Bevor leistungsstarke SUVs mit über 600 PS alltäglich wurden, galt die Vorstellung eines Hochleistungs-Familienfahrzeugs als ungewöhnlich. Fahrzeuge wurden primär als Nutzobjekte betrachtet. Viele Automobilhersteller glaubten, dass es keinen Markt für Fahrzeuge gab, die sowohl Kinder zur Schule bringen als auch auf einer Rennstrecke überzeugen konnten. Doch die Realität hat sich gewandelt. Heute sind Hochleistungs-SUVs weit verbreitet und werden von fast jedem Hersteller angeboten.
Dieser Artikel beleuchtet zehn Performance-SUVs aus der Vergangenheit, die oft übersehen werden. Diese Modelle trugen maßgeblich zur Entwicklung des modernen Performance-Crossover-Segments bei. Sie verdienen Anerkennung dafür, dass sie den Weg für die heutigen Sport-SUVs ebneten und gleichzeitig den Markt für Performance-Limousinen, -Schrägheckmodelle, -Kombis und -Sportwagen beeinflussten. Viele dieser Fahrzeuge sind heute begehrte Sammlerstücke.
Wichtige Erkenntnisse
- Historische Performance-SUVs waren Pioniere des Segments.
- Modelle wie der GMC Typhoon setzten frühe Maßstäbe für Beschleunigung.
- Einige dieser Fahrzeuge nutzten unkonventionelle Antriebskonzepte, z.B. Diesel-V12.
- Viele dieser SUVs sind heute selten und werden oft unterschätzt.
- Sie zeigten, dass eine Kombination aus Praktikabilität und hoher Leistung gefragt war.
GMC Typhoon (1992–1993): Der frühe Beschleuniger
Anfang der 1990er-Jahre präsentierte General Motors zwei außergewöhnliche Performance-Modelle. Nach dem erfolgreichen GMC Syclone, einem zweitürigen Pickup, folgte der GMC Typhoon. Dieser basierte auf dem GMC Jimmy und übernahm das bewährte Konzept: einen turbogeladenen V6-Motor, Allradantrieb und ein markantes Design.
Der GMC Typhoon war ebenfalls ein Erfolg. Er bot eine größere Farbauswahl und ein luxuriöseres Interieur als der Syclone, wodurch er weniger als reines Nutzfahrzeug wahrgenommen wurde. Obwohl der Typhoon über ein Viergang-Automatikgetriebe verfügte, erreichte er die 60 mph (ca. 96 km/h) in weniger als 5,5 Sekunden. Dies war für die damalige Zeit eine beeindruckende Leistung.
Fakten zum GMC Typhoon
- Motor: 4,3-Liter-Turbogeladener V6
- Leistung: 280 PS
- Drehmoment: 488 Nm
- Getriebe: 4-Gang-Automatik
- Antrieb: Allrad (AWD)
- 0–60 mph: 5,3 Sekunden
- Produktion: Nur 4.967 Einheiten
Die geringe Stückzahl, die kurze Produktionszeit und das Fehlen eines Nachfolgers trugen dazu bei, dass der Typhoon heute oft vergessen wird. Er bleibt jedoch ein wichtiger Pionier im Segment der Performance-SUVs.
Jeep Grand Cherokee 5.9 Limited (1998): Der schnellste Viertürer
Bevor Jeep die SRT-Abteilung einführte, gab es den Grand Cherokee 5.9 Limited. Der ursprüngliche Jeep Grand Cherokee, der Anfang der 1990er-Jahre debütierte, war revolutionär. Käufer schätzten seine Kombination aus Design, Komfort und Leistung. Standardmäßig war er mit 4,0-Liter-Reihensechszylinder- und 5,2-Liter-V8-Motoren erhältlich. Im Jahr 1998 wurde für ein einziges Modelljahr der 5,9-Liter-Magnum-V8 eingeführt.
