In einer knappen Entscheidung hat die Wild- und Fischereikommission von Louisiana einem Vorschlag zugestimmt, der die strengen Vorschriften für die industrielle Menhaden-Fischerei teilweise lockert. Die Entscheidung, die mit 4 zu 3 Stimmen fiel, erlaubt es den sogenannten „Pogy-Booten“, in bestimmten Küstenabschnitten wieder näher an Land zu fischen. Dies entfacht eine hitzige Debatte zwischen der Fischereiindustrie und Naturschützern neu.
Der Plan sieht vor, die bestehende Pufferzone von einer halben Meile (ca. 800 Meter) in ausgewählten Gebieten auf eine viertel Meile (ca. 400 Meter) zu reduzieren. Während die Industrie argumentiert, diese Maßnahme sei zur Sicherung von Arbeitsplätzen und Steuereinnahmen unerlässlich, warnen Freizeitfischer und Umweltschützer vor den potenziellen Risiken für das fragile Küstenökosystem Louisianas.
Wichtige Erkenntnisse
- Die Kommission in Louisiana stimmte mit 4:3 für eine Lockerung der Pufferzonen für die Menhaden-Fischerei.
- In bestimmten Gebieten wird die Schutzzone von einer halben auf eine viertel Meile reduziert.
- Gleichzeitig werden in anderen sensiblen Bereichen neue Schutzgebiete hinzugefügt, was die Gesamtverbotsfläche um etwa 4 % erhöht.
- Die Entscheidung folgt auf intensiven Druck der Fischereiindustrie, die massive Fangeinbußen beklagt.
- Freizeitfischer und Naturschützer befürchten negative Auswirkungen auf den Fischbestand und das Küstenökosystem.
Ein Kompromiss unter Druck
Die Entscheidung der Kommission fiel nach einer mehrstündigen, emotionalen Sitzung in Baton Rouge, bei der Vertreter beider Seiten zu Wort kamen. Die aktuelle Regelung mit einer Pufferzone von einer halben Meile war selbst das Ergebnis eines Kompromisses, der erst im vergangenen Jahr auf Drängen von Gouverneur Jeff Landry erzielt wurde. Die Menhaden-Industrie drängte jedoch seither auf eine erneute Anpassung.
Unternehmen gaben an, dass die bestehenden Zonen ihre Fangmengen um 15 % bis 25 % reduziert hätten. Francois Kuttel, Präsident des Menhaden-Betriebs Westbank Fishing, betonte die wirtschaftliche Bedeutung der Branche. Er verwies auf rund 800 direkte Arbeitsplätze und 25 Millionen Dollar an staatlichen und lokalen Steuereinnahmen, die auf dem Spiel stünden.
„Befürworter der Pufferzone haben gesagt, dass sie der Menhaden-Industrie oder ihren Mitarbeitern nicht schaden wollen, aber ihre Annahme, dass unsere Schiffe einfach weiter draußen auf See fischen können, um den verlorenen Fang auszugleichen, hat sich als falsch erwiesen“, erklärte Kuttel vor der Kommission.
Die Argumente der Gegner
Auf der anderen Seite stehen Freizeitfischer, Charterbootkapitäne und Naturschutzorganisationen. Sie sehen den Kompromiss von 2023 als gebrochen an und befürchten, dass eine Annäherung der industriellen Fangflotten an die Küste verheerende Folgen haben könnte. Charlie Caplinger, Vorsitzender der Coastal Conservation Association in Louisiana, äußerte seine Frustration.
„Das war nicht, was wir wollten, aber wir haben zugestimmt. Das war der Deal“, sagte Caplinger über den letztjährigen Kompromiss. „Und jetzt sind wir wieder hier und wärmen das alles wieder auf ... Hier geht es ums Geld.“ Viele befürchten, dass der wirtschaftliche Beitrag des Freizeittourismus, der ebenfalls von gesunden Küstengewässern abhängt, nicht ausreichend gewürdigt wird.
Was ist Menhaden-Fischerei?
Menhaden, auch „Pogy“ genannt, sind kleine, ölreiche Fische, die eine entscheidende Rolle im marinen Nahrungsnetz spielen. Sie werden nicht für den menschlichen Verzehr gefangen, sondern industriell zu Fischmehl und Fischöl verarbeitet. Diese Produkte finden Verwendung in Tierfutter, Nahrungsergänzungsmitteln und Kosmetika. Die Fangmethode mit großen Ringwadennetzen, die von Mutterschiffen und mithilfe von Aufklärungsflugzeugen eingesetzt werden, ist hoch effizient, aber auch umstritten.
