Immer mehr Autofahrer fühlen sich nachts von extrem hellen Scheinwerfern entgegenkommender Fahrzeuge geblendet. Was als Sicherheitsmerkmal gedacht war, entwickelt sich zunehmend zu einem ernsthaften Risiko im Straßenverkehr. Insbesondere illegale Nachrüst-Scheinwerfer sorgen für gefährliche Situationen.
Viele Betroffene berichten von Momenten, in denen sie für Sekunden die Orientierung verlieren. Die Debatte über strengere Kontrollen und neue Technologien zur Lösung des Problems gewinnt an Fahrt, da die Sicherheit auf nächtlichen Straßen auf dem Spiel steht.
Wichtige Erkenntnisse
- Autofahrer klagen vermehrt über gefährliche Blendung durch moderne, hochintensive Scheinwerfer.
- Ein Hauptproblem sind illegale Nachrüst-Leuchtmittel, die nicht den gesetzlichen Vorschriften entsprechen.
- Die Kontrollen sind schwierig, und viele Fahrzeughalter sind sich der Illegalität ihrer Umbauten nicht bewusst.
- Adaptive Scheinwerfersysteme (ADB) gelten als vielversprechende technologische Lösung, sind aber in den USA noch nicht weit verbreitet.
Ein wachsendes Problem auf nächtlichen Straßen
Für viele Autofahrer ist die Fahrt bei Dunkelheit zu einer Belastung geworden. „Es blendet mich“, berichtet die Autofahrerin Mary Hornbacher über ihre Erfahrungen. „Manche Scheinwerfer sind extrem grell, besonders die bläulichen.“
Diese Meinung teilt auch Gale Paul: „Sie sind viel zu hell.“ Er fügt hinzu, dass das Problem mit zunehmendem Alter gravierender wird. „Je älter man wird, desto schwieriger ist das Fahren bei Nacht. Wenn einem dann diese Lichter ins Gesicht scheinen, ist es wirklich schwierig.“
Die Sorge ist, dass diese intensive Blendung zu kurzzeitiger Desorientierung führen und das Unfallrisiko erheblich erhöhen kann. Nicht nur die Helligkeit, sondern auch die Fahrzeughöhe, beispielsweise bei größeren SUVs und Lkws, trägt zur Problematik bei.
Gesetzliche Grauzonen und die Rolle von Nachrüstungen
Obwohl es gesetzliche Obergrenzen für die Helligkeit von Autoscheinwerfern gibt, liegt die Ursache des Problems oft woanders. Experten der Verkehrspolizei weisen darauf hin, dass viele Fahrer die werkseitig installierten Leuchten durch nicht genehmigte Nachrüst-Versionen aus dem Zubehörhandel ersetzen.
„Wir sehen eine ganze Bandbreite von Scheinwerfern da draußen“, erklärt Lt. Bruce Scott, der das Fahrzeug-Inspektionsprogramm im US-Bundesstaat Maine leitet.
Nach geltendem Recht ist es illegal, die Scheinwerfer eines Fahrzeugs wesentlich zu verändern. Sie müssen mit Linsen oder Reflektoren ausgestattet sein, die ausschließlich weißes Licht abgeben. Doch viele online gekaufte Produkte erfüllen diese Anforderungen nicht.
Helligkeit in Lumen gemessen
Die Helligkeit von Scheinwerfern wird in Lumen gemessen. Der Unterschied zwischen werkseitig verbauten, zugelassenen Glühbirnen und leistungsstarken, aber oft illegalen Nachrüst-LEDs kann dramatisch sein und die Blendwirkung um ein Vielfaches erhöhen.
„Auch wenn es so einfach scheint, 'ich habe nur meine Scheinwerfer gewechselt', ist es ein riesiges Sicherheitsproblem, mit dem wir uns befassen“, sagt Jason King, ein Aufsichtsbeamter der Fahrzeugkontrolle. Er betont: „Unwissenheit schützt vor Strafe nicht, aber wir sehen es trotzdem und müssen damit umgehen.“
Herausforderungen bei der Kontrolle und Überwachung
Die Überprüfung der Legalität von Scheinwerfern stellt die Behörden vor große Herausforderungen. Technische Prüfstellen sind zwar angewiesen, die Zulassung der Leuchtmittel zu kontrollieren – meist erkennbar an einer DOT-Kennzeichnung (Department of Transportation) auf der Linse oder der Birne –, doch in der Praxis ist eine lückenlose Kontrolle kaum möglich.
„Wie bei allem ist es schwer, jeden Raser zu erwischen, also ist es auch schwer, jede nicht zugelassene Glühbirne zu finden, die bei einer Inspektion durchkommt, aber wir tun unser Bestes“, so King. „Es ist definitiv ein Anliegen und ein Problem für uns.“
Viele Fahrer, die Ersatzbirnen online kaufen, sind sich möglicherweise nicht bewusst, dass ihre neuen Scheinwerfer für den Straßenverkehr gar nicht zugelassen sind. Experten raten daher dringend, sich vor dem Einbau neuer Leuchtmittel bei einer Fachwerkstatt zu informieren.
Adaptive Scheinwerfer als technologische Lösung
Während die Debatte über Kontrollen und Aufklärung andauert, gibt es bereits eine technologische Lösung, die das Problem an der Wurzel packen könnte: Adaptive Driving Beam (ADB) Systeme, auch bekannt als blendfreies Fernlicht.
Wie funktioniert ADB-Technologie?
Adaptive Scheinwerfer nutzen Kameras und Sensoren, um andere Verkehrsteilnehmer zu erkennen. Das System passt den Lichtkegel in Echtzeit an, indem es Bereiche, in denen sich andere Fahrzeuge befinden, gezielt ausblendet. Der Rest der Straße bleibt dabei optimal ausgeleuchtet.
In Europa ist diese Technologie bereits weit verbreitet und bei vielen Neufahrzeugen Standard. In den USA wurde sie erst vor wenigen Jahren zugelassen, und die Einführung verläuft schleppend. „Nur wenige Autohersteller in den USA setzen es derzeit ein“, erklärt Thomas Baran von der AAA Northern New England. „Die Entwicklung geht nur langsam voran.“
Eine Studie der AAA ergab, dass ADB-Systeme die Straße um bis zu 86 % besser ausleuchten als herkömmliche Scheinwerfertechnologie, ohne dabei andere zu blenden.
„Das ist ein besseres Licht“, sagt Baran. „Weil es viel gezielter dorthin leuchtet, wo das Auto hinfährt, und somit ein viel, viel besseres Beleuchtungssystem ist.“
Bis diese Technologie flächendeckend verfügbar ist, bleibt Fahrern nur, sich defensiv zu verhalten. Experten raten, bei Blendung den Blick nicht direkt in die Scheinwerfer zu richten, sondern sich am rechten Fahrbahnrand zu orientieren und die eigene Geschwindigkeit zu reduzieren.




