Tesla steht vor einer entscheidenden Abstimmung am 6. November in Giga Texas. Aktionäre werden über ein neues, milliardenschweres Vergütungspaket für CEO Elon Musk entscheiden, das die Meinungen von Großinvestoren und Analysten tief spaltet. Während einige das Paket als notwendig für die Zukunft des Unternehmens ansehen, kritisieren andere dessen beispiellose Größenordnung.
Wichtige Punkte
- Am 6. November stimmen Tesla-Aktionäre über ein neues Leistungsvergütungspaket für Elon Musk ab.
- Der US-Pensionsfonds Calpers hat angekündigt, gegen das Paket zu stimmen, da er es für überdimensioniert hält.
- Analysten sehen die Zukunft von Tesla unterschiedlich: Einige konzentrieren sich auf stabile Fahrzeugauslieferungen, andere auf das Potenzial von Robotaxis und KI.
- Trotz der Kontroverse wird eine hohe Zustimmung für Musks Paket erwartet.
Die Abstimmung am 6. November: Ein Paket der Superlative
Die anstehende Hauptversammlung von Tesla ist mehr als nur eine routinemäßige Veranstaltung. Im Mittelpunkt steht die Abstimmung über den „2025 CEO Performance Award“ für Elon Musk. Dieses Paket ist kein gewöhnliches Gehalt, sondern eine leistungsbezogene Vergütung, die an extrem ehrgeizige Ziele geknüpft ist.
Sollten alle Ziele erreicht werden, könnte Musk zum Billionär aufsteigen. Eine der Bedingungen ist beispielsweise, die Marktkapitalisierung von Tesla von derzeit rund 1,1 Billionen US-Dollar auf 8,5 Billionen US-Dollar zu steigern. Dies würde Tesla zum mit Abstand wertvollsten Unternehmen der Welt machen.
Musk selbst betonte, dass es ihm bei dem Paket weniger um die finanzielle Vergütung gehe. In einer Nachricht auf der Plattform X erklärte er, sein Hauptanliegen sei es, eine ausreichende Stimmrechtskontrolle zu behalten, um das Unternehmen vor dem Einfluss aktivistischer Aktionärsberatungsfirmen zu schützen.
Hintergrund: Ein früherer Vergütungsplan
Dies ist nicht das erste Mal, dass ein Vergütungspaket für Musk für Aufsehen sorgt. Ein früheres Paket im Wert von 56 Milliarden US-Dollar aus dem Jahr 2018 wurde von einem Gericht in Delaware für ungültig erklärt. Tesla hat gegen diese Entscheidung Berufung eingelegt.
Großinvestoren im Clinch
Die Meinungen der institutionellen Anleger gehen weit auseinander. Einer der prominentesten Gegner des neuen Pakets ist das California Public Employees’ Retirement System (Calpers), einer der größten Pensionsfonds der USA.
Ein Sprecher von Calpers erklärte gegenüber Medien, dass das vorgeschlagene Paket die Vergütungen für CEOs vergleichbarer Unternehmen um ein Vielfaches übersteige. Calpers, das rund 5 Millionen Tesla-Aktien hält, befürchtet zudem eine weitere Machtkonzentration bei einem einzelnen Aktionär.
„Das von Tesla vorgeschlagene CEO-Gehaltspaket ist um Größenordnungen größer als die Gehaltspakete für CEOs in vergleichbaren Unternehmen.“
Unterstützung kommt hingegen von anderer Seite. So hat beispielsweise die staatliche Verwaltungsbehörde von Florida (SBA) angekündigt, für das Vergütungspaket zu stimmen. Diese unterschiedlichen Haltungen zeigen die tiefe Spaltung unter den Großaktionären.
Auch die einflussreichen Stimmrechtsberater Institutional Shareholder Services (ISS) und Glass Lewis haben sich gegen den Vorschlag ausgesprochen, was den Druck auf andere institutionelle Anleger erhöht.
Hohe Erfolgsaussichten trotz Widerstand
Trotz der Kritik von Schwergewichten wie Calpers und den Stimmrechtsberatern gehen viele Marktbeobachter von einer Annahme des Pakets aus. Die Wettplattform Kalshi schätzt die Wahrscheinlichkeit einer Zustimmung auf 94 Prozent. Analysten wie Gary Black vom Future Fund und Dan Ives von Wedbush sehen eine „nahezu nullprozentige Chance“, dass die Aktionäre den Plan ablehnen werden.
Analysten uneins über Teslas wahren Wert
Parallel zur Debatte um Musks Vergütung bewerten Finanzanalysten die Zukunft von Tesla sehr unterschiedlich. Die Perspektiven reichen von einer Stabilisierung des Kerngeschäfts bis hin zu einer Neubewertung als Technologie- und KI-Unternehmen.
Fokus auf Fahrzeugauslieferungen
Dmitriy Pozdnyakov von Freedom Capital hat seine Einschätzung für die Tesla-Aktie von „Verkaufen“ auf „Halten“ angehoben und das Kursziel von 338 auf 406 US-Dollar erhöht. Seine Analyse konzentriert sich auf das Kerngeschäft: die Fahrzeugproduktion.
Er argumentiert, dass die Einführung neuer, erschwinglicher „Standard“-Versionen des Model 3 und Model Y die Auslieferungszahlen stabilisieren und dem Unternehmen zu neuem Wachstum verhelfen wird. Diese Modelle, die für unter 40.000 US-Dollar angeboten werden, sollen eine breitere Käuferschicht ansprechen.
Fokus auf KI und Robotik
Einen völlig anderen Ansatz verfolgt die Bank of America. Analyst Federico Merendi hob das Kursziel für Tesla um 38 % auf 471 US-Dollar an, behielt aber die Bewertung „Neutral“ bei. Die Begründung liegt im zukünftigen Potenzial der KI-gesteuerten Geschäftsbereiche.
In ihrem Bewertungsmodell macht das Kerngeschäft mit Autos nur noch 12 % des Gesamtwerts aus. Die größten Anteile entfallen auf zukünftige Projekte:
- Robotaxi-Plattform: 45 % des Werts
- Humanoider Roboter Optimus: 19 % des Werts
- Full Self-Driving (FSD): 17 % des Werts
- Energiesparte: 6 % des Werts
Die Bank of America argumentiert, dass ein Großteil dieses Zukunftspotenzials bereits im aktuellen Aktienkurs eingepreist sei, was die neutrale Haltung erklärt. Diese Sichtweise unterstreicht den Wandel in der Wahrnehmung von Tesla – weg vom reinen Autohersteller hin zu einem diversifizierten Technologiekonzern, dessen größter Wert noch in der Zukunft liegt.




