Elektroautos haben die Welt der Hochleistungsfahrzeuge grundlegend verändert. Einst als umweltfreundliche, aber langsame Alternative belächelt, gehören sie heute zu den schnellsten Serienfahrzeugen der Welt. Modelle von spezialisierten Herstellern wie Rimac, Aspark und Yangwang überschreiten regelmäßig die Grenzen des technisch Machbaren und erreichen Geschwindigkeiten, die einst nur für modifizierte Rennwagen reserviert waren.
Diese Entwicklung zeigt, dass Elektromobilität nicht nur für den Stadtverkehr relevant ist, sondern auch im Segment der Supersportwagen neue Maßstäbe setzt. Mit Leistungen von weit über 1.500 PS und Spitzengeschwindigkeiten von über 400 km/h definieren diese Fahrzeuge die Spitze der Automobiltechnik neu.
Wichtige Erkenntnisse
- Der Yangwang U9 Xtreme ist mit einer Höchstgeschwindigkeit von 496,4 km/h (308,4 mph) das derzeit schnellste Serien-Elektroauto.
- Spezialisierte Hersteller wie Rimac aus Kroatien, Aspark aus Japan und Yangwang (eine Marke von BYD aus China) dominieren den Markt für Elektro-Hypercars.
- Moderne Elektro-Supersportwagen nutzen fortschrittliche Technologien wie Quad-Motor-Antriebe und aktives Torque Vectoring, um extreme Leistungen zu erzielen.
- Selbst viertürige Limousinen wie der Lucid Air Sapphire erreichen Geschwindigkeiten von über 330 km/h.
Ein neuer Maßstab für Geschwindigkeit in der Automobilindustrie
Die Ära, in der Elektromobilität primär mit Effizienz und Reichweite in Verbindung gebracht wurde, ist vorbei. Heute steht sie auch für extreme Beschleunigung und beeindruckende Höchstgeschwindigkeiten. Während die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in unter zwei Sekunden bei einigen Modellen fast schon zur Norm geworden ist, rückt nun die Endgeschwindigkeit in den Fokus der Entwickler.
Die Fahrzeuge in dieser Leistungsklasse stammen überwiegend von kleineren, hochinnovativen Unternehmen, die sich auf die Entwicklung von Elektro-Hypercars spezialisiert haben. Nur wenige etablierte Großserienhersteller wagen sich in dieses extreme Nischensegment vor. Die hier vorgestellten Modelle sind allesamt Serienfahrzeuge, deren Leistungsdaten von den Herstellern offiziell bestätigt wurden.
Die Elite der Elektro-Supersportwagen
Die Rangliste der schnellsten Elektroautos wird von einer exklusiven Gruppe von Fahrzeugen angeführt, die technologische Grenzen verschieben. Jedes Modell repräsentiert einen einzigartigen Ansatz zur Erreichung maximaler Geschwindigkeit und Leistung.
Der Einstieg in den Hochgeschwindigkeitsclub: Über 330 km/h
Schon am unteren Ende dieser exklusiven Liste finden sich beeindruckende Fahrzeuge. Der Lucid Air Sapphire zeigt als viertürige Limousine, dass extreme Geschwindigkeit nicht nur zweisitzigen Sportwagen vorbehalten ist. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 330 km/h (205 mph) kombiniert er Luxus mit der Leistung eines Supersportwagens. Sein Antriebsstrang mit drei Motoren erzeugt 1.234 PS und beschleunigt das über 2,4 Tonnen schwere Fahrzeug in nur 1,89 Sekunden von 0 auf 100 km/h.
Knapp darüber positioniert sich der Drako GTE mit einer Spitze von 332 km/h (206 mph). Dieses seltene Fahrzeug, von dem nur 25 Stück gebaut wurden, basiert auf der Plattform des Fisker Karma, wurde aber technologisch vollständig neu konzipiert. Ein Quad-Motor-System liefert 1.200 PS und ein theoretisches Drehmoment von beeindruckenden 8.800 Nm.
Was bedeutet Quad-Motor-Antrieb?
Ein Quad-Motor-System bedeutet, dass jedes Rad von einem eigenen Elektromotor angetrieben wird. Dies ermöglicht eine extrem präzise und schnelle Steuerung der Kraftverteilung, bekannt als Torque Vectoring. Das Ergebnis ist eine verbesserte Traktion, Stabilität und Agilität, insbesondere bei hohen Geschwindigkeiten und in Kurven.
Europäische Pioniere: Lotus und Rimac
Europa ist die Heimat einiger der bekanntesten Namen im Hypercar-Segment. Der Lotus Evija markiert den Beginn einer neuen, rein elektrischen Ära für die britische Traditionsmarke. Mit 2.011 PS aus vier Elektromotoren erreicht der Evija eine elektronisch begrenzte Höchstgeschwindigkeit von 349 km/h (217 mph). Ohne diese Begrenzung wäre das Potenzial vermutlich noch deutlich höher.
