Die Marke Packard, einst ein Synonym für amerikanischen Automobilluxus und Ingenieurskunst, kehrt nach fast sieben Jahrzehnten der Stille zurück. Ein niederländisches Karosseriebauunternehmen hat den Namen mit einem Einzelstück namens „Excellence“ wiederbelebt. Dieses Fahrzeug, basierend auf einem Bentley Flying Spur, ist eine Hommage an die verlorene Geschichte und das ungenutzte Potenzial der Marke.
Wichtige Fakten
- Packard, eine ikonische US-Luxusmarke, wurde 1899 gegründet und stellte 1958 die Produktion ein.
- Das niederländische Unternehmen JB Classic & Bespoke hat eine moderne Interpretation eines Packard geschaffen.
- Das Fahrzeug trägt den Namen „Excellence“, eine Bezeichnung aus Packards eigener Historie.
- Als Basis dient ein Bentley Flying Spur der zweiten Generation.
- Der Bau des Einzelstücks erforderte 17.000 Arbeitsstunden Handarbeit.
- Das Projekt verkörpert die Idee eines Packard, der die 1950er Jahre überlebt hätte.
Die glorreiche Vergangenheit einer Marke
Packard, gegründet 1899 in Warren, Ohio, war einst eine führende Kraft in der Automobilindustrie. Die Marke stand für höchste Qualität und Raffinesse. Das Motto „Ask the man who owns one“ (Fragen Sie den, der einen besitzt) war ein Ausdruck des Vertrauens in die eigenen Produkte. Packard-Fahrzeuge galten als Meisterwerke der Präzision und Eleganz. Präsidenten und Industrielle fuhren sie.
In den 1930er Jahren definierte Packard den amerikanischen Begriff von Prestige. Modelle wie der „Twelve“ waren groß und leise. Sie konnten sich mit den besten europäischen Luxusautos messen. Packard überstand die Große Depression. Dies gelang nicht durch Kostensenkungen, sondern durch den Glauben an Qualität und Exzellenz.
Faktencheck: Packard-Meilensteine
- 1899: Gründung der Packard Motor Car Company.
- 1920er-1930er: Höhepunkt des Prestiges, bekannt für seine Reihen-Acht- und Zwölfzylinder-Motoren.
- 1954: Fusion mit Studebaker, ein Schritt, der sich als problematisch erwies.
- 1958: Produktion des letzten Packard-Fahrzeugs.
- 67 Jahre: Dauer der Stille, bis zur Wiederbelebung 2025.
Der Niedergang und die Idee der Wiederbelebung
Mit den 1950er Jahren begann ein Wandel. Cadillac modernisierte sich, Lincoln schärfte sein Profil. Packard zögerte. Die Fusion mit Studebaker im Jahr 1954 war ein Fehlgriff. Die Kosten stiegen, der Ruf litt. Die einst so majestätische Marke geriet ins Wanken. Die letzten Fahrzeuge von 1958 waren umbenannte Studebakers. Sie trugen Packard-Kühlergrills und waren nur noch Schatten ihrer selbst. Danach folgte fast sieben Jahrzehnte lang Stille. Packard existierte nur noch in Museen und bei Oldtimer-Wettbewerben.
Doch dann entstand die Idee einer Wiederbelebung. Ein Team niederländischer Karosseriebauer wollte die Geschichte fortsetzen. Ihre Motivation war nicht Massenproduktion oder Profit. Es war die Wiederauferstehung der Marke. JB Classic & Bespoke, ein auf hochwertige Restaurierungen spezialisiertes Unternehmen, nahm die Herausforderung an. Sie wollten die berühmte Luxusmarke zurückbringen.
Die Geburt der „Excellence“
Das Ergebnis dieser Vision ist ein Auto namens „Excellence“. Dieser Name zierte bereits ein vergessenes Kapitel in Packards Geschichte. Das Projekt begann als offizieller Designauftrag eines Privatkunden. Die Erbauer sahen es nicht als Experiment. Sie betrachteten es als eine vollständige Markenwiederbelebung. Sie studierten Packards Erbe, seine verlorene Designsprache und Pläne für eine Partnerschaft mit der französischen Luxusmarke Facel Vega.
Historischer Kontext: Facel Vega Excellence
Im Jahr 1956 erwog Packard, den Facel Vega Excellence Sedan unter eigenem Namen zu vermarkten. Dies sollte das eigene Prestige wiederherstellen. Dieser Plan scheiterte jedoch mit dem Zusammenbruch von Studebaker-Packard. Die niederländischen Handwerker erweckten diesen Traum nun zum Leben. Sie verschmolzen Packards amerikanische Seele mit europäischer Architektur.
„Die Excellence, die wir gebaut haben, ist die Excellence, die hätte sein sollen“, schrieb JB Classic auf Instagram.
Moderne Technik unter klassischer Hülle
Die wiedergeborene Packard Excellence basiert auf einem Bentley Flying Spur der zweiten Generation. Das britische Spenderfahrzeug bietet eine moderne Grundlage: Luftfederung und fortschrittliche Fahrwerkselektronik. Es ist wahrscheinlich mit Bentleys 6,0-Liter-W12-Motor oder dem 4,0-Liter-Twin-Turbo-V8-Motor ausgestattet. Die „Packard Twelve“-Schrift auf den Rädern deutet auf den W12-Motor hin.
