Die US-Bundesbehörde für die Sicherheit im Kraftverkehr (FMCSA) hat eine sofort wirksame Notfallverordnung erlassen, die die Kriterien für den Erwerb von kommerziellen LKW-Führerscheinen (CDLs) für nicht in den USA ansässige Personen drastisch verschärft. Diese Maßnahme ist eine direkte Reaktion auf eine Serie tödlicher Unfälle und weitverbreitete Verstöße bei der Lizenzvergabe durch Bundesstaaten.
Die neue Regelung, die am 29. September 2025 in Kraft tritt, beschränkt die Berechtigung auf eine kleine Gruppe ausländischer Arbeitskräfte und schließt viele bisher qualifizierte Personen aus. Die Behörde begründet den ungewöhnlichen Schritt, das übliche Anhörungsverfahren zu umgehen, mit einer unmittelbaren Gefahr für die öffentliche Sicherheit.
Wichtige Erkenntnisse
- Die FMCSA hat eine Notfallverordnung erlassen, die die Vergabe von LKW-Führerscheinen an Nicht-Ansässige sofort einschränkt.
- Nur noch Inhaber bestimmter Arbeitsvisa (H-2A, H-2B, E-2) sind berechtigt; eine Arbeitserlaubnis allein reicht nicht mehr aus.
- Die Maßnahme wurde durch tödliche Unfälle und systematische Fehler bei der Lizenzausstellung in mehreren Bundesstaaten ausgelöst.
- Rund 200.000 bestehende Lizenzinhaber sind betroffen, deren Lizenzen bei der nächsten Erneuerung auslaufen werden.
Sofortige Maßnahmen nach Sicherheitskrise
Die FMCSA beschreibt die Situation als eine „Krise an zwei Fronten“. Einerseits seien die bisherigen Vorschriften zu locker, andererseits hätten die zuständigen Behörden der Bundesstaaten bei der Umsetzung versagt. Die Entscheidung, eine sofortige Regeländerung ohne die übliche öffentliche Kommentierungsphase durchzuführen, unterstreicht den Ernst der Lage.
Die Behörde argumentiert, dass eine Vorankündigung zu einem Ansturm auf die Lizenzen durch nicht qualifizierte Antragsteller geführt hätte, was die Sicherheitsrisiken weiter verschärft hätte. „Eine Vorankündigung durch einen Regelungsvorschlag ist undurchführbar und widerspricht dem öffentlichen Interesse“, erklärte die FMCSA.
Hintergrund der Notfallverordnung
Die FMCSA umging das Standardverfahren der Bekanntmachung und Kommentierung, um eine unmittelbare Sicherheitsgefahr abzuwenden. Die Behörde befürchtete, dass eine Ankündigung eine Antragsflut von Personen auslösen würde, die versuchen, vor Inkrafttreten der strengeren Regeln schnell eine Lizenz zu erhalten. Ein ähnliches Verhalten wurde bereits bei der Einführung neuer Schulungsanforderungen im Jahr 2022 beobachtet.
Tödliche Unfälle als Auslöser
Die Dringlichkeit der neuen Verordnung wird durch konkrete Unfallstatistiken untermauert. Seit Januar 2025 wurden fünf tödliche Unfälle dokumentiert, an denen Fahrer mit nicht-domizilierten CDLs beteiligt waren. Bei diesen Vorfällen kamen insgesamt 12 Menschen ums Leben, 15 weitere wurden verletzt.
Mehrere der beteiligten Fahrer wären nach den neuen, strengeren Kriterien nicht mehr für eine Lizenz qualifiziert gewesen. Die FMCSA hebt hervor, dass diese Unfälle die gefährliche Nachsichtigkeit des bestehenden Systems belegen.
Konkrete Unfallbeispiele
Ein besonders schwerer Vorfall ereignete sich am 12. August in Florida. Ein LKW-Fahrer ohne legalen Aufenthaltsstatus verursachte einen Unfall mit drei Todesopfern, als er versuchte, auf einer Schnellstraße illegal zu wenden. Aufnahmen einer Dashcam zeigten, wie der Sattelzug einen Minivan erfasste, der sich unter dem Anhänger verkeilte.
