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Audi: Gründe für Untersteuern und technische Lösungen

Audi-Fahrzeuge neigen aufgrund ihrer frontlastigen Bauweise und des quattro-Allradsystems zum Untersteuern. Moderne Sportdifferenziale und die richtige Reifenwahl können dieses Verhalten jedoch deutli

Markus Weber
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Markus Weber

Markus Weber ist ein erfahrener Automobiljournalist mit einem Fokus auf Fahrzeugsicherheit, Technologie und Branchentrends. Er berichtet seit über einem Jahrzehnt über die Entwicklungen in der globalen Automobilindustrie.

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Audi: Gründe für Untersteuern und technische Lösungen

Audi-Fahrzeuge sind bekannt für ihre Allradsysteme und hohe Bauqualität. Im Vergleich zu Wettbewerbern wie Mercedes-Benz oder BMW, die oft auf Hinterradantrieb setzen, zeigen Audi-Modelle jedoch tendenziell andere Fahreigenschaften. Eine häufig diskutierte Eigenschaft ist das sogenannte Untersteuern, besonders bei leistungsstarken Modellen.

Wichtige Erkenntnisse

  • Audis neigen aufgrund der Gewichtsverteilung zum Untersteuern.
  • Der Motor ist oft weit vorne platziert, was die Frontlastigkeit erhöht.
  • Das quattro-Allradsystem trägt ebenfalls zum Gewicht an der Vorderachse bei.
  • Moderne Sportdifferenziale können dem Untersteuern entgegenwirken.
  • Reifenwahl spielt eine entscheidende Rolle für das Fahrverhalten.

Untersteuern und Übersteuern im Fahrverhalten

Der Unterschied zwischen Übersteuern und Untersteuern ist für Fahrer deutlich spürbar. Beim Übersteuern bricht das Heck des Fahrzeugs aus, wenn die Traktion nachlässt. Das Auto beginnt zu driften, wobei das Heck zum Kurvenrand hin ausschert. Diese Fahrweise kann kontrolliert und von erfahrenen Fahrern als dynamisch empfunden werden.

Im Gegensatz dazu tritt Untersteuern auf, wenn die Fahrzeugfront bei Traktionsverlust nach außen schiebt. Das Auto hat Schwierigkeiten, die Kurve zu halten, und schiebt über die Vorderräder geradeaus. Dies wird oft als weniger kontrollierbar und frustrierend beschrieben, da das Fahrzeug nicht der gewünschten Lenkbewegung folgt.

Faktencheck

Übersteuern: Heck bricht aus, oft kontrollierbar. Untersteuern: Front schiebt nach außen, erschwert die Kurvenfahrt.

Gewichtsverteilung als Hauptursache

Die primäre Ursache für die Neigung von Audi-Fahrzeugen zum Untersteuern liegt in ihrer Gewichtsverteilung. Ingenieure und Designer positionieren bei Audi traditionell einen erheblichen Teil der Masse über der Vorderachse. Dieser Ansatz unterscheidet sich von vielen Wettbewerbern, die den Motor weiter hinten im Fahrzeug platzieren, um eine ausgewogenere Gewichtsverteilung zu erreichen.

Besonders bei den leistungsstarken Audi-Modellen, die für ihre „nasenlastige“ Bauweise bekannt sind, ist dieser Effekt ausgeprägt. Die hohe Masse an der Front begünstigt das Ausbrechen der Vorderräder, wenn das Fahrzeug in Kurven an seine Haftgrenze kommt. Dies führt zum charakteristischen Untersteuern.

