Globale Investoren haben Toyota Motor aufgefordert, mehr Informationen über die geplante Übernahme des Konzernunternehmens Toyota Industries offenzulegen. In einem kürzlich veröffentlichten Schreiben kritisieren sie eine intransparente Bewertung und mangelnden Schutz für Minderheitsaktionäre. Der Deal steht im Fokus, da er die Unternehmensführung in Japan auf die Probe stellt.
Wichtige Erkenntnisse
- Globale Vermögensverwalter kritisieren das Übernahmeangebot für Toyota Industries als zu niedrig und intransparent.
- Der gebotene Aufschlag von 23 % liegt deutlich unter dem Durchschnitt von 44 % bei vergleichbaren Transaktionen.
- Es bestehen Bedenken hinsichtlich eines potenziellen Interessenkonflikts für den Vorstandsvorsitzenden Akio Toyoda.
- Investoren fordern die vollständige Offenlegung der Bewertungsgrundlagen, um die Fairness des Angebots zu prüfen.
Ein Übernahmeangebot unter Beobachtung
Toyota Motor plant gemeinsam mit der Konzerngesellschaft Toyota Fudosan und dem Vorstandsvorsitzenden Akio Toyoda die vollständige Übernahme von Toyota Industries. Das Unternehmen ist ein wichtiger Zulieferer und Hersteller von Gabelstaplern. Ziel der Transaktion ist es, Toyota Industries von der Börse zu nehmen.
Das vorgeschlagene Angebot beläuft sich auf 16.300 Yen pro Aktie, was einem Gesamtwert von 3,7 Milliarden Yen (rund 24,5 Milliarden US-Dollar) entspricht. Dieser Preis stellt einen Aufschlag von etwa 23 % auf den Aktienkurs dar, bevor die Pläne im April bekannt wurden.
Aufschlag deutlich unter Marktdurchschnitt
Laut Daten der Tokioter Börse liegt der durchschnittliche Aufschlag bei ähnlichen Übernahmegeschäften in Japan bei 44 %. Das Angebot von Toyota für die Aktien von Toyota Industries bleibt mit 23 % erheblich hinter diesem Wert zurück, was zu den Hauptkritikpunkten der Investoren führt.
Kritik von internationalen Vermögensverwaltern
In einem am 8. August verfassten und diese Woche veröffentlichten Brief äußerten rund zwei Dutzend Vermögensverwalter ihre Bedenken. Zu den Unterzeichnern gehören namhafte Unternehmen wie AllianceBernstein, Neuberger Berman und Schroders. Der Brief wurde von der Asian Corporate Governance Association (ACGA) verschickt, die die Interessen von Vermögensverwaltern in der Region vertritt.
Die Investoren argumentieren, dass die Transaktion die Fortschritte bei den Reformen der Unternehmensführung in Japan entweder stärken oder schwächen könnte. Sie kritisieren die mangelnde Transparenz bei der Festlegung des Angebotspreises.
„Im Zentrum unserer Bedenken steht die fehlende vollständige Offenlegung der Bewertung“, heißt es in dem Schreiben der Investoren. Sie fordern die Veröffentlichung aller Bewertungsmodelle, Steuerannahmen und Gutachten Dritter, die zur Ermittlung des Angebotspreises herangezogen wurden.
Dialog, aber weiterhin offene Fragen
Laut Amar Gill, Generalsekretär der ACGA, gab es bereits mehrere Gespräche mit beiden Unternehmen über die Transaktion. Ein unabhängiger Direktor von Toyota Industries wurde für eine Diskussion zur Verfügung gestellt, was als ein relativ seltener Grad an Zugänglichkeit angesehen wird. Trotz dieses Dialogs bleiben die Kernforderungen der Investoren bestehen.
Potenzieller Interessenkonflikt im Fokus
Ein weiterer zentraler Punkt der Kritik ist die Rolle von Toyota-Chairman Akio Toyoda. Da er als Privatperson direkt an der Übernahme beteiligt ist, sehen die Investoren einen potenziellen Interessenkonflikt. Sie fordern vom Vorstand von Toyota eine klare Erklärung, wie dieser Konflikt zwischen den Interessen von Toyoda und denen der anderen Aktionäre gehandhabt wurde.
Die Transaktion soll die Position der Gründerfamilie Toyoda innerhalb des Konzerns weiter festigen. Gleichzeitig ist sie Teil einer umfassenderen Neuordnung der komplexen Kreuzbeteiligungen, die für viele japanische Konzerne typisch sind.
Bedeutung für die Corporate Governance in Japan
Die Übernahme wird als wichtiger Testfall für die japanische Unternehmensführung betrachtet. Regulierungsbehörden und die Regierung drängen seit Jahren auf mehr Transparenz und eine bessere Berücksichtigung der Interessen von Minderheitsaktionären. Der Ausgang dieses Falls könnte die zukünftige Richtung für ähnliche Transaktionen im Land prägen.
Markt rechnet mit höherem Angebot
Die Aktie von Toyota Industries wurde zuletzt über dem Angebotspreis gehandelt. Am Donnerstag notierte sie bei 16.620 Yen und damit 320 Yen über den gebotenen 16.300 Yen. Dies deutet darauf hin, dass die Marktteilnehmer erwarten, dass Toyota sein Angebot noch erhöhen könnte, um die Zustimmung der Aktionäre zu sichern.
Die Investoren äußerten zudem Bedenken über die geplante Behandlung mehrerer Tochtergesellschaften der Toyota-Gruppe als unabhängige Minderheitsaktionäre. Dieses Vorgehen würde bedeuten, dass Toyota für die Annahme des Angebots nur die Unterstützung von 42 % der Minderheitsaktionäre benötigen würde, anstatt einer einfachen Mehrheit.
Zeitplan der Übernahme verschiebt sich
Das Übernahmeangebot für Toyota Industries sollte ursprünglich im Dezember starten. Toyota gab jedoch Anfang des Monats bekannt, dass der Beginn nun für Februar oder später erwartet wird. Der Grund für die Verzögerung sind noch ausstehende behördliche Genehmigungen in einigen Ländern.
Stellungnahme von Toyota
In einer offiziellen Erklärung teilte Toyota mit, dass das Unternehmen „mehrere Runden eines konstruktiven Dialogs“ mit der ACGA geführt habe. Man habe sich bemüht, die eigene Position umfassend zu erläutern.
„Die Verhandlungen zwischen den unabhängigen, an dieser Transaktion beteiligten Unternehmen wurden nach bestem Wissen und Gewissen in einem fairen und unabhängigen Prozess geführt, wobei die Interessen der Minderheitsaktionäre ausreichend berücksichtigt wurden“, so Toyota. Das Unternehmen fügte hinzu, dass es alle erforderlichen Informationen umgehend veröffentlichen werde, falls dies in Zukunft notwendig sein sollte.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob Toyota auf die Forderungen der Investoren eingeht und sein Angebot anpasst, um die Bedenken hinsichtlich Fairness und Transparenz auszuräumen.




