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Ford Mustang GTD: Ein Rennwagen für die Straße

Der Ford Mustang GTD ist eine straßenzugelassene Rennmaschine mit 815 PS, aktivem Fahrwerk und extremer Aerodynamik. Er kombiniert Rennsporttechnologie mit überraschender Alltagstauglichkeit, zu einem

Anja Meier
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Anja Meier ist eine erfahrene Technologiejournalistin mit einem Fokus auf innovative Antriebssysteme und Nachhaltigkeit in der Automobilbranche. Sie analysiert seit über einem Jahrzehnt die Entwicklungen im Bereich Elektromobilität und alternative Kraftstoffe.

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Ford Mustang GTD: Ein Rennwagen für die Straße

Der Ford Mustang GTD stellt die extremste Version eines straßenzugelassenen Mustangs dar. Dieses Fahrzeug, das mehr einem GT3-Rennwagen als einem Serienfahrzeug ähnelt, kombiniert fortschrittliche Aerodynamik, ein hochmodernes Fahrwerk und einen leistungsstarken Motor. Mit einem Preis von über 315.000 US-Dollar ist der GTD das Ergebnis einer umfassenden Entwicklung, die Rennsporttechnologie auf die Straße bringt.

Wichtige Fakten

  • Der Ford Mustang GTD ist eine straßenzugelassene Version eines GT3-Rennwagens.
  • Er verfügt über einen aufgeladenen 5,2-Liter-V8-Motor mit 815 PS.
  • Das Fahrzeug besitzt ein aktives Fahrwerk und aktive Aerodynamik für maximalen Abtrieb.
  • Die Entwicklung erfolgte in Zusammenarbeit mit Multimatic, einem Spezialisten für fortschrittliche Fahrzeugtechnik.
  • Der Basispreis liegt bei über 315.000 US-Dollar.

Antrieb und Leistung

Unter der Kohlefaserhaube des GTD arbeitet ein aufgeladener 5,2-Liter-V8-Motor mit doppelter obenliegender Nockenwelle, der beeindruckende 815 PS leistet. Dies sind 55 PS und 53 Nm Drehmoment mehr als in der Version des früheren GT500. Der Motor wurde mit neuen Innenteilen ausgestattet und verfügt über ein Trockensumpfschmiersystem. Dieses System gewährleistet eine optimale Ölversorgung auch bei extremen Querbeschleunigungen auf der Rennstrecke.

Die Integration des Trockensumpftanks stellte eine technische Herausforderung dar. Eine Position hinter dem Motor, wo normalerweise das Getriebegehäuse sitzt, wurde gefunden. Das Fehlen dieses Gehäuses ermöglichte eine weitere wesentliche Modifikation: ein Transaxle-Getriebe. Dieses System kombiniert Getriebe und Hinterachsantrieb. Es verbessert die Gewichtsverteilung des GTD erheblich, was sich positiv auf das Fahrverhalten, den Reifenverschleiß und die Traktion auswirkt. Der GTD verwendet ein Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe von Tremec, eine Weiterentwicklung des Siebengang-Getriebes im GT500.

Technische Details zum Motor

  • Motor: Aufgeladener 5,2-Liter-V8
  • Leistung: 815 PS
  • Drehmoment: Deutlich erhöht gegenüber dem GT500
  • Schmiersystem: Trockensumpfschmierung
  • Getriebe: Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe von Tremec

Aerodynamik und Design

Das Design des GTD ist stark vom Mustang GT3-Rennwagen beeinflusst. Beide Fahrzeuge wurden parallel entwickelt. Der GTD profitierte von der aerodynamischen Arbeit für den Rennwagen und trug seinerseits zur Entwicklung bei. So wurde beispielsweise der große Heckflügel ursprünglich für den GTD konzipiert und später vom Rennwagen übernommen. Der GTD verfügt über einen beweglichen Heckflügel, ähnlich einem Formel-1-Fahrzeug, während der Rennwagen eine feste Version nutzt.

