Die britische Küstenwache hat eine unübliche Entscheidung getroffen und zwei Boote vor der Küste Devons gezielt versenkt. Dies geschah, nachdem die Schiffe tagelang in wichtigen Schifffahrtswegen trieben und eine Gefahr darstellten. Die Boote, darunter ein 60 Tonnen schweres ehemaliges Fischerboot namens „The Faithful“, waren zuvor für nur ein Pfund verkauft worden.
Wichtige Erkenntnisse
- Zwei Boote, darunter ein 60-Tonnen-Schiff, wurden von der Küstenwache versenkt.
- Die Boote trieben tagelang unkontrolliert in Schifffahrtswegen vor Devon.
- Ein Boot wurde für nur ein Pfund verkauft und geriet auf seiner Jungfernfahrt in Seenot.
- Die Entscheidung zur Versenkung wird von Fischern und Umweltschützern kritisiert.
- Die Behörden begründeten die Maßnahme mit der Untauglichkeit der Schiffe und der Gefahr für die Schifffahrt.
Das Drama auf See: Eine Pfund-Investition endet im Meer
Die Geschichte begann mit einem vermeintlichen Schnäppchen: Zwei Personen erwarben „The Faithful“, ein ehemaliges Fischerboot, das zuletzt als Airbnb und Wohnschiff genutzt wurde, sowie eine kleinere Yacht für jeweils nur ein Pfund. Der Verkauf erfolgte durch die Brixham Marina, die das Boot nach dem Tod des Vorbesitzers und mangels finanzieller Mittel für die Liegegebühren loswerden wollte. Am 7. Oktober traten die neuen Eigner ihre Jungfernfahrt an. Doch bereits nach 48 Kilometern gerieten sie in Schwierigkeiten.
Die RNLI (Royal National Lifeboat Institution) musste die beiden Personen retten. Das 17,5 Meter lange Schiff „The Faithful“ trieb danach ohne Besatzung und Antrieb in den belebten Schifffahrtswegen vor Devon. An seiner Seite befand sich die kleinere Yacht. Die Situation entwickelte sich zu einem mehrtägigen Problem für die maritimen Behörden.
Faktencheck
- Verkaufspreis: 1 Pfund pro Boot.
- Start der Reise: 7. Oktober.
- Distanz bis zur Havarie: Etwa 48 Kilometer von Brixham entfernt.
- Ladung: "The Faithful" führte rund zwei Tonnen Diesel an Bord.
Die kontroverse Entscheidung der Küstenwache
Am 11. Oktober traf die Maritime and Coastguard Agency (MCA) eine ungewöhnliche Entscheidung. Sie beauftragte ein Bergungsunternehmen damit, die beiden Schiffe gezielt zu versenken. Die MCA begründete diesen Schritt mit dem untauglichen Zustand der Schiffe und der Unfähigkeit der Eigner, eine Bergung durchzuführen.
Ein Sprecher der MCA betonte die potenzielle Gefahr, die von unkontrolliert treibenden, seeuntüchtigen Schiffen in belebten Gewässern ausgeht. Solche Situationen könnten ernsthafte Risiken für Menschenleben und andere Schiffe darstellen. Daher sei es entscheidend, dass Bootseigner den Zustand ihrer Schiffe ernst nähmen. Die Versenkung erfolgte etwa 32 Kilometer südwestlich von Salcombe, in einem Bereich abseits sensibler Meeresgebiete und Unterwasserinfrastruktur.
„Es ist absolut wichtig, dass Bootsbesitzer den Zustand ihrer Boote ernst nehmen. Seeuntüchtige Schiffe, die ohne Antrieb oder Besatzung in belebten Gewässern treiben, können eine ernste Gefahr für Menschenleben und andere Schiffe darstellen.“
Kritik aus der Fischerei und von Umweltschützern
Die Entscheidung der Küstenwache stieß auf Kritik, insbesondere in der Fischereiindustrie. Fischer wie Richard Fowler aus Brixham äußerten große Besorgnis über die genaue Position des Wracks. Trawler-Netze, die über den Meeresboden gezogen werden, könnten sich an dem Wrack verfangen. Dies könnte zu Schäden an den Netzen führen, aber auch zum Kentern oder gar zum Sinken von Fischerbooten.
