Steve Eisman, ein Investor, der durch seine Wetten gegen den Immobilienmarkt 2007 bekannt wurde, hat Tesla und seine Aktionäre als „Kult“ bezeichnet. In einem Podcast-Interview erklärte er, warum die Aktie des Elektroautoherstellers seiner Meinung nach von den fundamentalen Unternehmensdaten entkoppelt ist.
Wichtige Erkenntnisse
- Steve Eisman, bekannt aus dem Film „The Big Short“, meidet die Tesla-Aktie.
- Er argumentiert, dass die Gewinne von Tesla seit ihrem Höchststand erheblich gesunken sind.
- Trotz sinkender Gewinne ist der Aktienkurs höher als zum Zeitpunkt der Rekordgewinne.
- Eisman führt dies auf den starken Glauben der Anleger an zukünftige Technologien wie Robotaxis und KI zurück, was er als „Kultverhalten“ beschreibt.
Ein bekannter Kritiker meldet sich zu Wort
Steve Eisman erlangte weltweite Bekanntheit als einer der wenigen Investoren, die die Finanzkrise von 2007-2008 vorhersahen. Er wettete erfolgreich gegen den US-Immobilienmarkt und wurde später in Michael Lewis' Buch „The Big Short“ porträtiert. Im gleichnamigen Film wurde seine Figur, umbenannt in „Mark Baum“, von Steve Carell gespielt.
Heute ist Eisman für seine pointierten Marktanalysen bekannt. Obwohl er den aktuellen Markt vorsichtig optimistisch bewertet, hält er sich von bestimmten Investitionen fern. Zu den sieben größten Technologieunternehmen, den sogenannten „Magnificent 7“, besitzt er Anteile an allen – mit einer Ausnahme: Tesla (TSLA).
Wer ist Steve Eisman?
Eisman ist ein amerikanischer Investor und Fondsmanager. Seine Berühmtheit verdankt er seiner korrekten Vorhersage des Zusammenbruchs des Marktes für Subprime-Hypotheken, die zur globalen Finanzkrise führte. Diese Geschichte machte ihn zu einer Symbolfigur für Investoren, die sich auf fundamentale Analysen und das Aufdecken von Marktschwächen spezialisieren.
Die Diskrepanz zwischen Gewinn und Aktienkurs
In einem kürzlichen Auftritt im Podcast „Lemondae Stand“ erläuterte Eisman seine kritische Haltung gegenüber Tesla. Sein Hauptargument ist die wachsende Lücke zwischen den tatsächlichen Gewinnen des Unternehmens und seiner Bewertung an der Börse.
„Ich möchte, dass Sie darüber aus der Perspektive von Leuten nachdenken, die echte fundamentale Arbeit leisten“, sagte Eisman. Er wies darauf hin, dass die Gewinne von Tesla erheblich zurückgegangen sind.
Teslas Gewinnentwicklung
Laut Analysten erreichte der Gewinn pro Aktie von Tesla im Jahr 2023 mit 4,30 US-Dollar seinen Höhepunkt. Für 2024 wird ein Rückgang auf etwa 2 US-Dollar erwartet. Eismans Schätzung für 2025 liegt bei rund 1,50 US-Dollar pro Aktie. Dies würde einem Gewinnrückgang von über 60 % gegenüber dem Höchststand entsprechen.
Das Paradoxe sei, so Eisman, dass die Aktie heute höher notiert als während der Phase der Rekordgewinne im Jahr 2023. Ein Analyst, der basierend auf diesen fundamentalen Daten eine Short-Position empfohlen hätte, wäre zwar im Recht gewesen, hätte aber dennoch Geld verloren.
Die These vom „Kult“
Warum widersetzt sich die Tesla-Aktie der fundamentalen Logik? Eisman hat eine klare Antwort: „Es ist ein Kult.“ Er glaubt, dass viele Anleger nicht auf die aktuellen Geschäftszahlen schauen, sondern auf eine Zukunftsvision setzen, die von Robotaxis, künstlicher Intelligenz und humanoiden Robotern geprägt ist.
„Ich denke, was die Leute aufrichtig glauben, [...] ist, dass Tesla mit Robotaxis, KI und Robotern sehr erfolgreich sein wird, und dass alles großartig sein wird, und deshalb besitzt man Tesla.“
Ein Glaube an die Zukunft
Eisman erklärt, warum es schwierig ist, gegen eine solche Überzeugung zu argumentieren. „Erstens könnte er [der optimistische Anleger] Recht haben. Zweitens gibt es kein Argument dagegen. Man argumentiert gegen etwas, das in der Zukunft passieren wird, und die Leute glauben daran oder nicht.“
Diese Dynamik macht eine Investition für einen fundamental orientierten Investor wie Eisman unattraktiv. Er meidet Anlagen, die mehr auf Glauben als auf nachweisbaren Fakten basieren. Seine Haltung spiegelt eine breitere Beobachtung wider, die er bereits früher geäußert hat: Anlageentscheidungen, die sich ausschließlich auf die Fundamentaldaten einzelner Unternehmen stützen, seien kein tragfähiges Anlagekonzept mehr, da die Bewertungen oft von der Realität abgekoppelt seien.
Was sind Robotaxis?
Robotaxis sind autonome Fahrzeuge, die ohne menschlichen Fahrer Passagiere befördern können. Tesla-CEO Elon Musk hat wiederholt angekündigt, ein riesiges Netzwerk solcher Fahrzeuge aufzubauen. Kritiker weisen jedoch darauf hin, dass die Technologie für einen flächendeckenden, sicheren Einsatz noch nicht ausgereift ist und regulatorische Hürden bestehen.
Analyse der Investment-Perspektive
Die Kommentare von Eisman werfen ein Schlaglicht auf eine zentrale Debatte rund um Tesla. Auf der einen Seite stehen Investoren, die das Unternehmen anhand traditioneller Kennzahlen wie Umsatz, Gewinn und Produktionszahlen bewerten. Diese Gruppe sieht mit Sorge auf den zunehmenden Wettbewerb, sinkende Margen und Produktionsherausforderungen.
Auf der anderen Seite stehen Anleger, die Tesla weniger als reinen Automobilhersteller, sondern vielmehr als ein Technologie- und KI-Unternehmen betrachten. Für sie sind die heutigen Autoverkäufe nur ein kleiner Teil des zukünftigen Potenzials. Sie investieren in die Vision von Elon Musk und die Möglichkeit, dass Tesla Branchen wie Transport, Energie und Robotik revolutionieren könnte.
Eismans „Kult“-Bezeichnung beschreibt die zweite Gruppe. Für ihn ist die Bewertung der Aktie so stark von zukünftigen, unbewiesenen Geschäftsfeldern abhängig, dass eine rationale, datengestützte Analyse kaum noch möglich ist. Er zieht es vor, sich auf Unternehmen zu konzentrieren, deren Wert auf gegenwärtigen und kurzfristig prognostizierbaren Erfolgen beruht.
Letztendlich unterstreicht die Debatte die Schwierigkeit, disruptive Technologieunternehmen mit traditionellen Methoden zu bewerten. Ob die optimistischen Zukunftsprognosen für Tesla eintreffen werden, bleibt abzuwarten. Bis dahin wird die Aktie wahrscheinlich ein polarisierendes Thema an den Finanzmärkten bleiben.




