Amazon und Rivian haben ihre Partnerschaft auf ein neues Level gehoben und die ersten elektrischen Lieferfahrzeuge (EDVs) in Kanada eingeführt. Die ersten 50 speziell angefertigten Transporter sind ab sofort in Vancouver im Einsatz, was einen wichtigen Schritt in der Elektrifizierung der Lieferflotte des E-Commerce-Riesen darstellt.
Dieser Schritt markiert die erste internationale Expansion für die von Rivian gebauten Amazon-Fahrzeuge, nachdem in den USA bereits eine beachtliche Flotte von über 30.000 Einheiten unterwegs ist. Für Amazon ist es ein Meilenstein im fünften Jahr seiner Geschäftstätigkeit in Kanada.
Wichtige Erkenntnisse
- Rivian und Amazon haben ihre elektrischen Lieferfahrzeuge offiziell in Kanada eingeführt, beginnend mit 50 Fahrzeugen in Vancouver.
- Dies ist die erste internationale Expansion für die EDV-Flotte, die in den USA bereits über 30.000 Fahrzeuge umfasst.
- Die Partnerschaft begann 2019 mit einer Bestellung von 100.000 E-Transportern, die bis 2030 ausgeliefert werden sollen.
- Während Rivian expandiert, sehen sich andere Autohersteller wie General Motors und BYD mit Herausforderungen im wettbewerbsintensiven E-Auto-Markt konfrontiert.
Expansion nach Norden
Die Straßen von Vancouver werden leiser und emissionsärmer. Seit heute sind dort die ersten 50 elektrischen Lieferwagen von Amazon im Einsatz. Die Fahrzeuge, die aus der Kooperation mit dem amerikanischen Elektroautohersteller Rivian stammen, sind Teil einer langfristigen Strategie zur Dekarbonisierung der Zustellung auf der letzten Meile.
Die Einführung in Kanada wurde von Amazon als „aufregender Meilenstein in unserer fünfjährigen Geschichte in Kanada“ bezeichnet. Während die anfängliche Flotte klein ist, signalisiert sie den Beginn einer breiteren internationalen Einführung. Bisher waren die markanten blauen Transporter ausschließlich in den Vereinigten Staaten zu sehen, wo sie in mehr als 100 Städten Pakete ausliefern.
Eine Partnerschaft mit ambitionierten Zielen
Die Zusammenarbeit zwischen Amazon und Rivian begann im September 2019. Damals investierte der Online-Händler massiv in das aufstrebende EV-Startup und platzierte eine monumentale Bestellung über 100.000 elektrische Lieferfahrzeuge. Das Ziel: Die gesamte Flotte bis 2030 in Betrieb zu nehmen, um die eigenen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
Hintergrund der Kooperation
Die Partnerschaft war für Rivian entscheidend, um die Produktion in seinem Werk in Normal, Illinois, hochzufahren. Für Amazon war es ein Weg, sich eine maßgeschneiderte Lösung für die emissionsfreie Paketzustellung zu sichern und gleichzeitig seine Klimaziele voranzutreiben.
Die Produktion der sogenannten EDVs (Electric Delivery Vehicles) startete 2021. Im Sommer 2022 wurden die ersten Fahrzeuge in die aktive Lieferflotte von Amazon in den USA integriert. Der Ausbau verlief rasant:
- Dezember 2024: 20.000 EDVs auf den Straßen der USA
- Mitte 2025: Die Flotte wächst auf 30.000 Fahrzeuge an
Die Expansion nach Kanada ist nun der nächste logische Schritt in der globalen Strategie beider Unternehmen.
Rivian blickt über Amazon hinaus
Obwohl der EDV exklusiv für Amazon entwickelt wurde, hat Rivian seine Technologie auch für andere Kunden zugänglich gemacht. Das Unternehmen verkauft eine kommerzielle Version des Transporters unter dem Namen RCV (Rivian Commercial Van). Dieses Modell ist für eine breitere Palette von gewerblichen Anwendungen konzipiert, von der Paketzustellung bis hin zu Servicefahrzeugen.
Rivian Commercial Van (RCV)
Der Startpreis für den RCV liegt bei 83.000 US-Dollar. Zu den Kunden, die bereits Bestellungen aufgegeben haben, gehört unter anderem der Telekommunikationsriese AT&T, der die Fahrzeuge voraussichtlich als Service-Vans einsetzen wird.
Mit dem RCV positioniert sich Rivian als wichtiger Akteur auf dem Markt für elektrische Nutzfahrzeuge und konkurriert direkt mit etablierten Herstellern. Die speziell für die gewerbliche Nutzung entwickelte Bauweise und die durchdachte Innenausstattung machen ihn zu einer attraktiven Option für Unternehmen, die ihre Flotten elektrifizieren wollen.
Der E-Auto-Markt bleibt herausfordernd
Der Erfolg von Rivian und Amazon steht im Kontrast zu den Schwierigkeiten, mit denen einige andere Akteure der Branche konfrontiert sind. Der Markt für Elektrofahrzeuge ist hart umkämpft, und nicht alle Unternehmen können das Tempo mithalten.
General Motors beispielsweise musste seine EV-Pläne kürzlich zurückschrauben. Der Konzern legte sein „Factory Zero“-Werk in Michigan vorübergehend bis Ende November still, was zur Folge hatte, dass rund 1.200 Mitarbeiter auf unbestimmte Zeit beurlaubt wurden. Als Gründe gelten enttäuschende Auslieferungszahlen und der Wegfall staatlicher Steuergutschriften in Höhe von 7.500 US-Dollar.
„Der Verlust dieser Subventionen würde uns helfen und unseren Konkurrenten schaden“, hatte Tesla-CEO Elon Musk bereits früher prognostiziert, und die aktuellen Entwicklungen bei traditionellen Herstellern scheinen diese Aussage zu bestätigen.
Auch in China, dem weltweit größten Markt für Elektroautos, ist der Wettbewerb intensiv. BYD, Teslas größter Konkurrent in der Region, meldete für das dritte Quartal 2025 einen Gewinnrückgang von 32,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, obwohl der Umsatz nur leicht um 3 Prozent sank. Dies deutet auf einen starken Preisdruck hin. Als Reaktion darauf treibt BYD seine Expansion in Überseemärkte wie Europa voran, wo die Verkaufszahlen zuletzt stark anstiegen.
Die Expansion von Rivian nach Kanada zeigt, dass das Unternehmen trotz des schwierigen Marktumfelds auf Kurs bleibt. Die starke Partnerschaft mit Amazon bietet eine stabile Grundlage, während das Unternehmen gleichzeitig versucht, mit dem RCV neue Geschäftsfelder zu erschließen.




