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Teslas: Markentreue sinkt, Diesel-Umstieg überrascht

Teslas Markentreue ist gesunken, viele ehemalige EV-Besitzer wechseln zu anderen Marken und Kraftstoffarten, darunter überraschend viele zu Diesel. Gründe sind ein alterndes Line-up und politische Ans

Anja Meier
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Anja Meier

Anja Meier ist eine erfahrene Technologiejournalistin mit einem Fokus auf innovative Antriebssysteme und Nachhaltigkeit in der Automobilbranche. Sie analysiert seit über einem Jahrzehnt die Entwicklungen im Bereich Elektromobilität und alternative Kraftstoffe.

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Teslas: Markentreue sinkt, Diesel-Umstieg überrascht

Die Markentreue von Tesla-Besitzern hat im vergangenen Jahr deutlich abgenommen. Aktuelle Daten zeigen, dass viele ehemalige Elektroauto-Fahrer nicht nur zu anderen Elektrofahrzeugen wechseln, sondern auch zu Verbrennungsmotoren. Ein kleiner, aber bemerkenswerter Teil entscheidet sich sogar für Dieselfahrzeuge.

Dieser Trend deutet auf eine Verschiebung der Präferenzen hin. Tesla, einst führend in der Elektromobilität, sieht sich nun einer wachsenden Konkurrenz und veränderten Kundenbedürfnissen gegenüber. Die Gründe hierfür sind vielfältig und reichen von einem älter werdenden Modellangebot bis hin zu politischen Ansichten des Unternehmenschefs.

Wichtige Erkenntnisse

  • Teslas Markentreue fiel im zweiten Quartal 2025 auf 58,1 Prozent.
  • Ford übertrifft Tesla bei der Kundenbindung mit 59,6 Prozent.
  • 31,1 Prozent der ehemaligen Tesla-Fahrer wechselten zu anderen Kraftstoffarten, darunter 2,9 Prozent zu Diesel.
  • Ein veraltetes Modellangebot und die politischen Ansichten von Elon Musk beeinflussen die Kundenbindung.
  • Käufer bevorzugen Vielfalt und Ausstattungsoptionen gegenüber reiner Elektromobilität.

Rückgang der Markentreue bei Tesla

Daten von S&P Global zeigen einen deutlichen Rückgang der Markentreue von Tesla in den USA. Im zweiten Quartal 2025 sank die Loyalität um 9,4 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Sie erreichte einen Wert von 58,1 Prozent. Dies positioniert Tesla hinter Ford, das eine Loyalität von 59,6 Prozent aufweist.

Dennoch liegt Tesla noch vor Chevrolet (58 Prozent), Toyota (57,3 Prozent), Honda (54,9 Prozent) und Mercedes-Benz (54,2 Prozent). Der Wettbewerb im Elektrofahrzeugmarkt nimmt zu. Dies führt dazu, dass Kunden mehr Optionen in Betracht ziehen.

Faktencheck

  • Teslas Markentreue: 58,1 % (Q2 2025)
  • Ford Markentreue: 59,6 % (Q2 2025)
  • Chevrolet Markentreue: 58,0 % (Q2 2025)

Gründe für den Loyalitätsverlust

S&P Global nennt mehrere Faktoren für den Rückgang der Tesla-Loyalität. Ein wesentlicher Punkt ist das alternde Modellangebot. Tesla stützt sich stark auf das Model 3 und Model Y, deren Grundlagen schon mehrere Jahre alt sind. Obwohl beide Modelle Aktualisierungen erhalten haben, fehlt es an wirklich neuen Fahrzeugen im Portfolio.

Ein weiterer Faktor sind die politischen Ansichten von Elon Musk. Diese sollen laut Analysten ebenfalls viele Kunden abschrecken. Der Rückgang ist nicht ausschließlich eine Abkehr von Elektroautos. Er spiegelt vielmehr den Wunsch der Käufer nach mehr Vielfalt und Ausstattungsoptionen wider. Marken wie BMW, Mercedes-Benz und Toyota profitieren von diesen Wechseln.