Mit einer Breite von 81,9 Zoll (ca. 208 cm) ist der GTD über einen Zoll breiter als der GT3-Rennwagen und über 6 Zoll (ca. 15 cm) breiter als ein Standard-Mustang. Diese Breite ermöglicht die Montage extrem breiter Räder (12 Zoll vorne, 12,5 Zoll hinten), massiver Bremsen und ultra-breiter Michelin Pilot Sport Cup 2 R Reifen. Jede Lufthutze und jeder Lüftungsschlitz am GTD hat eine funktionale Aufgabe, von der Kühlung bis zur Erzeugung von Abtrieb. Die meisten Fotos zeigen den GTD mit dem optionalen Track-Paket. Dieses Paket umfasst den aktiven Heckflügel und einen aktiven Frontsplitter, dessen Klappen sich öffnen und schließen, um die Aerodynamik auszugleichen.

"Die Luftströmung in und um den GTD wird bis ins kleinste Detail kontrolliert. Jede Öffnung ist funktional." – Ford Entwicklungsingenieur

Abtriebswerte des GTD

Ford hat beeindruckende Abtriebswerte für den GTD veröffentlicht. Bei 201 km/h (125 mph) erzeugt der GTD 427 Kilogramm (941 Pfund) Abtrieb. Bei 241 km/h (150 mph) steigt dieser Wert auf 615 Kilogramm (1.355 Pfund) und bei 290 km/h (180 mph) auf 885 Kilogramm (1.951 Pfund). Diese Zahlen unterstreichen die ernsthafte Rennsportauslegung des Fahrzeugs.

Die Rolle von Multimatic

Ford arbeitete für die Entwicklung des GTD eng mit dem kanadischen Spezialisten Multimatic zusammen. Multimatic, ansässig in Markham, Kanada, ist bekannt für seine Expertise in fortschrittlicher Fahrzeugtechnik und Fertigung. Das Unternehmen war bereits an Projekten wie dem Ford GT und den Mustang GT3- und GT4-Rennwagen beteiligt. Bei der Genehmigung des GTD-Projekts war Multimatic von Anfang an vollständig in den Entwicklungsprozess integriert.

Die vordere Aufhängung des Mustang wurde komplett neu gestaltet und verfügt über Multimatic-Semi-Aktiv-Stoßdämpfer. Diese sind für zwei Fahrhöhen optimiert: den Standardmodus und den extrem niedrigen Track-Modus. Die Hinterachse ist noch radikaler. Multimatic entfernt den gesamten hinteren Hilfsrahmen und ersetzt ihn durch einen Stahlrohr-Hilfsrahmen. Dieser beherbergt die neue Aufhängung und das Transaxle-Getriebe.

Hintergrund: Multimatic

Multimatic ist ein globaler Anbieter von Engineering- und Fertigungsdienstleistungen für die Automobilindustrie. Sie sind spezialisiert auf die Entwicklung und Produktion von Hochleistungsfahrzeugen, Leichtbaustrukturen und fortschrittlichen Dämpfungssystemen. Ihre Expertise war entscheidend für die Realisierung der anspruchsvollen technischen Ziele des GTD.

Innovatives Fahrwerkdesign

Das hintere Fahrwerk des GTD ist eine Besonderheit. Die Feder- und Dämpfereinheiten sind in die Fahrzeugmitte verlagert, fast auf den Rücksitzbereich. Schubstangen, die mit den Querlenkern verbunden sind, übertragen die Bewegungen der Räder auf diese zentralen Einheiten. Dieses Pushrod-System ermöglicht eine präzisere Steuerung und eliminiert viele Kompromisse, die bei einem so stark auf die Rennstrecke ausgelegten Fahrzeug normalerweise auftreten würden. Ford hat sogar ein Sichtfenster anstelle des Rücksitzes integriert, um die komplexen Fahrwerkskomponenten bei der Arbeit zu beobachten.

Fahreindruck auf Straße und Rennstrecke

Trotz seiner Rennsportauslegung ist der GTD straßenzulassungsfähig und überraschend alltagstauglich. Obwohl er steifer als ein Standard-Mustang ist, empfindet man das Fahrwerk nicht als übermäßig hart. Der GTD meistert Autobahnfugen und Unebenheiten auf Landstraßen souverän. Im Vergleich zu ähnlich extremen Sportwagen wie dem Porsche 911 GT3 bietet der Mustang GTD auf der Straße einen komfortableren Fahrkomfort. Eine Nasenlift-Funktion erhöht die Bodenfreiheit der Vorderachse um 4 cm, um Bordsteine und Bodenschwellen zu überwinden.