Der als 5.9 Limited bekannte Grand Cherokee leistete 245 PS und 468 Nm Drehmoment. Gepaart mit einem Viergang-Automatikgetriebe und permanentem Allradantrieb erreichte er eine Beschleunigung von 0 auf 60 mph in 6,8 Sekunden. Zu den weiteren Ausstattungsmerkmalen gehörten Leder, Holzverkleidungen, Belüftungsöffnungen auf der Motorhaube und ein verchromter Auspuff. Zu seiner Zeit war dieses Modell der schnellste viertürige SUV der Welt.
"Der Jeep Grand Cherokee 5.9 Limited war ein Beweis dafür, dass auch ein Geländewagen beeindruckende Leistung liefern konnte", so ein zeitgenössischer Bericht. "Er setzte neue Maßstäbe für das, was von einem SUV erwartet wurde."
Hintergrund: Jeep Grand Cherokee
Der Jeep Grand Cherokee der ersten Generation (ZJ) definierte das SUV-Segment neu. Er kombinierte Geländetauglichkeit mit einem hohen Maß an Komfort und Luxus, was ihn bei einer breiten Käuferschicht beliebt machte. Die 5.9 Limited-Version war der Höhepunkt dieser Entwicklung und zeigte das Potenzial für leistungsstarke SUVs auf.
Dodge Durango Shelby SP 360 (1999–2000): Carroll Shelbys SUV-Projekt
Der Dodge Durango entwickelte sich zu einer SUV-Ikone. Seine Reise begann 1998 mit einem Design, das vorne dem Dakota Pickup und hinten dem Caravan Minivan ähnelte. Käufer konnten zwischen V6- und V8-Motoren wählen. Auch Carroll Shelby, bekannt für seine Arbeit an Dodge-Produkten, zeigte Interesse am Durango.
Shelby überzeugte Dodge, ihm etwa 300 Durango-Modelle mit 5,9-Liter-V8-Motoren zur Verfügung zu stellen. Daraus entstand das Super Pursuit 360 (SP 360)-Paket. Die Modifikationen umfassten einen aufgeladenen Motor, ein aggressives Bodykit sowie Änderungen an Fahrwerk und Bremsen. Alle Fahrzeuge wurden in Blau mit weißen Streifen lackiert. Obwohl es sich um eine Nachrüst-Kreation handelte, ist der SP 360 ein cooler SUV der 90er-Jahre und ein Pionier des Performance-Segments.
Technische Daten des Shelby SP 360
- Motor: 5,9-Liter-Magnum-V8 (aufgeladen)
- Leistung: 360 PS
- Drehmoment: 559 Nm
- Getriebe: 4-Gang-Automatik
- Antrieb: Allrad (AWD)
- 0–60 mph: 6,7 Sekunden
Mercedes-Benz ML55 AMG (2000–2003): Der erste AMG-SUV
Der Mercedes-Benz ML55 AMG war ein Wegbereiter als erster AMG-SUV. Der ML selbst war ein Pionier, das erste SUV der Marke mit einem Leiterrahmen-Chassis, Einzelradaufhängung rundum und der Einführung der Traktionskontrolle. Er verkaufte sich gut, aber die Marke plante schnell eine leistungsstärkere Version. Der ML55 AMG kam im Jahr 2000 auf den Markt.
Die Basis bildete der bekannte 5,0-Liter-V8-Motor der Marke, dessen Hubraum durch zusätzliche Abstimmung auf 5,4 Liter erweitert wurde. Diese Upgrades steigerten die Leistung auf fast 350 PS. Dämpfer und vordere Torsionsstäbe wurden versteift, Sommerreifen montiert und größere Bremsen verbaut. Die Karosserieänderungen waren minimal, umfassten jedoch überarbeitete vordere und hintere Stoßfänger sowie neue Fünfspeichen-Leichtmetallfelgen. Der ML55 AMG bot keine überirdische Leistung, diente aber als hervorragendes Beispiel dafür, wie Autohersteller Performance-SUVs bauen sollten.
