Tesla hat auf die Kritik vieler Kunden reagiert und bietet nun eine Nachrüstlösung für den traditionellen Blinkerhebel im Model 3 an. Diese Entscheidung folgt auf die kontroverse Abschaffung des Hebels zugunsten von Tasten am Lenkrad. Für Besitzer der Modelljahre 2024 und 2025 in den USA kostet die Rückkehr zur gewohnten Bedienung allerdings 595 US-Dollar.
Eine umstrittene Design-Entscheidung wird korrigiert
Im Jahr 2021 begann Tesla damit, den klassischen Blinkerhebel aus seinen Fahrzeugen zu entfernen. Den Anfang machte das überarbeitete Model S, gefolgt vom Model X und schließlich dem neuen Model 3. Anstelle des Hebels wurden haptische Tasten direkt am Lenkrad platziert – eine Änderung, die Tesla als innovativ darstellte, die bei Fahrern jedoch auf breite Ablehnung stieß.
Viele Fahrer empfanden die Tasten als unpraktisch und potenziell unsicher, insbesondere in komplexen Verkehrssituationen wie Kreisverkehren. Die Notwendigkeit, die richtige Taste zu finden, ohne die Hand vom Lenkrad zu nehmen, wurde als Ablenkung kritisiert. Die Bedienung, die über Jahrzehnte in fast allen Fahrzeugen standardisiert war, wurde plötzlich zu einer neuen Herausforderung.
Hintergrund der Kritik
Die Kritik an den Lenkradtasten konzentrierte sich vor allem auf die mangelnde intuitive Bedienung. Während ein physischer Hebel eine klare taktile Rückmeldung gibt und seine Position beibehält, erfordern die Tasten eine bewusste visuelle oder haptische Suche, was die kognitive Belastung des Fahrers erhöht. Diese Design-Entscheidung wurde oft als Beispiel für eine Veränderung angesehen, die mehr der Form als der Funktion diente.
Die Kritik war so deutlich, dass selbst renommierte Automobil-Publikationen wie Edmunds dem Thema einen eigenen Artikel widmeten. In einem Beitrag mit dem Titel „Die Blinker unseres Tesla Model 3 sind nicht nur dumm, sie sind grenzwertig unsicher“ wurde die Problematik scharf analysiert und die Sicherheitsbedenken vieler Nutzer untermauert.
Das Nachrüst-Kit im Detail
Für Kunden, die bereit sind, für die Wiederherstellung der konventionellen Bedienung zu bezahlen, bietet Tesla nun ein umfassendes Nachrüst-Set an. Der Preis von 595 US-Dollar deckt dabei nicht nur den Hebel selbst ab, sondern ein ganzes Paket an Komponenten und Dienstleistungen.
Das Kit beinhaltet die folgenden Elemente:
- Den physischen Blinkerhebel
- Ein neues Lenkrad, bei dem die umstrittenen Blinkertasten entfernt wurden
- Ein Steuergerät für die Lenksäule, das die neue Hardware integriert
- Die professionelle Installation in einem Tesla Service Center
Die Notwendigkeit, das gesamte Lenkrad auszutauschen, erklärt den vergleichsweise hohen Preis. Es handelt sich nicht um eine einfache Ergänzung, sondern um einen signifikanten Eingriff in die Fahrzeugsteuerung. Tesla stellt damit sicher, dass die Nachrüstung den werkseitigen Standards entspricht und die Funktionalität gewährleistet ist.
Preisvergleich mit Standard-Ersatzteilen
Zum Vergleich: Der Austausch eines defekten Blinkerhebels bei einem herkömmlichen Fahrzeug wie einem Toyota 4Runner, der oft auch Funktionen für Licht und Nebelscheinwerfer integriert, kostet als Ersatzteil typischerweise unter 100 US-Dollar. Der Preis von Tesla spiegelt den Aufwand wider, eine ursprünglich entfernte Funktion wieder zu integrieren.
Unterschiedliche Regelungen auf globalen Märkten
Interessanterweise handhabt Tesla die Ausstattung mit Blinkerhebeln in verschiedenen Märkten unterschiedlich. Während Kunden in den USA für die Nachrüstung bezahlen müssen, haben Käufer in Europa und China bei der Bestellung eines Neufahrzeugs die Wahl.
Berichten zufolge können Kunden in diesen Regionen ohne zusätzliche Kosten zwischen den Lenkradtasten und einem traditionellen Blinkerhebel wählen. Diese Option unterstreicht, dass Tesla die Kundenpräferenzen in unterschiedlichen Märkten anerkennt und flexibler auf die Nachfrage reagiert.
Auch der Preis für das Nachrüst-Kit selbst variiert stark. In China wird das identische Set für umgerechnet nur 350 US-Dollar angeboten. Dieser deutliche Preisunterschied wirft Fragen zur Preisstrategie von Tesla für den nordamerikanischen Markt auf und sorgt bei US-Kunden für Unmut.
Ein bekanntes Muster bei Tesla
Die aktuelle Situation um den Blinkerhebel ist nicht das erste Mal, dass Tesla eine kontroverse Design-Entscheidung trifft und später eine kostenpflichtige Alternative anbietet. Ein ähnliches Vorgehen war bereits bei der Einführung des sogenannten „Yoke“-Lenkrads im Model S und Model X zu beobachten.
Das rechteckige Yoke-Lenkrad wurde stark kritisiert, da es das Manövrieren bei niedrigen Geschwindigkeiten erschwerte. Nur wenige Monate nach der Einführung bot Tesla den Kunden an, für 700 US-Dollar wieder ein traditionelles, rundes Lenkrad einbauen zu lassen. Auch hier wurde eine grundlegende Funktion, die von vielen als selbstverständlich angesehen wird, zunächst entfernt und dann als kostenpflichtiges „Upgrade“ wieder eingeführt.
Dieses Vorgehen scheint Teil einer Strategie zu sein, bei der Tesla zunächst radikale Design-Änderungen durchsetzt, um dann auf die erwartbare Kritik mit kostenpflichtigen Lösungen zu reagieren. Für die Kunden bedeutet dies, für eine Funktion zu bezahlen, die sie ursprünglich als Standard erwartet hatten.
Die Entscheidung, den Blinkerhebel als Nachrüst-Option anzubieten, ist einerseits ein Eingeständnis, dass die Tastenlösung nicht für alle Fahrer ideal ist. Andererseits zeigt die Preisgestaltung, dass das Unternehmen bereit ist, aus der Korrektur umstrittener Entscheidungen ein Geschäftsmodell zu machen.




