Der Elektrofahrzeughersteller Rivian Automotive Inc. hat einer Vergleichszahlung in Höhe von 250 Millionen US-Dollar zugestimmt, um eine Sammelklage von Investoren beizulegen. Das Unternehmen aus Irvine, Kalifornien, gab bekannt, dass der Vergleich es ermöglichen werde, sich wieder voll auf zukünftige Projekte zu konzentrieren, insbesondere auf die Einführung des neuen R2-Modells.
Wichtige Fakten
- Rivian hat einem Vergleich in Höhe von 250 Millionen Dollar zugestimmt, um eine Investorenklage zu beenden.
- Die Klage warf dem Unternehmen vor, geplante Preiserhöhungen vor dem Börsengang 2021 verschwiegen zu haben.
- Rivian bestreitet ein Fehlverhalten und gibt an, sich nun auf den Start des R2-Modells konzentrieren zu wollen.
- Die Zahlung wird durch eine Versicherung und Barmittel des Unternehmens finanziert.
Hintergründe der Investorenklage
Die Klage wurde im Jahr 2022 im Namen von Anlegern eingereicht, die nach dem Börsengang im November 2021 Aktien der Klasse A des Unternehmens erworben hatten. Der zentrale Vorwurf lautete, Rivian habe es versäumt, wesentliche Informationen offenzulegen.
Konkret ging es um Pläne, die Preise für seine ersten Fahrzeugmodelle, den R1T Pickup und den R1S SUV, deutlich zu erhöhen. Die Kläger argumentierten, dass diese Pläne bereits vor dem Börsengang bestanden, aber erst danach kommuniziert wurden, was zu erheblichen Kursverlusten für frühe Investoren führte.
Der Börsengang von 2021
Rivian ging im November 2021 an die Börse und wurde schnell zu einem der wertvollsten Automobilhersteller der Welt. Der Aktienkurs erreichte kurz nach dem Debüt einen Höchststand von über 172 US-Dollar. Die anschließende Ankündigung von Preiserhöhungen führte jedoch zu einem starken Vertrauensverlust und einem deutlichen Kursverfall.
Details des Vergleichs
In einer offiziellen Erklärung betonte Rivian, dass der vorgeschlagene Vergleich kein Eingeständnis eines Fehlverhaltens oder einer Schuld darstellt. Die Vereinbarung muss noch von einem Gericht genehmigt werden, um rechtskräftig zu werden.
Die Finanzierung der Vergleichssumme von 250 Millionen Dollar ist bereits geklärt. Ein Teil der Summe, 67 Millionen Dollar, wird durch die Managerhaftpflichtversicherung (D&O-Versicherung) des Unternehmens abgedeckt. Die verbleibenden 183 Millionen Dollar wird Rivian aus eigenen Barmitteln aufbringen.
„Die Beilegung des Rechtsstreits wird es Rivian ermöglichen, seine Ressourcen auf die Markteinführung seines Massenmarkt-Fahrzeugs R2 in der ersten Hälfte des Jahres 2026 zu konzentrieren“, erklärte das Unternehmen.
Strategischer Fokus auf das R2-Modell
Mit der Beilegung des Rechtsstreits will das Management den Blick nach vorne richten. Das Hauptaugenmerk liegt nun auf der Entwicklung und dem Produktionsstart des Modells R2. Dieses Fahrzeug soll kleiner und preisgünstiger als die bisherigen R1-Modelle sein und Rivian den Zugang zu einem breiteren Marktsegment ermöglichen.
Die Einführung des R2 gilt als entscheidender Schritt für die langfristige Rentabilität des Unternehmens. Die Produktion soll in der ersten Hälfte des Jahres 2026 anlaufen. Die Freisetzung von Managementkapazitäten und finanziellen Ressourcen durch das Ende des Rechtsstreits wird als wichtiger Faktor für den Erfolg dieses Projekts angesehen.
Aktuelle Herausforderungen für Rivian
Der Vergleich wurde am selben Tag bekannt gegeben, an dem Rivian auch eine weitere Runde von Entlassungen ankündigte. Das Unternehmen plant, 4,5 % seiner Belegschaft abzubauen. Dies ist bereits die zweite Entlassungswelle seit September und unterstreicht den anhaltenden Kostendruck in der Elektrofahrzeugbranche.
Marktreaktion und Aktienkursentwicklung
Die Reaktion der Finanzmärkte auf die Ankündigung des Vergleichs fiel verhalten aus. Die Rivian-Aktie zeigte im nachbörslichen Handel kaum Veränderungen und schloss bei 13,09 Dollar. Seit Jahresbeginn hat die Aktie rund 1,6 % an Wert verloren.
Der aktuelle Kurs liegt nur noch bei einem Bruchteil des Höchststandes von über 172 Dollar, der kurz nach dem Börsengang erreicht wurde. Dies spiegelt die Herausforderungen wider, mit denen sich das Unternehmen konfrontiert sieht, darunter Produktionsschwierigkeiten, hoher Wettbewerb und der allgemeine wirtschaftliche Druck.
Investoren beobachten nun genau, ob es Rivian gelingt, die Produktion hochzufahren und mit dem R2-Modell einen profitablen Weg in die Zukunft einzuschlagen. Die Beilegung der kostspieligen Klage ist ein Schritt, um Unsicherheiten zu beseitigen und den Fokus wieder auf das operative Geschäft zu legen.