Saturn Vue Red Line (2004–2007): Der Honda-Motor im GM-Kleid
Nur wenige erinnern sich an Saturn, und noch weniger an den Vue Red Line. Der Vue war das einzige SUV-Angebot der Marke und zeichnete sich durch ein eigenwilliges Design aus, das der Marketingstrategie "andere Art von Autofirma" folgte. Der Vue Red Line war die Hochleistungsversion des Crossovers mit einem aggressiveren Aussehen, einem überarbeiteten Fahrwerk und, überraschenderweise, einem Honda V6 unter der Motorhaube.
Dank einer langjährigen Partnerschaft entschied sich Saturn für einen 250 PS starken Honda V6, gekoppelt an ein Honda Fünfgang-Automatikgetriebe. Frontantrieb war Standard, Allradantrieb optional. Für eine gewisse Zeit war der Honda-angetriebene Vue eines der eigenwilligsten Performance-SUVs auf dem Markt. Nach dieser Generation kehrte Saturn zu einem eigenentwickelten V6 zurück.
Cadillac SRX V8 (2004–2009): Der unterschätzte Luxus-Kombi
Der Cadillac SRX ist eines der interessantesten Luxusautos der 2000er-Jahre. Er basierte auf der Sigma-Plattform, die auch im CTS zum Einsatz kam. Das Design des SRX ähnelte eher einem hochbeinigen Kombi als einem traditionellen SUV. Das Modell war nicht für jedermann, aber es war komfortabel, geräumig und bot mehr Leistung, als viele in Kombination mit dem Northstar V8 vielleicht erwarteten.
Der 4,6-Liter-Northstar-V8-Motor leistete 320 PS und übertrug seine Kraft auf die Hinterräder oder alle vier Räder. Noch besser: Mit dem Luxury Performance Package erhielt man die adaptive Magnetic Ride Control-Federung der Marke, die den SUV auf der Straße noch komfortabler machte. Zeitgenössische Tests lobten die hervorragenden Fahreigenschaften des SRX. Viele glauben, dass er mit einem anderen V8-Motor heute mehr Anerkennung finden würde.
Details zum Cadillac SRX V8
- Motor: 4,6-Liter-Northstar-V8
- Leistung: 320 PS
- Drehmoment: 427 Nm
- Getriebe: 5-Gang-Automatik
- Antrieb: Heck- oder Allradantrieb
- 0–60 mph: 6,8 Sekunden
Audi Q7 V12 TDI (2008–2012): Der Diesel-Supersportler
Der Audi Q7 war ein wichtiges Modell für die Marke. Um seine Bedeutung zu unterstreichen, entwickelte das Unternehmen eine V12-Dieselversion, wie die Welt sie noch nie zuvor gesehen hatte. Der 6,0-Liter-Twin-Turbo-V12-Diesel basierte auf dem Aggregat, das in Audis Le Mans-Gewinner-Hypercar verwendet wurde. Hier trieb er den fast 2.700 kg schweren SUV in nur 5,5 Sekunden auf 60 mph. Die Viertelmeile absolvierte er in 15,7 Sekunden, und die Höchstgeschwindigkeit war auf 250 km/h begrenzt.
Alles andere am Fahrzeug war ebenfalls raffiniert, einschließlich des gehobenen, aber aggressiven Erscheinungsbilds, der Keramikbremsen und des adaptiven Fahrwerks. Audi nutzte ihn sogar, um den Nürburgring in unter 9 Minuten zu umrunden. Der Q7 V12 TDI war ein beeindruckendes Diesel-Kraftpaket, das wahrscheinlich bekannter wäre, wenn es in mehr Teilen der Welt verkauft worden wäre.
"Der Audi Q7 V12 TDI war ein technisches Meisterwerk, das zeigte, was mit Dieseltechnologie möglich ist", erklärte ein Ingenieur von Audi. "Er kombinierte Luxus mit der Leistung eines Sportwagens."
Saab 9-7X Aero (2008–2009): Der unauffällige Sportler
Die GMT 360-Plattform war für GM in den frühen 2000er-Jahren ein großer Erfolg. Fast jede Marke unter dem GM-Dach erhielt ein Fahrzeug auf dieser Plattform, darunter bemerkenswerte Performance-Modelle wie der Chevy Trailblazer SS. Dieser verfügte über eine Reihe von Leistungs- und ästhetischen Änderungen, von denen der LS2 V8 unter der Haube die wichtigste war. Doch er war nicht das einzige Fahrzeug, das diesem Rezept folgte.