Die kroatische Firma Rimac hat sich als führende Kraft in der Elektromobilität etabliert. Bereits das erste Modell, das Rimac Concept One, erreichte eine Spitzengeschwindigkeit von 356 km/h (221 mph). Es war eines der ersten Fahrzeuge, das die Leistungsfähigkeit von Quad-Motor-Systemen demonstrierte und verfügte über ein einzigartiges Zweiganggetriebe zur Optimierung von Beschleunigung und Endgeschwindigkeit.
„Wir wollten zeigen, dass Elektroautos nicht nur umweltfreundlich, sondern auch leistungsfähiger als jedes konventionelle Auto sein können.“ - Mate Rimac, Gründer von Rimac Automobili
Der Nachfolger, der Rimac Nevera, setzte noch einmal neue Maßstäbe. Mit 1.888 PS erreicht er eine Höchstgeschwindigkeit von 412 km/h (258 mph) und hielt damit zeitweise den Rekord als schnellstes Serien-Elektroauto der Welt. Seine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in unter 1,8 Sekunden ist ebenso beeindruckend.
Eng mit Rimac verbunden ist der Pininfarina Battista. Das italienische Designhaus nutzt die Technologie von Rimac, einschließlich des Batteriepakets und des Antriebsstrangs. Mit 1.900 PS erreicht der Battista eine Höchstgeschwindigkeit von 358 km/h (222 mph) und verbindet so kroatische Ingenieurskunst mit italienischem Design.
Asiatische Herausforderer an der Spitze
In jüngster Zeit haben Hersteller aus Asien den Wettbewerb um das schnellste Elektroauto der Welt intensiviert und die etablierten europäischen Marken herausgefordert.
Der japanische Angreifer: Aspark Owl
Der Aspark Owl aus Japan sorgte bei seiner Vorstellung für großes Aufsehen. Als erstes japanisches Hypercar setzte es neue Rekorde. Die leistungsgesteigerte Version SP600 erreichte eine geprüfte Höchstgeschwindigkeit von 438,7 km/h (272,6 mph). Diese enorme Geschwindigkeit wird durch vier Elektromotoren mit einer Gesamtleistung von 1.953 PS ermöglicht.
Beschleunigungsrekorde
Der Aspark Owl beeindruckt nicht nur mit seiner Endgeschwindigkeit. Der Hersteller gibt eine Beschleunigungszeit von 0 auf 60 mph (ca. 97 km/h) in nur 1,72 Sekunden an, was ihn zu einem der am schnellsten beschleunigenden Serienfahrzeuge der Welt macht.
Der neue Champion aus China: Yangwang U9
Die größte Überraschung kam jedoch von Yangwang, der Luxusmarke des chinesischen Herstellers BYD. Das Standardmodell des Yangwang U9 erreicht bereits eine beeindruckende Höchstgeschwindigkeit von 375 km/h (233 mph). Doch die kürzlich vorgestellte Extremversion hat alle bisherigen Rekorde gebrochen.
Der Yangwang U9 Xtreme verfügt über einen Quad-Motor-Antrieb mit einer unfassbaren Gesamtleistung von 2.978 PS. Bei einer offiziellen Testfahrt erreichte das Fahrzeug eine Höchstgeschwindigkeit von 496,4 km/h (308,4 mph). Damit ist es nicht nur das schnellste Elektroauto, sondern auch eines der schnellsten Serienfahrzeuge aller Zeiten und übertrifft sogar den bisherigen Rekordhalter Bugatti Chiron Super Sport 300+.
Der Testfahrer Marc Basseng erklärte nach dem Rekordlauf, dass er theoretisch noch schneller hätte fahren können. Laut den Ingenieuren standen ihm noch über 300 PS an Reserveleistung zur Verfügung. Dies deutet darauf hin, dass die 500-km/h-Marke für ein Serienfahrzeug in greifbare Nähe gerückt ist.
Die Technologie hinter der extremen Leistung
Die enormen Geschwindigkeiten moderner Elektro-Hypercars sind das Ergebnis einer Kombination aus mehreren Schlüsselfaktoren:
- Leistungsstarke Elektromotoren: Mehrere Motoren (oft vier) ermöglichen eine extrem hohe Gesamtleistung und präzises Torque Vectoring.
- Fortschrittliche Batterietechnologie: Die Batterien müssen in der Lage sein, extrem hohe Ströme für die Motoren bereitzustellen und gleichzeitig die thermische Belastung zu bewältigen.
- Aerodynamik: Aktive aerodynamische Elemente wie verstellbare Flügel und Diffusoren sind entscheidend, um bei hohen Geschwindigkeiten Stabilität zu gewährleisten und den Luftwiderstand zu minimieren.
- Leichtbau: Trotz des hohen Gewichts der Batterien wird durch den Einsatz von Materialien wie Kohlefaser das Gesamtgewicht so gering wie möglich gehalten.
Diese technologischen Fortschritte werden nicht nur die Welt der Supersportwagen weiterentwickeln, sondern dürften langfristig auch in erschwinglichere Elektrofahrzeuge einfließen und deren Effizienz und Leistung verbessern.