„Die Gewichtsverteilung ist ein kritischer Faktor. Wenn zu viel Masse über der Vorderachse liegt, neigt das Fahrzeug dazu, in Kurven über die Vorderräder zu schieben.“ – Expertenaussage

Der Einfluss des quattro-Allradsystems

Ein weiterer Aspekt, der zur Frontlastigkeit beiträgt, ist das quattro-Allradsystem von Audi. Während viele Konkurrenzmodelle mit Hinterradantrieb die meisten Antriebsstrangkomponenten am Heck haben, sind bei Audis quattro-Modellen zusätzliche Komponenten für den Allradantrieb ebenfalls im vorderen Bereich des Fahrzeugs untergebracht. Dies erhöht das Gewicht an der Fahrzeugfront weiter.

Diese Kombination aus vorne platziertem Motor und den Komponenten des Allradantriebs führt dazu, dass die Vorderachse unter Last steht. Beim Beschleunigen durch Kurven führt dies dazu, dass die Vorderräder früher die Haftgrenze erreichen und das Fahrzeug dann untersteuert.

Hintergrundinformation

Das quattro-System wurde 1980 eingeführt und revolutionierte den Rallyesport. Es bietet hervorragende Traktion, kann aber die Gewichtsverteilung beeinflussen.

Audis Bemühungen zur Reduzierung des Untersteuerns

Obwohl Audi nicht den Anspruch erhebt, die „ultimativen Fahrmaschinen“ wie BMW zu bauen, ist die Assoziation mit Untersteuern, manchmal scherzhaft als „Audisteer“ bezeichnet, unerwünscht. Daher haben Audi-Ingenieure in den letzten Jahren intensiv daran gearbeitet, dieses Fahrverhalten zu minimieren. Dabei versuchen sie, die grundlegende Modellarchitektur nicht komplett zu ändern.

Eine zentrale Lösung ist die Einführung eines aktiven Sportdifferenzials in das quattro-Allradsystem. Dieses Differenzial kann die Antriebskraft aktiv zwischen den Hinterrädern verteilen. Es ist in der Lage, bis zu 100% der Leistung an eines oder beide Hinterräder zu leiten. Dies ermutigt das Fahrzeug, eher zum Übersteuern zu neigen und reduziert so die Untersteuerneigung.

Praktische Erfahrungen und technische Optionen

Trotz dieser technologischen Fortschritte kann die Tendenz zum Untersteuern bei extremen Bedingungen weiterhin auftreten. Bei Tests des Audi RS6 GT, einem Flaggschiffmodell, wurde beobachtet, dass das schwere Fahrzeug an der Haftgrenze noch zum Untersteuern neigte. Dies geschah trotz sehr griffiger Reifen und ausgeklügelter Mechanik.

Für Käufer ist es wichtig zu wissen, dass das Sportdifferenzial bei einigen Modellen, wie der B9-Generation des S4, eine optionale Ausstattung ist. Wer also ein dynamisches Fahrverhalten wünscht, sollte darauf achten, dass dieses Differenzial im Fahrzeug verbaut ist. Eine Nachrüstung ist oft komplex und teuer.

Wichtige Zahlen

  • Bis zu 100% der Kraft an ein Hinterrad durch Sportdifferenzial.
  • Untersteuern tritt auf, wenn die Vorderräder früher die Haftgrenze erreichen.

Die Rolle der Reifen

Neben der Fahrwerkstechnik spielt die Reifenwahl eine entscheidende Rolle für das Fahrverhalten. Wer ein leistungsstarkes Audi-Modell fährt und eine dynamische Fahrweise bevorzugt, sollte auf hochwertige und griffige Reifen setzen. Minderwertige oder abgenutzte Reifen reduzieren die Haftgrenze erheblich und verstärken das Problem des Untersteuerns.

Mit geeigneten, „klebrigen“ Reifen bleibt das Fahrzeug länger auf der Straße haften. Dadurch wird das Untersteuern erst bei wirklich extremen Fahrmanövern spürbar. Bei einer sportlichen Fahrt auf der Lieblingslandstraße würde man den Effekt dann deutlich seltener erleben.

  • Hochwertige Reifen: Verlängern die Haftgrenze.
  • Minderwertige Reifen: Verstärken das Untersteuern.