Ein weiterer Massenunfall geschah am 14. März in Austin, Texas. Hier waren 17 Fahrzeuge beteiligt, und fünf Menschen starben, darunter zwei Kinder. Die Ermittlungen ergaben, dass dem Fahrer fälschlicherweise ein Standard-CDL ausgestellt worden war, obwohl er nur für eine nicht-domizilierte Lizenz infrage gekommen wäre.
„Diese Unfälle zeigen, dass das bestehende Regelwerk für nicht-domizilierte Berechtigungen gefährlich freizügig ist und ein unhaltbares Risiko für die Öffentlichkeit darstellt“, so die FMCSA in ihrer Begründung.
Neue, strengere Anforderungen für Antragsteller
Die neue Regelung reduziert die Zahl der berechtigten Personen erheblich. Bisher reichte oft ein Arbeitserlaubnisdokument (EAD) aus. Zukünftig müssen ausländische Antragsteller strenge Kriterien erfüllen und spezifische Dokumente vorlegen.
Wer ist noch berechtigt?
Die Berechtigung für einen nicht-domizilierten CDL ist nun auf Inhaber von drei spezifischen Visakategorien beschränkt:
- H-2A: Temporäre landwirtschaftliche Arbeitskräfte
- H-2B: Temporäre nicht-landwirtschaftliche Arbeitskräfte
- E-2: Vertragsinvestoren
Personen wie Asylbewerber, anerkannte Flüchtlinge oder Empfänger des DACA-Programms sind von der Regelung ausgeschlossen, selbst wenn sie eine gültige Arbeitserlaubnis in den USA besitzen. Die FMCSA schätzt, dass jährlich nur noch etwa 6.000 Fahrer die neuen Kriterien erfüllen werden.
Auswirkungen auf Fahrer und Bundesstaaten
Die Verordnung betrifft rund 200.000 aktuelle Inhaber eines nicht-domizilierten CDL sowie 20.000 Inhaber von Lernberechtigungen. Diese Personen werden ihre Lizenzen nicht mehr erneuern können, sobald sie auslaufen. Die FMCSA erwartet einen schrittweisen Übergang über einen Zeitraum von etwa zwei Jahren.
Für die Bundesstaaten, die diese Lizenzen ausstellen, bedeutet die Regelung einen erheblichen Mehraufwand. Sie müssen die Ausstellung sofort stoppen, bis sie die Einhaltung der neuen Vorschriften nachweisen können. Zu den neuen Pflichten gehören:
- Verpflichtende Überprüfung des legalen Status über das SAVE-System des Heimatschutzministeriums.
- Jährliche persönliche Erneuerung der Lizenz.
- Aufbewahrung der Dokumente für zwei Jahre.
- Deutlicher Vermerk „non-domiciled“ auf dem Führerschein.
Die Behörde schätzt die Kosten für die Umsetzung auf etwa 70.000 US-Dollar pro Bundesstaat im ersten Jahr, was sich auf insgesamt 3,2 Millionen US-Dollar für die 46 betroffenen Staaten summiert.
Marktanpassung erwartet
Trotz des erwarteten Rückgangs von rund 200.000 Fahrern in den nächsten zwei Jahren zeigt sich die FMCSA zuversichtlich, dass der Frachtmarkt die Kapazitätsänderung bewältigen wird. Die Behörde verweist auf die Anpassungsfähigkeit der Branche während der COVID-19-Pandemie, als die Zahl der Speditionen und CDL-Fahrer als Reaktion auf die hohe Nachfrage stark anstieg.
„Es gibt ungefähr 200.000 Inhaber von nicht-domizilierten CDLs, was etwa fünf Prozent der 3,8 Millionen aktiven Fernfahrer im Jahr 2024 entspricht“, merkte die Behörde an. Der schrittweise Übergang gibt Speditionen Zeit, ihre Einstellungspraktiken anzupassen und den Wegfall der Fahrer zu kompensieren. Während die Regel sofort in Kraft ist, wurde eine 60-tägige Kommentierungsfrist eingeräumt, um Feedback für mögliche zukünftige Anpassungen zu sammeln.