Eine umfassende Analyse von Polizeidaten aus über einem Jahrzehnt hat die gefährlichsten Kreuzungen in Los Angeles identifiziert. Zwei spezifische Knotenpunkte, einer in South L.A. und einer im San Fernando Valley, führen die Liste mit einer alarmierend hohen Zahl schwerer Kollisionen an.
Wichtige Erkenntnisse
- Die Kreuzung South Figueroa und Slauson in South L.A. ist mit 66 schweren Unfällen in vier Jahren der gefährlichste Punkt der Stadt.
- Die Nähe zu Autobahnausfahrten ist ein gemeinsames Merkmal vieler Hochrisikokreuzungen.
- Die Zahl der Verkehrstoten in Los Angeles übersteigt in den letzten drei Jahren die Zahl der Tötungsdelikte.
- Experten nennen überhöhte Geschwindigkeit, Ablenkung und mangelnde Verkehrsüberwachung als Hauptursachen für die zunehmenden Unfälle.
Unfallschwerpunkte durch Daten aufgedeckt
Die unabhängige Nachrichtenorganisation Crosstown LA hat eine detaillierte Auswertung von Daten des Los Angeles Police Department (LAPD) der letzten zehn Jahre durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen ein klares Bild davon, wo das Fahren in der Metropole am riskantesten ist.
An der Spitze der Liste steht die Kreuzung von South Figueroa Street und Slauson Avenue in South Los Angeles. In den vergangenen vier Jahren ereigneten sich hier 66 schwere Kollisionen. Dicht dahinter folgt die Kreuzung von Sepulveda Boulevard und Roscoe Boulevard im San Fernando Valley mit 65 schweren Unfällen im selben Zeitraum.
Die Kreuzung Figueroa und Manchester belegt mit 61 schweren Zusammenstößen den dritten Platz. Diese Zahlen verdeutlichen spezifische Gefahrenzonen, die für Autofahrer, aber auch für Fußgänger ein erhebliches Risiko darstellen.
Was ist eine "schwere Kollision"?
In den LAPD-Daten bezieht sich eine "schwere Kollision" typischerweise auf Unfälle, die zu erheblichen Verletzungen oder Todesfällen führen. Dies schließt auch Straftaten wie Fahrerflucht mit Personenschaden ein, was die Schwere der Vorfälle an diesen Orten unterstreicht.
Analyse der Risikofaktoren
Die Datenanalyse von Crosstown LA legt nahe, dass die Lage vieler gefährlicher Kreuzungen kein Zufall ist. Ein auffälliges gemeinsames Merkmal ist die Nähe zu Autobahnabfahrten.
Die Kreuzung Figueroa und Slauson befindet sich nur einen Block von einer Ausfahrt des 110 Freeway entfernt, während Sepulveda und Roscoe zwei Blöcke vom 405 Freeway liegen. Diese Nähe führt zu einem hohen Verkehrsaufkommen, oft mit Fahrern, die ihre Geschwindigkeit von der Autobahn noch nicht an den Stadtverkehr angepasst haben.
Gefahr für Fußgänger und Fahrer
Die Situation an der Kreuzung Figueroa und Slauson ist besonders besorgniserregend. Die Analyse zeigt, dass es in den letzten vier Jahren an diesem Ort zu 17 Fällen von Fahrerflucht mit schweren Folgen und fünf schweren Verletzungen kam. Auch die Fußgängerüberwege sind nicht sicher: Sieben Fußgänger wurden dort im untersuchten Zeitraum angefahren.
Alarmierende Statistik
Die Straßen von Los Angeles sind in den letzten Jahren tödlicher geworden. Die Zahl der Verkehrstoten überstieg die der Tötungsdelikte in den Jahren 2022 (314), 2023 (345) und 2024 (303).
Ursachen für die steigende Unfallzahl
Polizeibeamte und Sicherheitsexperten weisen auf eine Kombination von Faktoren hin, die zur Verschärfung der Lage beitragen. Es geht nicht nur um die Infrastruktur, sondern auch um das Verhalten der Fahrer und die Rahmenbedingungen.
LAPD Lt. Jesse Garcia, amtierender Leiter der West Traffic Division, nannte gegenüber Crosstown LA die häufigsten Unfallursachen.
"Die Hauptfaktoren bei Unfällen sind Geschwindigkeit, das Missachten von Stoppschildern und roten Ampeln, die Nutzung von Mobiltelefonen und das Ignorieren von Verkehrsschildern", so Garcia.
Er fügte hinzu, dass die zunehmende Motorisierung moderner Fahrzeuge ein weiteres Problem darstellt. Viele Autos haben heute 400 bis 500 PS. "In wohlhabenderen Gegenden fahren Jugendliche die Autos ihrer Eltern. Sie setzen sich hinter das Steuer eines Monsters", erklärte Garcia.
Debatte um Verkehrsüberwachung
Einige Kritiker sehen eine direkte Verbindung zwischen der gestiegenen Zahl von Unfällen und einer nachlassenden Verkehrsüberwachung. Damian Kevitt, Gründer der Organisation Safe Streets Are for Everyone, vertritt diese Ansicht.
Er argumentiert, dass ein starker Rückgang bei der Ausstellung von Strafzetteln für Verkehrsverstöße durch das LAPD die Straßen unsicherer gemacht habe. "Wir haben einen Anstieg der Todesfälle, der mit dem Rückgang der Verkehrsstrafzettel zusammenhängt", sagte Kevitt gegenüber Crosstown LA. "Die Straßen sind die gleichen, aber die Todesfälle sind mehr. Die größte Veränderung war, dass sie aufgehört haben, Verkehrsverstöße zu ahnden."
Mögliche Lösungsansätze
Kevitt weist darauf hin, dass es bewährte Strategien zur Erhöhung der Verkehrssicherheit gibt. Eine dieser Maßnahmen sind Rotlichtkameras, die nachweislich die Zahl der Kollisionen um bis zu 30 Prozent reduzieren können. Solche Technologien könnten dazu beitragen, das Verhalten der Fahrer zu beeinflussen und die gefährlichsten Kreuzungen der Stadt sicherer zu machen.
Die Diskussion über verstärkte Überwachung, bauliche Veränderungen an den Kreuzungen und Aufklärungskampagnen wird angesichts der steigenden Unfall- und Todeszahlen in Los Angeles weiter an Bedeutung gewinnen.