„Wenn sie das Boot verlieren, besteht die Möglichkeit, dass drei, vier, fünf Menschen ihr Leben verlieren“, sagte Fowler. Er fragte sich, warum die Fischer nicht umfassend über die genaue Lage des Wracks informiert wurden. Die MCA erklärte, die Boote seien in einer Tiefe versenkt worden, die keine „Notice to Mariners“ erfordere, habe aber eine Navigationswarnung online und an den örtlichen Hafen gesendet. Die genaue Position auf dem Meeresboden sei jedoch noch nicht bestätigt.
Hintergrund: Verlassene Boote
Das Problem verlassener Boote nimmt zu. Häfen und Gemeinden stehen oft vor der Herausforderung, mit diesen Schiffen umzugehen. Sie müssen die Kosten für die Entsorgung tragen, da die ehemaligen Eigner oft nicht mehr ermittelbar sind oder keine finanziellen Mittel besitzen. Dies stellt eine erhebliche Belastung dar.
Nick Burns, Hafenmeister von Tor Bay, betonte, dass der Kauf alter oder verlassener Boote zwar verlockend erscheinen mag, aber oft mit erheblichen versteckten Verbindlichkeiten einhergeht. Er riet dringend zu einer gründlichen Due Diligence, da der Besitz eines vernachlässigten Schiffes schnell zu einer großen finanziellen und rechtlichen Belastung werden kann.
Umweltauswirkungen und weitere Bedenken
Auch Umweltschützer äußerten Bedenken. Chris Graham von der Marine Conservation Society bezeichnete die Versenkung eines dieselbeladenen Schiffes als „letzten Ausweg“. Obwohl die Menge im Vergleich zu großen Ölkatastrophen gering sei, sei ein Umweltschaden wahrscheinlich. „Es ist nur eine Frage der Zeit – eine tickende Zeitbombe –, bis dieser Treibstoff aus dem Schiff austritt“, warnte Graham. Der Treibstoff würde dann in die Wassersäule, auf den Meeresboden und an die Oberfläche gelangen, wo er Vögel, Fische und andere Lebewesen beeinträchtigen könnte.
Die Küstenwache erklärte, zum Zeitpunkt der Versenkung habe es keine „signifikante Verschmutzung“ gegeben. Sie überwache die Situation mit Flugzeugen und Satelliten zur Überwachung der Meeresverschmutzung und werde bei Bedarf Maßnahmen ergreifen. Trotz dieser Zusicherung bleibt die Sorge bestehen, dass die Langzeitfolgen des im Meer versenkten Diesels noch nicht absehbar sind.
Die Suche nach Alternativen
Fischer Richard Fowler äußerte sich kritisch über die Handlungsweise der Küstenwache. Er meinte, es habe genügend Zeit gegeben, andere Lösungen zu finden. Es wird angenommen, dass die Küstenwache versucht hatte, einen Hafen zu finden, der die Boote aufnehmen würde. Doch die damit verbundenen Verantwortlichkeiten und finanziellen Lasten für die Hafenmeister, die sich um unversicherte und verlassene Boote kümmern müssen, stießen auf wenig Begeisterung.
Die „Faithful“ war zwar auf den ersten Blick ein attraktiver Kauf, doch die Anzeige hatte bereits auf die Notwendigkeit „erheblicher Reparaturen“ hingewiesen. Dieser Fall zeigt einmal mehr die komplexen Probleme, die mit dem Umgang von verlassenen und seeuntüchtigen Schiffen verbunden sind und wie wichtig eine genaue Prüfung vor dem Kauf ist.




