schätzung, dass dies noch zwei bis drei Jahre dauern könnte, verdeutlicht die langfristige Natur dieser Technologieentwicklung.

Ähnlicher Vorfall im Jahr 2020

Ein ähnlicher Unfall ereignete sich bereits im Jahr 2020. Ein Fahrer fuhr in einem Tesla Model 3 auf dem Autopiloten über einen geplatzten LKW-Reifen. Obwohl der Fahrer bremste, war der Aufprall nicht vollständig zu vermeiden. Der Schaden belief sich auf etwa 10.000 US-Dollar für die Reparatur der Aufhängung und anderer Komponenten. Solche Reparaturkosten könnten auch bei dem aktuellen Vorfall anfallen.

Die Rolle der Investoren und die Marktwahrnehmung

Die öffentliche Diskussion über Teslas autonomes Fahren hat sich verändert. Früher gab es rationalere Debatten unter Aktionären. Nun, da Teslas Kerngeschäft mit Elektrofahrzeugen an Dynamik verliert, scheint der Aktienkurs stark von den Versprechen bezüglich selbstfahrender Autos und Robotaxis abzuhängen. Dies führt dazu, dass empirische Beweise wie das Unfallvideo oft von einer "Glaubensgemeinschaft" von Investoren verteidigt werden.

Ein Top-Kommentar von Leonard Bates auf einer Plattform fasst dies zusammen: "Es wird keine Rolle spielen. Zumindest kurzfristig. Wir leben jetzt in einer Welt, in der eine Gruppe von Menschen eine synthetische Realität durch Online-Befürwortung schaffen und diese gegen alle Beweise verteidigen kann, die zeigen, dass es ein Betrug ist." Diese Aussage deutet auf die Herausforderung hin, faktenbasierte Informationen im aktuellen Diskussionsklima zu vermitteln.

Dieser Vorfall dient als wichtige Erinnerung daran, dass die Technologie des autonomen Fahrens trotz aller Fortschritte noch erhebliche Grenzen hat und die ständige Aufmerksamkeit des Fahrers bei Systemen wie Teslas FSD unerlässlich ist.