In den Monaten Juli und August dieses Jahres waren Elektrofahrzeuge (EVs) in den Vereinigten Staaten im Durchschnitt günstiger als vergleichbare Benzinfahrzeuge. Diese Entwicklung stellte einen seltenen Moment der Preisparität dar, der durch das Auslaufen staatlicher Steuergutschriften und aggressive Herstelleranreize begünstigt wurde. Experten erwarten jedoch, dass dieser Trend nicht dauerhaft sein wird.
Wichtige Erkenntnisse
- Im Juli und August 2024 waren Elektroautos in den USA durchschnittlich günstiger als Benziner.
- Der durchschnittliche Transaktionspreis für ein neues EV lag bei 44.908 US-Dollar, etwa 600 US-Dollar unter dem Preis für Benzinfahrzeuge.
- Hersteller boten erhebliche Rabatte und Anreize, um Bestände vor dem Auslaufen der Steuergutschriften zu verkaufen.
- Die Steuergutschrift von bis zu 7.500 US-Dollar für EVs läuft Ende September 2024 aus.
- Experten prognostizieren einen Preisanstieg für EVs und eine Verlangsamung der Verkaufszahlen ab Oktober.
Preisanpassung im US-Markt
Die Preisparität zwischen Elektrofahrzeugen und Verbrennern ist ein entscheidender Faktor für die breite Akzeptanz von E-Autos. Obwohl Elektrofahrzeuge Vorteile wie geringere Betriebskosten und bessere Beschleunigung bieten, bleibt der Anschaffungspreis für viele Käufer ein Hindernis. Laut Daten von JD Power, die InsideEVs vorliegen, hat sich dies im Sommer kurzzeitig geändert.
Im Juli und August 2024 lag der durchschnittliche Transaktionspreis für ein neues Elektroauto bei etwa 44.908 US-Dollar. Dies war rund 600 US-Dollar weniger als der Durchschnittspreis von 45.521 US-Dollar für Benzinfahrzeuge. Dies markiert eine signifikante Verschiebung gegenüber Januar 2023. Damals kostete ein durchschnittliches EV noch etwa 62.500 US-Dollar, was 16.000 US-Dollar mehr war als ein Benziner.
Faktencheck: Preisentwicklung
- Januar 2023: Durchschnittliches EV 62.500 $, Benziner 46.500 $ (EV-Aufpreis: 16.000 $)
- Juli/August 2024: Durchschnittliches EV 44.908 $, Benziner 45.521 $ (EV-Rabatt: 600 $)
Gründe für den Preisrückgang
Der Rückgang der EV-Preise ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Hohe Batteriekosten, begrenzte Skaleneffekte und ein Fokus auf Luxusmodelle hielten die EV-Preise in der Vergangenheit hoch. Tyson Jominy, Senior Vice President für Daten und Analysen bei JD Power, bestätigte gegenüber InsideEVs, dass es „ziemlich selten ist, dass die Transaktionspreise für EVs unter die von Verbrennungsmotoren fallen.“
Ablauf der Steuergutschriften
Der kurzfristige Preisvorteil fällt mit dem Auslaufen wichtiger staatlicher Förderprogramme zusammen. Das sogenannte „One Big Beautiful Bill Act“ hat den 30. September als Stichtag für die EV-Steuergutschriften festgelegt. Diese Gutschriften haben den Verkauf sauberer Fahrzeuge über Jahre hinweg unterstützt.
Hintergrund: Steuergutschriften
Die US-Regierung gewährte eine Steuergutschrift von bis zu 7.500 US-Dollar für den Kauf bestimmter Elektrofahrzeuge. Diese wurde eingeführt, um die Einführung von EVs zu fördern. Die Bedingungen für den Erhalt der Gutschrift, insbesondere bezüglich des Montageortes und der Batteriebeschaffung, haben sich jedoch geändert und die Anzahl der qualifizierten Modelle reduziert.
Angesichts des bevorstehenden Endes dieser Förderung haben viele Hersteller ihre Anreize verstärkt. Ziel ist es, die Lagerbestände abzubauen, bevor die Steuergutschriften wegfallen. Jominy erklärte, dass viele EVs ab dem 1. Oktober „zu Kürbissen werden und viel schwieriger zu verkaufen sind.“
„Sobald der Oktober erreicht ist, schlägt die Uhr um Mitternacht am 1. Oktober, viele dieser EVs verwandeln sich in Kürbisse und werden viel schwieriger zu verkaufen sein“, so Tyson Jominy von JD Power.