„Die Markentreue von Tesla ist immer noch stark, aber sie ist nicht mehr der Standard“, so S&P Global. „In einem wettbewerbsintensiveren EV-Markt mit mehr Karosserievarianten werden selbst Kategorieführer strengeren Maßstäben unterzogen.“

Wechsel zu anderen Kraftstoffarten

Die Studie zeigt auch, dass von den ehemaligen Tesla-Besitzern 68,9 Prozent ein anderes Elektrofahrzeug wählten. Dieser Wert lag im Jahr 2023 noch bei über 70 Prozent. Die restlichen 31,1 Prozent wechselten zu anderen Kraftstoffarten. Davon entschieden sich 28,2 Prozent für Hybridfahrzeuge.

Überraschend ist, dass 2,9 Prozent der ehemaligen Tesla-Fahrer sich für einen Diesel entschieden. Dies ist ein ungewöhnlicher Schritt für Personen, die zuvor ein Elektroauto gefahren haben. Bei Wechseln zu Chevrolet entschieden sich 55 Prozent für Benziner, 37 Prozent für ein anderes Elektrofahrzeug und fast 8 Prozent für Dieselfahrzeuge.

Hintergrundinformationen

Die Automobilindustrie erlebt einen Wandel. Traditionelle Hersteller erweitern ihre Elektroauto-Angebote. Gleichzeitig bieten sie weiterhin eine breite Palette an Verbrennungs- und Hybridfahrzeugen an. Dies gibt den Verbrauchern mehr Auswahlmöglichkeiten als je zuvor. Der Fokus verschiebt sich von reiner Elektromobilität hin zu einem vielfältigeren Angebot, das verschiedene Bedürfnisse abdeckt.

Konkurrenz und Eroberungsraten

Teslas Eroberungsrate gegenüber Ford sank von 2,4 zu 1 auf 1,9 zu 1 innerhalb eines Jahres. Bei Ford-Wechseln kauften die Hälfte Benziner, 29 Prozent blieben elektrisch, 13 Prozent wählten Hybride und 5 Prozent Diesel. Auch gegenüber BMW ist der Vorteil geschrumpft. Die Eroberungsrate fiel von 9 zu 1 auf 1,5 zu 1. BMW bietet mittlerweile eine breitere Palette an Elektromodellen an.

Insgesamt sank die Loyalität zu batterieelektrischen Fahrzeugen (BEVs) auf 58,7 Prozent im Jahr 2025. Vor zwei Jahren lag dieser Wert noch bei fast 68 Prozent. Dies deutet auf eine breitere Verlangsamung bei wiederholten EV-Käufen hin. Verbrennungsmotoren (ICE) halten weiterhin die höchste Loyalität bei etwa 84 Prozent, obwohl dieser Wert langsam sinkt.

Präferenzen über den Preis

Ein wichtiger Aspekt der Studie ist, dass der Preis kein Hauptfaktor für den Wechsel ist. Die meisten Haushalte, die von Tesla abwandern, kaufen Fahrzeuge im Bereich von 60.000 bis 75.000 US-Dollar. Dies deutet darauf hin, dass die Entscheidung eher auf Präferenzen und Produktvielfalt beruht als auf Kosteneinsparungen.

Die Loyalität zu anderen Elektroauto-Marken nimmt hingegen zu. Die Kraftstoff-Loyalität für Nicht-Tesla-EVs stieg auf 46,4 Prozent. Im Jahr 2020 lag sie bei etwa 45 Prozent. Dies zeigt, dass Käufer außerhalb des Tesla-Ökosystems eher bei Elektroautos bleiben. Die allgemeine EV-Markenloyalität verbesserte sich ebenfalls auf 43,5 Prozent, verglichen mit rund 40 Prozent im Jahr 2021.

Dieser Anstieg wird durch eine Welle wettbewerbsfähigerer und attraktiverer Modelle anderer Hersteller unterstützt. Tesla zieht weiterhin viele neue Kunden an. Im zweiten Quartal gewann Tesla etwa doppelt so viele Chevrolet-Fahrer, wie Chevrolet Tesla-Fahrer gewann. Diese Quote ist jedoch deutlich niedriger als die 4 zu 1, die sie noch vor einem Jahr betrug.