Die Rolle der Beifang-Studie
Ein zentraler Punkt in der Debatte ist eine kürzlich durchgeführte Studie zum Thema Beifang – also Fische und andere Meerestiere, die unbeabsichtigt mitgefangen werden. Die Industrie verweist auf die Ergebnisse, die zeigen, dass der Beifang von beliebten Sportfischen wie dem Rotbarsch geringer ausfiel als von vielen befürchtet. Die Studie ergab, dass die Überlebensrate von freigelassenen Rotbarschen hoch war, was auf verbesserte Netztechnologien und sogenannte Exkluder zurückgeführt wird, die größere Fische aussortieren.
Beifang in Zahlen
- Rotbarsch-Beifang (2024): ca. 30.000 durch die Menhaden-Industrie.
- Rotbarsch-Fang (Freizeitfischer): ca. 850.000 im gleichen Zeitraum.
- Gesamtbeifang der Industrie: Deutlich unter der gesetzlichen Schwelle von 5 % des Gesamtfangs.
Ein Mitautor der Studie erklärte vor der Kommission, dass eine Reduzierung der Pufferzone die Beifangmenge pro Netz wahrscheinlich nicht beeinflussen würde, solange die Fangaktivität gleich bleibt. Gegner des Vorschlags kontern jedoch, dass die Lockerung der Regeln unweigerlich zu mehr Fischerei und damit auch zu einem absolut höheren Beifang führen wird.
Naturschützer weisen zudem darauf hin, dass die Studie zwar für den Rotbarsch entlastend wirkt, aber auch zeigt, dass zig Millionen kleinerer Fische wie der Atlantische Umber, die eine wichtige Nahrungsquelle für Raubfische und Seevögel sind, als Beifang getötet werden.
Die neuen Regelungen im Detail
Der nun verabschiedete Vorschlag ist kein pauschales Zurückrudern. Er sieht eine differenzierte Anpassung der Schutzzonen vor. Während in einigen Bereichen die Zone verkleinert wird, bleibt sie in anderen bestehen oder wird sogar erweitert.
Die wichtigsten Änderungen umfassen:
- Reduzierung auf eine viertel Meile: In den Abschnitten von den Cameron Jetties bis Rutherford Beach, vom Mermentau River bis Rollover, von Point Au Fer bis Bayou Grand Caillou und von Bay Long bis zum Southwest Pass.
- Bestehende Zonen bleiben: Die Drei-Meilen-Pufferzone um Grand Isle und die Ein-Meilen-Zone um Holly Beach bleiben unverändert.
- Neue Schutzzonen: Zusätzliche Pufferzonen werden an der Innenseite der Chandeleur Islands und um die Isle Dernieres eingerichtet.
Insgesamt führen diese Anpassungen dazu, dass die für die Menhaden-Industrie gesperrte Wasserfläche um etwa 4 % anwächst. Dennoch konzentriert sich die Kritik auf die Zonen, in denen die Boote näher an die Strände und Marschen heranrücken dürfen.
Einzigartiges Ökosystem in Louisiana
Louisiana ist ein Sonderfall im Golf von Mexiko. Während andere Bundesstaaten wie Florida oder Texas ihre Küsten stark auf den Strandtourismus ausrichten und strengere Fischereiregeln haben, ist die Küste von Louisiana von den nährstoffreichen Sedimenten des Mississippi geprägt. Dies schafft einen idealen Lebensraum für Menhaden, weshalb der Großteil der Menhaden-Fischerei im Golf genau hier stattfindet.
Wie geht es weiter?
Die Entscheidung der Kommission ist noch nicht das letzte Wort. Der Vorschlag tritt nun in eine öffentliche Kommentierungsphase ein, die bis zum 23. Januar läuft. In dieser Zeit können Bürger und Interessengruppen ihre Bedenken und ihre Unterstützung äußern.
Anschließend hat auch die Legislative des Bundesstaates die Möglichkeit, sich einzuschalten und den Vorschlag abzulehnen. Sollte es keine weiteren Hürden geben, könnten die neuen Regeln frühestens am 20. März in Kraft treten. Es wird jedoch erwartet, dass der Kampf um die Pufferzonen in den kommenden Monaten mit unverminderter Härte weitergeführt wird, sowohl in der Öffentlichkeit als auch hinter den politischen Kulissen.