Steigende Herstelleranreize
Im August erreichten die durchschnittlichen Herstelleranreize pro EV fast 7.500 US-Dollar. Zum Vergleich: Bei Verbrennern lagen diese Anreize bei etwa 2.500 US-Dollar. Die durchschnittliche staatliche Steuergutschrift für EVs wurde von JD Power auf rund 5.000 US-Dollar geschätzt. Diese Summe ist in letzter Zeit ebenfalls gestiegen.
Ein Schlupfloch in der Gesetzgebung ermöglicht es, dass alle EV-Leasingverträge die volle Gutschrift von 7.500 US-Dollar erhalten können. Dies hat dazu geführt, dass EV-Leasingverträge im Juli 70% aller EV-Transaktionen ausmachten. Für direkt gekaufte EVs gelten strengere Regeln bezüglich des Montageortes, der Batteriebeschaffung und des persönlichen Einkommens, sodass nur ein Bruchteil der Modelle qualifiziert ist.
Marktverhalten und Zukunftsaussichten
Die großzügigen Rabatte und die durch die Steuergutschriften angeheizte Kauflust haben den EV-Markt belebt. Im August erreichte der Anteil der Elektrofahrzeuge an den US-Fahrzeugverkäufen einen Rekordwert von 9,9%, so Cox Automotive. Dieses Muster spiegelt Entwicklungen in anderen Märkten wider, in denen EVs günstiger wurden als Benzinfahrzeuge.
In Norwegen beispielsweise führten großzügige staatliche Programme dazu, dass der EV-Verkaufsanteil im Jahr 2024 fast 90% erreichte. China, der weltweit führende Markt für EV-Verkäufe und -Produktion, zeigt eine ähnliche Entwicklung. Im Jahr 2018 waren nur 10% der in China verkauften E-Autos günstiger als ihre Verbrenner-Äquivalente. Bis 2024 stieg dieser Anteil auf zwei Drittel. In diesem Zeitraum verachtfachten sich die jährlichen EV-Verkäufe in China von 800.000 auf 6,4 Millionen Einheiten.
Herausforderungen im US-Markt
Im Gegensatz dazu war in den USA im Jahr 2024 nur jeder fünfte Elektro-SUV und Pick-up-Truck günstiger als sein durchschnittliches Benzin-Äquivalent. Nur zwei Elektromodelle waren unter 30.000 US-Dollar erhältlich, verglichen mit 50 Optionen im Verbrennersegment.
Ein Grund dafür ist laut BloombergNEF die Vorliebe der Amerikaner für große Lastwagen und hohe Reichweiten. Beides erfordert große Batteriepakete, die die Kosten in die Höhe treiben. Obwohl die Verkäufe von batterieelektrischen Fahrzeugen in den USA in den letzten Jahren stark gestiegen sind, hat sich das Wachstumstempo verlangsamt. Umfragen zeigen, dass viele Amerikaner sich Elektroautos einfach nicht leisten können.
Globale EV-Akzeptanz
- Norwegen (2024): Fast 90% EV-Anteil an Neuverkäufen.
- China (2024): Zwei Drittel der EVs günstiger als Benziner, Jahresverkäufe von 800.000 (2018) auf 6,4 Millionen (2024) gestiegen.
Langfristige Prognose
Experten von JD Power erwarten, dass die EV-Preise im nächsten Jahr wieder über denen von Verbrennern liegen werden. Die Verkaufszahlen für Elektroautos dürften sich kurzfristig nicht schnell entwickeln. Tyson Jominy äußerte sich dazu:
„Kurzfristig werden EVs wahrscheinlich bestenfalls seitwärts gehen. Aber langfristig sind wir weiterhin optimistisch, was EVs betrifft. Wir glauben nicht, dass dies das Ende ist.“
Trotz der kurzfristigen Herausforderungen, wie der Abschwächung von Abgasvorschriften und dem Wegfall von Steuergutschriften, wird die Automobilindustrie langfristige Verpflichtungen gegenüber Zulieferern haben. Dies bedeutet, dass eine schnelle Reduzierung der Produktion schwierig ist. Der Aufbau von Skaleneffekten, um Elektrofahrzeuge profitabel zu verkaufen, wird ohne die derzeitigen Anreize länger dauern. Die Entwicklung hin zu erschwinglicheren Optionen wie dem Nissan Leaf und zukünftigen Modellen wird jedoch erwartet, was langfristig wieder zu einer Preisparität führen könnte.