Der Bau benötigte 17.000 Stunden Handarbeit. Jedes Blechteil wurde neu geformt, jede Verbindung neu konstruiert. Dies geschah, um die korrekten Proportionen zu erreichen. Das Auto ist das Ergebnis akribischer Arbeit. Das Äußere spricht in Packards verlorener Sprache. Ein hoher Kühlergrill, gekrönt von einer neu geschmiedeten „Goddess of Speed“, dominiert die Front. Vertikale LED-Scheinwerfer erinnern an die Vorkriegs-Packards.
Die lange Motorhaube mündet in eine zurückversetzte Kabine. Dies betont Grandezza statt Aggression. Die hinteren Türen öffnen sich gegenläufig. Diese „Suicide Doors“ sind handgefertigt. Sie verfügen über spezielle Scharniere und Verstärkungen. Sie erinnern an die Eleganz der besten Packard-Limousinen. Jedes Panel, jede Reflexionslinie, jede polierte Oberfläche wurde von JB Classics Handwerkern geformt.
Das Interieur: Eine Hommage an vergangene Zeiten
Das Heck des Fahrzeugs zeigt subtile Modernität: C-förmige LED-Rückleuchten und eine sanft gewölbte Kofferraumklappe. Diese Elemente balancieren das klassische Design mit moderner Zurückhaltung. Die Proportionen und Seitenfenster lassen die Bentley-Herkunft erkennen. Doch die Transformation ist vollständig. Es ist kein verkleideter Bentley, sondern ein wiedergeborener Packard.
Im Innenraum behält die Excellence die Kernstruktur und die mechanische Raffinesse des Bentley bei. Aber die Details verändern die Atmosphäre. Zierleisten, Stickereien und maßgefertigte Embleme verwandeln die Kabine wieder in einen Packard. Chromverzierungen und tiefes Leder erinnern an eine Zeit vor der Sparsamkeit. Damals sprach Handwerkskunst lauter als Minimalismus. Das Innendesign bleibt nach heutigen Maßstäben zurückhaltend. Diese Zurückhaltung war genau das, was Packard einst vertrat: Eleganz über Protz, Qualität über Spektakel.
Mehr als nur ein Auto: Eine Philosophie
Dieses Projekt ist ebenso philosophisch wie mechanisch. Das Designteam sah es als eine Reflexion über „was hätte sein können“. Sie stellten sich einen Packard vor, der die Zeit nach 1958 überlebt hätte. Ein Packard, der sich an die Ästhetik des Jet-Zeitalters angepasst und mit der europäischen Luxusszene zusammengearbeitet hätte. Das Ergebnis, ein von Bentley basierendes, von Facel Vega inspiriertes Traumauto, fühlt sich an wie eine wahr gewordene Zeitschleife.
Die Instagram-Beiträge zum Projekt dokumentieren jede Phase der Wiederauferstehung. Sie zeigen Skizzen, Designmodelle und Sätze wie „eine handgefertigte Skulptur, gebaut auf Vision und Respekt“. Sie zeigen Entwürfe der „Goddess of Speed“-Ornamentik, neu interpretiert für ein neues Jahrhundert. Es wird über die moralische Bedeutung der Wiederbelebung eines Namens gesprochen. Es geht auch um die Balance zwischen Packards amerikanischer Würde und Bentleys Ingenieur-DNA.
Manche Puristen sehen das Projekt als eine Fantasie. Doch selbst sie erkennen die atemberaubende Handwerkskunst an. Andere nennen es einen Akt des Mutes. Es ist eine Botschaft, dass Erbe zurückgewonnen werden kann. Dies gilt, wenn es authentisch geschieht. Die Excellence gibt nicht vor, die Wiedergeburt eines Unternehmens zu sein. Es ist die Wiedergeburt einer Idee. Die kulturellen Auswirkungen sind bereits spürbar. Medien wie ClassicDriver und Octane haben das Fahrzeug als eine der ambitioniertesten Einzelanfertigungen der letzten Jahrzehnte gefeiert. JB Classic hat gezeigt, dass eine tote Marke mit Leidenschaft wiederbelebt werden kann, nicht nur mit Fabriken. Damit haben sie ein Stück Automobilgeschichte neu geschrieben.
Die Zukunft der Packard Excellence
Ob weitere Exemplare folgen, ist unklar. Dies könnte ein Einzelstück bleiben. Es wäre dann für private Ausstellungen und Wettbewerbe bestimmt. Es könnte aber auch eine kleine Serie von maßgeschneiderten Aufträgen auslösen. Die Bedeutung der Excellence misst sich nicht in Produktionszahlen. Sie misst sich in der Verehrung. Nach 67 Jahren der Stille ist Packards Name zurück in der Konversation. Nicht als Nostalgie, sondern als lebendiger Ausdruck von Handwerkskunst.
In einer Zeit des digitalisierten Designs und des Wegwerf-Luxus steht die Packard Excellence analog da. Sie ist nicht effizient. Sie wird nicht massenproduziert. Sie jagt keine Trends. Sie existiert, um daran zu erinnern, was passiert, wenn Geschichte und Vorstellungskraft in Stahl aufeinandertreffen. Wenn der ursprüngliche Packard die Eleganz des amerikanischen Jahrhunderts verkörperte, so kanalisiert diese neue Excellence ihren Geist durch moderne Hände. Es ist das Auto, das hätte sein können. Gebaut von Menschen, die nicht akzeptieren wollten, dass es das nicht war. In diesem Sinne ist es perfekt. Packard ist allen Widrigkeiten zum Trotz zurückgekehrt – nicht als Unternehmen, sondern als Überzeugung.