Auf der Rennstrecke entfaltet der GTD sein volles Potenzial. Im Sportmodus verwandelt sich das Fahrzeug. Die Federung kann weiter versteift werden, aber eine leicht entspanntere Einstellung ermöglicht ein geringes Wanken, das dem Fahrer hilft, die Querlasten und Geschwindigkeiten in Kurven besser zu spüren. Das Fahrgefühl ist im Vergleich zum früheren GT500 deutlich verbessert. Der GTD ist nicht nur schneller, sondern auch einfacher schnell zu fahren. Dies liegt an der Kombination aus Transaxle-Getriebe, breiteren Reifen, dem fortschrittlichen Fahrwerk und der Aerodynamik.

Lenkung und Komfort

Die Lenkung des GTD verdient besondere Erwähnung. Sie gilt als die beste Lenkung, die jemals in einem Mustang verbaut wurde. Im Gegensatz zu früheren Modellen, insbesondere solchen mit breiteren Reifen, gibt es keinen "toten Punkt" direkt um die Mittellage. Die Lenkung ist präzise und bietet exzellentes Feedback. Trotz seiner extremen Leistung ist der GTD komfortabler als erwartet. Dies liegt nicht nur am Fahrwerk, sondern auch am Innenraum. Allerdings ist der Innenraum weitgehend dem eines Standard-Mustangs, wie dem Dark Horse, ähnlich, was einige potenzielle Käufer abschrecken könnte, die ein exklusiveres Interieur erwarten.

Track-Modus und Herausforderungen

Im Track-Modus senkt sich der GTD vorne um 4 cm und hinten um 3 cm ab. In dieser Einstellung ist das Fahrzeug praktisch nicht mehr für die Straße geeignet. Ein Entwicklungsingenieur des GTD berichtete, dass die Luftleitbleche an den Vorderrädern im Track-Modus nach etwa einer Runde auf dem Nürburgring abgeschliffen sind. Im Track-Modus wird die Federung extrem steif, und die elektronischen Systeme sind auf maximale Performance ausgelegt. Ein variables Traktionskontrollsystem ermöglicht es dem Fahrer, den Grad der Unterstützung anzupassen. Die Bremsen des GTD sind ebenfalls herausragend und gehören zu den besten, die in einem Straßenfahrzeug zu finden sind.

Einige Kritikpunkte betreffen das Kraftstoffsystem. Der 16-Gallonen-Tank (ca. 60 Liter) ist für den Rennstreckeneinsatz zu klein und reicht nur für etwa 20 Minuten. Bei halbem Tankstand besteht zudem die Gefahr von Kraftstoffmangel in schnellen Kurven, da die Kraftstoffpumpen nicht für die hohen Querbeschleunigungen von bis zu 1,5 g optimiert sind. Ein weiteres, eher nostalgisches Problem ist das Austreten von Kraftstoff aus dem Einfüllstutzen bei vollem Tank und harten Rechtskurven. Dies ist harmlos, kann aber die Lackierung beeinträchtigen.

Fazit und Preis

Der Ford Mustang GTD ist ein faszinierendes Fahrzeug, das die Grenzen zwischen Straßen- und Rennwagen verschwimmen lässt. Er bietet eine Kombination aus extremer Leistung, fortschrittlicher Technologie und überraschender Fahrbarkeit. Der Basispreis von 318.760 US-Dollar (ohne Überführung, "Gas-Guzzler"-Steuer und Optionen) macht ihn zu einem sehr teuren Mustang. Mit individuellen Anpassungen wie einem Carbon-Dach oder Sonderlackierungen kann der Preis schnell auf 400.000 US-Dollar ansteigen. Trotz seiner "Blue-Collar"-Wurzeln ist der GTD ein ernstzunehmender Konkurrent für etablierte Supersportwagen.