Die Benzinpreise an den US-Tankstellen sind auf etwas über 3 US-Dollar pro Gallone gesunken. Dieser Rückgang bringt Erleichterung für die Verbraucher, die zuletzt mit steigenden Kosten für andere Güter wie Rindfleisch und Strom konfrontiert waren. Die Entwicklung hat jedoch auch weitreichende Konsequenzen für die Ölindustrie und die Energiepolitik der Regierung.
Wichtige Erkenntnisse
- Der nationale Durchschnittspreis für Benzin liegt bei 3,07 US-Dollar pro Gallone.
- Ein hohes Ölangebot der OPEC+-Staaten und eine geringe Nachfrage sind Hauptursachen für den Preisrückgang.
- Niedrige Preise entlasten Verbraucher, belasten aber die Ölindustrie und erschweren Investitionen.
- Sanktionen gegen Russland könnten zukünftige Preisentwicklungen beeinflussen.
Aktuelle Preisentwicklung und Ursachen
Nach Angaben von AAA lag der nationale Durchschnittspreis für Benzin am Freitag bei 3,07 US-Dollar pro Gallone. Dies ist ein deutlicher Rückgang gegenüber den 3,16 US-Dollar vor einem Monat und den 3,15 US-Dollar vor einem Jahr. Die Preise waren in den letzten Jahren, insbesondere im Sommer 2022, aufgrund der russischen Invasion in der Ukraine und der Erholung von der COVID-19-Pandemie auf über 5 US-Dollar pro Gallone gestiegen.
Analysten führen die derzeit niedrigen Preise auf ein hohes Ölangebot zurück. Die OPEC+-Staaten haben ihre freiwilligen Produktionskürzungen von 2,2 Millionen Barrel pro Tag bereits wiederhergestellt. Weitere 1,65 Millionen Barrel pro Tag sollen in den nächsten 10 bis 11 Monaten auf den Markt kommen. Gleichzeitig ist das globale Ölnachfragewachstum verhalten geblieben.
„In den letzten zwei Jahren hat die OPEC+ 2,2 Millionen Barrel pro Tag an freiwilligen Produktionskürzungen wiederhergestellt, und sie sind dabei, weitere 1,65 Millionen Barrel pro Tag in den nächsten 10 oder 11 Monaten wiederherzustellen – und dies geschieht zu einer Zeit, in der das Wachstum der weltweiten Ölnachfrage schleppend war“, erklärt Andrew Lipow, Präsident von Lipow Oil Associates.
Diese Kombination aus erhöhtem Angebot und stagnierender Nachfrage hat den Ölmarkt in den letzten Monaten überversorgt. Dies führte zu niedrigeren Ölpreisen und folglich zu niedrigeren Benzinpreisen für die Verbraucher. Saisonale Schwankungen spielen ebenfalls eine Rolle, da die Nachfrage nach dem Ende der Sommerreisezeit typischerweise sinkt.
Faktencheck
- Nationaler Benzinpreis: 3,07 US-Dollar/Gallone (Stand Freitag)
- Rückgang gegenüber Vormonat: 0,09 US-Dollar
- US-Ölproduktion im Juli: Rekordwert von 13,6 Millionen Barrel pro Tag
Auswirkungen auf Verbraucher und die Ölindustrie
Die sinkenden Benzinpreise bieten den Verbrauchern eine willkommene Entlastung. Viele Haushalte waren in anderen Bereichen von steigenden Kosten betroffen, etwa bei Lebensmitteln wie Rindfleisch und bei Stromrechnungen. Die Ersparnisse an der Zapfsäule können hier einen Ausgleich schaffen und die Haushaltsbudgets entlasten.
Für die Ölindustrie stellen die niedrigen Preise jedoch eine Herausforderung dar. Mehrere große Ölkonzerne haben bereits Entlassungen angekündigt. Zudem sinkt die Bereitschaft, in neue Bohroperationen zu investieren. Dies könnte langfristig Auswirkungen auf die zukünftige Ölversorgung haben.
