Die Lowrider-Kultur, eine einzigartige Ausdrucksform der Automobilkunst und Gemeinschaft, wird ab dem 26. September in einer neuen Ausstellung des Smithsonian National Museum of American History in Washington D.C. gewürdigt. Die Ausstellung mit dem Titel „Corazón y vida“ beleuchtet über 80 Jahre dieser Tradition, die lange Zeit stigmatisiert und kriminalisiert wurde. Sie zeigt, wie Lowrider mehr sind als nur Fahrzeuge; sie sind Symbole für Ingenieurskunst, Kreativität und ein tief verwurzeltes Gemeinschaftsgefühl, insbesondere innerhalb der lateinamerikanischen Bevölkerung.
Wichtige Erkenntnisse
- Das Smithsonian National Museum of American History eröffnet die Ausstellung „Corazón y vida“ über die Lowrider-Kultur.
- Die Ausstellung beginnt am 26. September und beleuchtet über 80 Jahre dieser Tradition.
- Legendäre Fahrzeuge wie „Gypsy Rose“ und „El Rey“ sind Teil der Präsentation.
- Die Lowrider-Kultur wird als Ausdruck von Gemeinschaft, Kunst und Widerstand gefeiert.
- Die Aufhebung des „Cruising“-Verbots in Kalifornien im letzten Jahr markiert einen wichtigen Erfolg.
Die Lowrider-Ausstellung: Ein Blick auf „Corazón y vida“
Die neue Ausstellung im Smithsonian National Museum of American History bietet einen umfassenden Einblick in die Welt der Lowrider. Sie präsentiert nicht nur die aufwendig gestalteten Fahrzeuge, sondern auch die Geschichten und die Gemeinschaft dahinter. Kurator Steve Velasquez betont, dass die Autos zwar die Stars sind, aber die Gemeinschaft sie erst zum Leben erweckt.
Besucher können Fotografien von Künstlern wie Lou Dematteis und Plakate der Royal Chicano Air Force sehen. Ergänzt wird die Ausstellung durch Artefakte wie Plaketten, Jacken, einen Werkzeugkasten und ein „No Cruising“-Schild aus Sacramento, die den historischen Kontext verdeutlichen.
Wissenswertes über Lowrider
- Lowrider sind oft amerikanische Muscle Cars, die mit Chromteilen, glänzender Lackierung und speziellen Felgen individuell gestaltet werden.
- Hydraulische Fahrwerke ermöglichen es den Fahrzeugen, zu „hüpfen“ oder sehr tief zu liegen.
- Die Kultur entstand in den 1940er Jahren in der mexikanisch-amerikanischen Gemeinschaft im Südwesten der USA.
- Legendäre Fahrzeuge wie die 1964er Chevrolet Impala „Gypsy Rose“ sind weltweit bekannt.
Ikonische Fahrzeuge und ihre Geschichten
Zwei der bekanntesten Exponate sind „El Rey“, ein 1963er Chevrolet Impala von Albert de Alba Sr., der dreimal vom Lowrider Magazine zum „Lowrider of the Year“ gekürt wurde, und „Gypsy Rose“, ein 1964er Chevrolet Impala, der vom verstorbenen Jesse Valadez Sr. handbemalt wurde. Diese Fahrzeuge stehen exemplarisch für die hohe Kunstfertigkeit und Hingabe, die in jeden Lowrider fließen.
„Ja, das Auto ist der Star“, sagt Ausstellungskurator Steve Velasquez. „Aber es braucht eine Gemeinschaft, um es zu bauen. Es braucht eine Gemeinschaft, um es zu zeigen. Es braucht die Gemeinschaft, um es wirklich zu schätzen.“
Diese Gemeinschaft, auf die Velasquez verweist, ist größtenteils lateinamerikanischer Herkunft. Die Ausstellung kommt zu einer Zeit, in der die lateinamerikanische Gemeinschaft in den Vereinigten Staaten besonderen Herausforderungen gegenübersteht, was der Präsentation eine zusätzliche Bedeutung verleiht.