Viele vergessen, dass auch der Saab 9-7X die gleichen Änderungen erhielt. Dieses Modell war ein "Sleeper", ein unauffälliger Sportler. Nur in der Aero-Ausstattung erhältlich, bot er ein luxuriöses Interieur, das über den anderen Modellen lag, komplett mit der Zündung in der Mittelkonsole. Das Äußere hatte das zurückhaltende Aussehen anderer Saab-Angebote, was diesen SUV zu einem der am besten aussehenden GMT 360-Modelle machte. Insgesamt war er ein solides Angebot, aber sein hoher Preis führte dazu, dass er oft übersehen wurde.
Leistung des Saab 9-7X Aero
- Motor: 6,0-Liter-LS2-V8
- Leistung: 390 PS
- Drehmoment: 536 Nm
- Getriebe: 4-Gang-Automatik
- Antrieb: Allrad (AWD)
- 0–60 mph: 5,6 Sekunden
Infiniti FX50 (2009–2013): Der japanische Herausforderer
Um die Jahrhundertwende befand sich Nissan im vollständigen Umbau, und Infiniti war dabei. Jedes Modell wurde überarbeitet und neue Fahrzeuge geschaffen. Eines der interessantesten war der Infiniti FX. Dieser elegante SUV sah damals anders aus als jedes andere Fahrzeug auf der Straße und fuhr sich besser als viele Konkurrenten. Erst mit dem V8-angetriebenen FX45 und später dem FX50 festigte er seinen Platz in der Geschichte.
Der FX50 erhielt den 5,0-Liter-VK-V8-Motor der Marke, der beeindruckende 390 PS leistete und perfekt zum SUV passte. Das Modell basierte auf einer ausgewogenen Plattform und nutzte ein heckbetontes Allradsystem. Zu dieser Zeit war der FX50 einer der leistungsfähigsten Performance-SUVs auf dem Markt, der problemlos mit AMGs und SRTs konkurrieren konnte. Allerdings wurde er nicht gut beworben, was zu eher geringen Verkaufszahlen führte.
Audi SQ5 TDI (2013–2017): Der Diesel-Pionier
Der Audi SQ5 hat sich zu einem wichtigen Modell für den deutschen Automobilhersteller entwickelt, da er Käufern im Luxus-SUV-Segment ein begehrenswertes Modell bietet. Die Anfänge des Modells sind jedoch ungewöhnlicher, als viele vielleicht annehmen. Er begann seine Karriere im Jahr 2012 mit einem Twin-Turbo-Dieselmotor unter der Haube. Audi glaubte damals fest an diese Technologie, was seinen späteren Niedergang durch den Dieselgate-Skandal umso bitterer machte.
Mit einem 3,0-Liter-Twin-Turbo-V6-Dieselantrieb und Quattro-Allradantrieb kombinierte der SQ5 diese Leistung mit einem zurückhaltenden Exterieur- und Interieur-Design. Es gab gerade genug Abzeichen und aggressive Akzente, um auf die besondere Natur des Fahrzeugs hinzuweisen. Der SUV lieferte beeindruckende Zahlen und sah gut aus. Hinter dem Lenkrad zeigten sich die Eigenheiten des Diesel-Fahrerlebnisses. Dieses Modell wurde in den Vereinigten Staaten nicht angeboten.
Dieselgate und seine Auswirkungen
Der sogenannte "Dieselgate"-Skandal, der 2015 ans Licht kam, betraf die Manipulation von Abgaswerten bei Dieselmotoren. Dies führte zu einem massiven Vertrauensverlust in die Dieseltechnologie und beeinflusste die Verkaufszahlen und die Wahrnehmung von Modellen wie dem Audi SQ5 TDI nachhaltig. Trotz seiner technischen Überlegenheit geriet der Dieselantrieb in Verruf.