„Es wird schwierig sein, die Leute in den nächsten 15 Monaten davon zu überzeugen, 'drill, baby, drill' zu betreiben“, kommentiert Tom Kloza, Chef-Ölanalyst bei Turner, Mason & Company. Er beschreibt die aktuelle Situation als den „Bust“-Teil eines normalen Boom-und-Bust-Zyklus der Branche.
Kloza prognostiziert, dass die Preise zwischen 2027 und 2030 wieder steigen könnten. Die derzeitige Situation zeigt die zyklische Natur der Rohstoffmärkte.
Hintergrund: Boom- und Bust-Zyklen
Die Ölindustrie ist historisch von Boom- und Bust-Zyklen geprägt. Phasen hoher Preise führen zu erhöhten Investitionen und Produktion (Boom), was wiederum zu einem Überangebot und fallenden Preisen führt (Bust). Diese Zyklen können sich über mehrere Jahre erstrecken und haben weitreichende wirtschaftliche Folgen.
Politische Reaktionen und zukünftige Unsicherheiten
Die Regierung begrüßt die niedrigen Ölpreise. Präsident Trump äußerte sich optimistisch und prognostizierte Benzinpreise von 2 US-Dollar pro Gallone in naher Zukunft. Innenminister Doug Burgum zeigte sich ebenfalls erfreut und betonte, dass niedrigere Ölpreise Russland wirtschaftlich schaden könnten. Russland ist ein wichtiger Ölproduzent, und viele Länder haben nach der Invasion der Ukraine den Kauf russischen Öls eingestellt.
Die Regierung nutzt die niedrigen Preise auch, um die strategische Erdölreserve des Landes aufzufüllen. Das Energieministerium kündigte an, Öl für die Reserve kaufen zu wollen.
Allerdings könnten die kürzlich angekündigten Sanktionen der Trump-Regierung gegen russisches Öl den Markt beeinflussen. Diese Sanktionen schaffen Unsicherheit und könnten die Preise in die Höhe treiben, insbesondere wenn sie effektiv sind.
„Brent steigt, weil die Trump-Regierung die Sanktionen gegen Russland verstärkt“, sagt Claudio Galimberti, Chefökonom bei Rystad Energy. Er weist darauf hin, dass effektive Sanktionen zu einem starken Preisanstieg führen könnten, obwohl frühere Sanktionen oft wirkungslos blieben.
Gleichzeitig bemüht sich die Regierung, die US-amerikanische Öl- und Gasproduktion zu stärken. Dies geschieht durch den Abbau von Umweltvorschriften, die Beschleunigung von Projektprüfungen und die Öffnung weiterer Flächen für Bohrungen. Trotz dieser Bemühungen haben Präsidenten nur begrenzten Einfluss, da Investitionsentscheidungen von Privatunternehmen getroffen werden und oft Jahre im Voraus geplant sind.
US-Produktion auf Rekordniveau
Die US-Ölproduktion erreichte im Juli einen Rekordwert von 13,6 Millionen Barrel pro Tag. Dies ist ein Anstieg gegenüber 13,2 Millionen Barrel im Vorjahr. Dieser hohe Produktionsstand trägt ebenfalls zum globalen Überangebot bei und hält die Preise niedrig. Einige Unternehmen äußerten sich jedoch besorgt über die Handelstarife der Regierung, die zusätzliche Kosten verursachen könnten.
Ausblick auf die kommenden Monate
Die Frage, ob die Benzinpreise niedrig bleiben werden, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die Wirksamkeit der Sanktionen gegen Russland wird eine entscheidende Rolle spielen. Ebenso wichtig sind die Produktionsentscheidungen der OPEC+-Staaten und die Entwicklung der globalen Ölnachfrage.
Für Verbraucher bedeutet die aktuelle Situation eine Entlastung, die jedoch nicht von Dauer sein muss. Die Ölindustrie steht vor der Herausforderung, Investitionen in einer Zeit niedriger Preise zu rechtfertigen, während die Regierung versucht, die Energieversorgung und die Geopolitik durch ihre Maßnahmen zu beeinflussen.
Die Energiepolitik bleibt ein komplexes Zusammenspiel aus Marktmechanismen, politischen Entscheidungen und globalen Ereignissen, das die Preise an der Zapfsäule direkt beeinflusst.




