Ein Tesla-Besitzer und Influencer startete den Versuch, die USA von Küste zu Küste mit dem Fahrassistenzsystem Full Self-Driving (Supervised) zu durchqueren. Das Vorhaben endete jedoch bereits nach rund 100 Kilometern mit einem Unfall und einem erheblichen Reparaturkosten in Höhe von über 22.000 US-Dollar. Dieser Zwischenfall wirft erneut Fragen zur Zuverlässigkeit und den Grenzen autonomer Fahrsysteme auf.
Wichtige Erkenntnisse
- Ein Tesla Model Y kollidierte während einer FSD-Fahrt mit einem Metallobjekt.
- Der Unfall ereignete sich 60 Meilen nach dem Startpunkt in Kalifornien.
- Die Reparaturkosten beliefen sich auf über 22.000 US-Dollar.
- Ein Großteil der Kosten wurde von Tesla aufgrund eines Batteriedefekts unter Garantie übernommen.
- Der Vorfall unterstreicht die Notwendigkeit ständiger Fahreraufmerksamkeit bei Level-2-Systemen.
Der ambitionierte Plan und sein jähes Ende
Im Jahr 2016 äußerte Tesla-CEO Elon Musk die Erwartung, dass das Unternehmen bald ein autonomes Fahrsystem bereitstellen würde, das eine Fahrt quer durch die Vereinigten Staaten ohne menschliches Eingreifen ermöglicht. Dieses Ziel wurde bisher nicht erreicht. Dennoch versuchte der YouTuber Justin Demaree, bekannt als „Bearded Tesla Guy“, genau diese Herausforderung anzunehmen.
Zusammen mit einem Freund startete Demaree in San Diego, Kalifornien, in einem fast neuen Model Y. Das Fahrzeug war mit dem Full Self-Driving (Supervised) System ausgestattet. Die Absicht war, die Reise ohne jegliches menschliches Eingreifen zu absolvieren, um die Fähigkeiten des Systems zu demonstrieren.
Die Fahrt nahm jedoch schnell eine unerwartete Wendung. Etwa 60 Meilen (rund 96 Kilometer) nach dem Start kollidierte das Fahrzeug bei einer Geschwindigkeit von etwa 75 Meilen pro Stunde (ca. 120 km/h) mit einer auf der Fahrbahn liegenden Metallrampe. Das FSD-System leitete keine Brems- oder Ausweichmanöver ein. Der Aufprall führte dazu, dass die Insassen aus ihren Sitzen gehoben wurden und das Fahrzeug kurz in der Luft war.
Faktencheck
- Startpunkt: San Diego, Kalifornien
- Unfallort: Ca. 60 Meilen nach dem Start
- Geschwindigkeit bei Aufprall: ca. 75 mph (120 km/h)
- System: Tesla Full Self-Driving (Supervised)
Umfangreiche Schäden und eine überraschende Garantieabdeckung
Nach dem Aufprall war der Schaden am Fahrzeug sofort sichtbar. Eine erste Begutachtung auf einer Hebebühne zeigte, dass eine der vorderen Stabilisatorhalterungen abgerissen war. Auch verschiedene Kunststoffteile waren beschädigt. Trotz dieser offensichtlichen Probleme setzte das Duo die Fahrt fort.
Das größte Problem trat jedoch beim nächsten Ladestopp auf. Das Model Y weigerte sich, am Supercharger Strom aufzunehmen und zeigte mehrere Fehlermeldungen an. Eine dieser Meldungen wies darauf hin, dass der vordere Elektromotor nicht mehr funktionierte. Dies machte eine Weiterfahrt unmöglich.
Die beiden Männer begaben sich zum nächsten Tesla Service Center in Tucson, Arizona. Dort stellten die Techniker fest, dass die Hochvoltbatterie des Fahrzeugs defekt war. Die geschätzten Reparaturkosten überstiegen 22.000 US-Dollar. Allein der Austausch der Batterie wurde auf etwa 17.000 US-Dollar beziffert.
„Was am beunruhigendsten und unvorhersehbarsten ist, ist, dass Sie FSD viele Male erfolgreich eine bestimmte Situation meistern sehen können – oft auf derselben Straße oder Kreuzung – nur damit es beim nächsten Mal unerklärlicherweise versagt.“ – Guy Mangiamele, Direktor von AMCI Testing
Hintergrund: Tesla FSD (Supervised)
Das Tesla Full Self-Driving (Supervised) System ist ein Level-2-Fahrassistenzsystem gemäß der Klassifikation der Society of Automotive Engineers (SAE). Dies bedeutet, dass der Fahrer jederzeit die volle Verantwortung für das Fahrzeug trägt und die Straße ständig beobachten muss. Es handelt sich nicht um ein vollständig autonomes System, das ohne menschliche Aufsicht funktioniert.
Die Rolle des Batteriedefekts und die Konsequenzen
Interessanterweise übernahm Tesla die Kosten für den Batteriewechsel vollständig im Rahmen der Garantie. Eine detaillierte Analyse der Fehlercodes der beschädigten Batterie ergab, dass bereits vor dem Autobahnvorfall eine Zellungleichheit bestand. Ein Servicetechniker, der an dem Model Y arbeitete, erklärte, dass das Problem bereits vor dem Unfall existierte und der Aufprall möglicherweise dazu beigetragen hat, das ursprüngliche Problem zu beschleunigen.
Während Teslas Entscheidung, die Batterie unter Garantie zu ersetzen, als korrekter Schritt angesehen wird, verdeutlicht der Vorfall die Herausforderungen und Risiken, die mit dem Einsatz von Fahrassistenzsystemen verbunden sind. Der Versuch einer Langstreckenfahrt mit dem FSD-System führte für den Besitzer zu erheblichem Aufwand und Unsicherheit.
Justin Demaree hatte zuvor von einer erfolgreichen 1.000-Meilen-Fahrt von Florida nach Indiana berichtet, bei der er angeblich eine „echte Non-Stop-FSD-Fahrt von Ladestation zu Ladestation ohne Übernahme“ erlebt hatte. Dies zeigt, dass die Leistung des Systems stark variieren kann.
Die Grenzen von Level-2-Systemen
Der Vorfall unterstreicht die Notwendigkeit, die aktuellen Fähigkeiten von Fahrassistenzsystemen realistisch einzuschätzen. Unabhängige Testfirmen haben ähnliche Beobachtungen gemacht. So stellte eine Forschungsfirma nach Tests von Teslas FSD über 1.000 Meilen auf verschiedenen Straßen fest, dass das System Szenarien Dutzende Male fehlerfrei bewältigen kann, nur um dann unerwartet einen Fehler zu machen, wenn der Fahrer sich darauf verlässt.
Glücklicherweise wurde bei dem Vorfall niemand verletzt. Es bleibt festzuhalten, dass Tesla-Fahrassistenzsysteme, trotz ihres Namens „Full Self-Driving“, weiterhin Level-2-Systeme sind. Dies bedeutet, dass der Fahrer stets die volle Aufmerksamkeit auf die Straße richten und bereit sein muss, jederzeit die Kontrolle zu übernehmen. Die Verantwortung liegt immer beim Menschen hinter dem Lenkrad.