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Tesla von Mitarbeiter auf 51 Millionen Dollar verklagt

Ein Techniker verklagt Tesla und den Roboterhersteller FANUC auf 51 Millionen Dollar, nachdem er bei einem Arbeitsunfall im Werk Fremont schwer verletzt wurde.

Julian Richter
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Julian Richter

Julian Richter ist ein erfahrener Kriminalreporter mit über einem Jahrzehnt Erfahrung in der Berichterstattung über Ermittlungen, Gerichtsverfahren und öffentliche Sicherheit. Er konzentriert sich auf präzise und faktenbasierte Berichterstattung.

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Tesla von Mitarbeiter auf 51 Millionen Dollar verklagt

Ein Techniker hat Tesla und den Roboterhersteller FANUC America auf 51 Millionen US-Dollar verklagt. Er gibt an, durch einen defekten Roboter im Tesla-Werk in Fremont schwer verletzt worden zu sein. Der Vorfall ereignete sich bereits vor über zwei Jahren und wirft ernste Fragen zur Sicherheit am Arbeitsplatz auf.

Die Klage wurde bei einem Bundesgericht in Oakland eingereicht und beschreibt einen Vorfall, bei dem der Techniker das Bewusstsein verlor, nachdem ihn eine Maschine mit großer Wucht getroffen hatte. Die geforderte Summe soll medizinische Kosten, Verdienstausfall sowie Schmerzensgeld und seelisches Leid abdecken.

Wichtige Fakten

  • Ein Robotik-Techniker verklagt Tesla und FANUC America auf 51 Millionen US-Dollar.
  • Der Vorfall ereignete sich am 22. Juli 2023 im Tesla-Werk in Fremont.
  • Der Kläger erlitt schwere Verletzungen, nachdem ihn ein Roboterarm traf.
  • Die Klage wirft Tesla Versäumnisse bei den Sicherheitsvorkehrungen und FANUC fehlerhaftes Design vor.
  • Die bisherigen medizinischen Kosten belaufen sich auf über 1 Million US-Dollar.

Der Unfall im Werk Fremont

Am 22. Juli 2023 war der 50-jährige Robotik-Techniker Peter Hinterdobler damit beschäftigt, gemeinsam mit einem Ingenieur einen Roboter im Tesla-Werk in Fremont zu demontieren. Laut der eingereichten Klageschrift löste sich der Arm der Maschine „plötzlich und ohne Vorwarnung mit großer Wucht“.

Die massive Kraft des Aufpralls resultierte nicht nur aus der Eigenenergie des Roboters, sondern auch aus dem Gewicht eines Gegengewichts von 8.000 Pfund (etwa 3.600 Kilogramm). Dieser Umstand verstärkte die Wucht des Schlages erheblich.

Hinterdobler wurde durch den Aufprall zu Boden geschleudert und verlor das Bewusstsein. Der Vorfall führte zu schweren Verletzungen, die eine umfassende medizinische Behandlung erforderten und sein Leben nachhaltig beeinträchtigt haben.

Schwerwiegende Folgen und hohe Kosten

Die gesundheitlichen und finanziellen Folgen für den Techniker sind erheblich. Die Klage führt aus, dass die bisherigen medizinischen Behandlungskosten bereits die Marke von einer Million US-Dollar überschritten haben.

Ärzte schätzen, dass für zukünftige Behandlungen, Rehabilitation und Pflege weitere Kosten in Höhe von rund sechs Millionen US-Dollar anfallen werden. Diese Zahlen verdeutlichen das Ausmaß der erlittenen Verletzungen.

Finanzielle Forderung im Detail

Die Gesamtforderung von 51 Millionen US-Dollar setzt sich aus verschiedenen Posten zusammen. Sie deckt nicht nur vergangene und zukünftige medizinische Ausgaben ab, sondern auch den Verlust von Einkommen, die reduzierte Erwerbsfähigkeit sowie eine Entschädigung für Schmerz, Leid und emotionalen Stress.

Die Klage zielt darauf ab, sowohl den materiellen Schaden als auch die immateriellen Belastungen, die durch den Unfall entstanden sind, auszugleichen. Der Vorfall hat nicht nur körperliche, sondern auch tiefgreifende psychische Spuren hinterlassen.

Die Vorwürfe gegen Tesla und FANUC

Die Klageschrift richtet sich gezielt gegen beide Unternehmen und wirft ihnen spezifische Versäumnisse vor. Tesla und der japanische Roboterhersteller FANUC America werden für den Unfall verantwortlich gemacht.

Anschuldigungen gegen Tesla

Peter Hinterdobler wirft Tesla vor, nicht die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen getroffen zu haben. Konkret heißt es in der Klage, das Unternehmen habe es versäumt sicherzustellen, dass der Roboter vor Beginn der Arbeiten „sicher abgeschaltet, gesichert und stabil“ war.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die betreffende Maschine in einem Bereich aufgestellt worden sei, der „nicht für solche Geräte vorgesehen war“. Besonders brisant ist die Behauptung, dass Tesla erst nach dem Unfall neue, spezifische Sicherheitsprotokolle für genau diesen Roboter eingeführt habe. Dies könnte als Eingeständnis gewertet werden, dass die vorherigen Maßnahmen unzureichend waren.

Anschuldigungen gegen FANUC

Dem Hersteller FANUC America wird vorgeworfen, die Maschine fahrlässig konstruiert zu haben. Laut Klage wies das Design des Roboters Mängel auf, die zu dem unkontrollierten Versagen des Roboterarms führten. Die Konstruktion habe die Sicherheit der an der Maschine arbeitenden Personen nicht ausreichend gewährleistet.

Hintergrund: Sicherheit in der Automation

In hochautomatisierten Produktionsstätten wie den Gigafactories von Tesla ist die Sicherheit im Umgang mit Industrierobotern von entscheidender Bedeutung. Diese Maschinen verfügen über enorme Kräfte und Geschwindigkeiten. Strenge Protokolle zur Abschaltung (Lockout-Tagout-Verfahren), regelmäßige Wartung und eine sichere Platzierung der Anlagen sind unerlässlich, um Unfälle zu vermeiden. Jeder Vorfall in diesem Bereich wird von der Industrie und den Aufsichtsbehörden genau beobachtet.

Reaktionen und rechtliche Aussichten

Bisher haben sich weder Tesla noch FANUC America öffentlich zu den Vorwürfen oder der eingereichten Klage geäußert. Anfragen von Medienvertretern blieben bislang unbeantwortet. Dieses Schweigen ist in der Anfangsphase eines solchen Rechtsstreits nicht ungewöhnlich.

Der Fall wird nun vor dem Bundesgericht in Oakland verhandelt. Rechtsexperten gehen davon aus, dass der Prozess komplexe technische Fragen zur Roboterkonstruktion und zu den betrieblichen Sicherheitsprotokollen von Tesla aufwerfen wird. Es wird entscheidend sein, ob die Klägerseite nachweisen kann, dass die Versäumnisse der Unternehmen direkt zu dem Unfall geführt haben.

Der Ausgang dieses Verfahrens könnte weitreichende Konsequenzen für die Sicherheitsstandards in der automatisierten Fertigungsindustrie haben und als Präzedenzfall für ähnliche Vorfälle in der Zukunft dienen. Für Peter Hinterdobler geht es um eine Entschädigung, die ihm hilft, die lebenslangen Folgen seiner Verletzungen zu bewältigen.