Herausforderungen und Widerstand
Die Lowrider-Kultur sah sich lange Zeit mit Vorurteilen, übermäßiger Polizeipräsenz und diskriminierender Gesetzgebung konfrontiert. Ein wichtiger Erfolg war die Aufhebung des über 25-jährigen Verbots von „Cruising-Zonen“ in Kalifornien durch das California Assembly Bill 436 im Januar des letzten Jahres. Dies war ein großer Schritt zur Anerkennung der Kultur.
Dennoch bleibt die Veränderung der öffentlichen Wahrnehmung eine Herausforderung. Viele Lowrider-Clubs engagieren sich ehrenamtlich in Krankenhäusern, sprechen mit Inhaftierten und organisieren Lebensmittelaktionen. Sie füllen oft Lücken, die durch fehlende städtische Dienstleistungen und soziale Einrichtungen entstehen. Dies zeigt, dass Lowriding nicht nur eine Fahrzeugmodifikation ist, sondern auch ein Ausdruck von sozialem Engagement und Gemeinschaftssinn.
Hintergrund: Die Stigmatisierung von Lowriding
Historisch wurde Lowriding oft mit Bandenkriminalität und illegalen Aktivitäten in Verbindung gebracht. Dies führte zu Verboten und verstärkter Polizeikontrolle. Die Kultur wurde missverstanden und ihre künstlerischen sowie sozialen Aspekte ignoriert. Die aktuelle Ausstellung im Smithsonian trägt dazu bei, diese Vorurteile abzubauen und die wahre Natur der Bewegung zu zeigen.
Frauen in der Lowrider-Szene: Eine neue Ära
Ein Beispiel für den Wandel in der Lowrider-Kultur ist das Dueñas Car Club, ein generationenübergreifendes Kollektiv von Frauen aus der South Bay, geleitet von Angel Romero. Seit ihrer Gründung vor über fünf Jahren haben sie auf Autoshows Aufsehen erregt, Spielzeugaktionen für Kinder organisiert und gemeinnützige Arbeit geleistet.
Ein Bild der Dueñas wird ebenfalls in der Smithsonian-Ausstellung zu sehen sein. Romero äußert sich überrascht über die breite Akzeptanz der Lowriding-Kultur, besonders angesichts der aktuellen gesellschaftlichen Lage. Sie sieht die Präsentation im Smithsonian als Zeichen dafür, dass die Kultur dauerhaft präsent sein wird, ungeachtet politischer Strömungen.
Die Fotografin Renée Lopez, die seit sechs Jahren die Lowrider-Kultur, insbesondere Frauen in der Szene, dokumentiert, hat das Bild des Dueñas Car Clubs für die Ausstellung erstellt. Für Lopez ist die Aufnahme in die Ausstellung eine große Ehre. Sie arbeitet aus Leidenschaft und ohne Bezahlung, um diese Geschichten festzuhalten.
Wandel der Rollenbilder
Lopez betont, dass sich die Rolle der Frauen in der Lowrider-Szene stark verändert hat. Früher waren Frauen oft nur Beifahrerinnen. Heute kaufen, bauen und lackieren sie ihre eigenen Autos. Vor zwei Jahren sah Lopez zum ersten Mal eine Frau bei einem „Hop Contest“ antreten. Dies zeigt den Fortschritt und die Emanzipation innerhalb der Kultur.
„Das ist es, wofür ich gearbeitet habe, um die Kultur voranzubringen“, sagt Lopez. Sie arbeitet derzeit an einem Dokumentarfilm über Frauen im Lowriding und plant, zur Eröffnung der Ausstellung nach Washington D.C. zu reisen. Die Künstlerin ist überzeugt, dass der Zeitpunkt für diese Ausstellung nicht besser sein könnte, da Lowriding seit langem für Widerstand und Resilienz steht.
Die Wanderausstellung „Corazón y vida“ wird nach der Premiere in Washington D.C. auch in drei Städten in Kalifornien zu sehen sein: Anaheim, Port Hueneme und Fresno. Dies ermöglicht einem breiteren Publikum, diese wichtige Kultur zu erleben und zu würdigen.