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Harley-Davidson XLCR: Ein neu aufgebauter Klassiker

Eine umfassend restaurierte 1978er Harley-Davidson XLCR, die 35 Jahre im Besitz des aktuellen Eigentümers war, wird vorgestellt. Das seltene Modell, ursprünglich ein Versuch Harleys, ein leistungsorie

Sofia Berger
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Sofia Berger

Sofia Berger ist eine erfahrene Kulturjournalistin mit einem Schwerpunkt auf Kunst, Brauchtum und sozialen Bewegungen. Sie beleuchtet, wie kulturelle Ausdrucksformen Gemeinschaften prägen und gesellschaftliche Entwicklungen widerspiegeln.

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Harley-Davidson XLCR: Ein neu aufgebauter Klassiker

Eine 1978er Harley-Davidson XLCR, die seit 35 Jahren im Besitz ihres aktuellen Eigentümers ist, wurde umfassend restauriert. Das Motorrad verfügt nun über eine verbesserte Federung vorne und hinten, deutlich stärkere Bremsen und einen leistungsgesteigerten Motor. Die XLCR, auch bekannt als XL Cafe Racer, war ein Versuch des amerikanischen Motorradherstellers, ein jüngeres, leistungsorientiertes Publikum anzusprechen. Dieses Publikum wurde in den 1970er Jahren zunehmend von den kostengünstigen und beliebten japanischen Reihenvierzylindern angezogen.

Wichtige Fakten

  • Die Harley-Davidson XLCR wurde von 1977 bis 1979 produziert.
  • Nur etwa 3.100 Einheiten wurden hergestellt, was sie heute zu einem seltenen Sammlerstück macht.
  • Das Modell basierte auf der Sportster-Plattform, zeigte aber ein radikales, komplett schwarzes Design.
  • Die gezeigte 1978er XLCR wurde umfassend modernisiert, inklusive Fahrwerk und Motor.
  • Trotz anfänglicher Verkaufsschwäche gilt die XLCR heute als wichtiges Experiment in Harleys Geschichte.

Die Geschichte der Harley-Davidson XLCR

Die Harley-Davidson XLCR wurde 1977 als Harleys Versuch eingeführt, einen Café Racer ab Werk anzubieten. Willie G. Davidson, Harleys Designchef, entwarf sie. Das Modell basierte auf der bewährten Sportster-Plattform, unterschied sich jedoch durch sein radikales Styling. Dazu gehörten eine komplett schwarze Lackierung, kantige Fiberglas-Karosserieteile, Morris-Gussräder und Dreifach-Scheibenbremsen.

Die Produktion war begrenzt. Zwischen 1977 und 1979 wurden nur etwa 3.100 Einheiten gebaut. Danach wurde das Modell eingestellt. Angetrieben wurde die XLCR von einem 997 cm³ großen Ironhead Sportster V-Twin Motor, der 61 PS leistete. Das Motorrad verfügte über ein 4-Gang-Getriebe und ein Fahrwerk, das für schärferes Handling ausgelegt war.

Schnelle Fakten zur XLCR

  • Einführung: 1977
  • Produktionszeitraum: 1977-1979
  • Gesamtproduktion: ca. 3.100 Einheiten
  • Motor: 997 cm³ Ironhead Sportster V-Twin
  • Leistung: 61 PS bei 6.000 U/min
  • Preis bei Einführung: ca. 3.400 US-Dollar

Herausforderungen und Marktreaktion

Die Leistung der XLCR war respektabel, konnte aber nicht mit den japanischen Konkurrenten mithalten. Tests von Cycle World zeigten Viertelmeilenzeiten im mittleren 13-Sekunden-Bereich und eine Höchstgeschwindigkeit von knapp unter 110 mph (ca. 177 km/h). Der hohe Preis von 3.400 US-Dollar und die geringere Leistung im Vergleich zu den schnelleren und laufruhigeren japanischen Vierzylindern führten zu einer schlechten Marktakzeptanz.

Trotz schwacher Verkaufszahlen entwickelte sich die XLCR zu einem wichtigen Symbol. Sie zeigte Harleys Bereitschaft, außerhalb des konservativen Produktportfolios zu experimentieren. Heute gilt sie als seltenes Sammlerstück aus den späten 1970er Jahren.

"Die XLCR war einer von Milwaukees kühnsten Versuchen der 1970er Jahre, über die konservative Kundenbasis des Unternehmens hinauszugehen."

Hintergrund: Harleys Lage in den 70ern

Mitte der 1970er Jahre stand Harley-Davidson unter Druck. Japanische Hersteller hatten den Leistungsmarkt mit modernen, zuverlässigen Motorrädern wie der Honda CB750 erobert. Harleys Angebot blieb in Tradition und Althergebrachtem verwurzelt. Willie G. Davidson sah in der Café Racer Bewegung eine Chance zur Innovation, die ihren Ursprung in Großbritannien hatte.

Design und Technik der XLCR

Die Idee zur XLCR stammte von Willie G. Davidson, dem Designchef von Harley und Enkel eines der Firmengründer. Auf dem Papier entsprach die XLCR genau dem, was der Markt wollte: ein amerikanischer Café Racer, der auf den leistungsorientierten Fahrer zugeschnitten war. In der Praxis war die XLCR jedoch ein kommerzieller Misserfolg. Dennoch bleibt sie eines der mutigsten Motorräder, die Harley in dieser Ära produzierte.

Die XLCR, kurz für "XL Café Racer", war Harleys Versuch einer Neuerfindung. Sie basierte auf der bekannten Sportster-Plattform. Fast jedes optische Detail unterschied sie jedoch von anderen Modellen. Die Karosserie war komplett schwarz, von der Lackierung bis zum Auspuff. Eine kantige Fiberglasverkleidung, ein eckiger Kraftstofftank und eine Sitzbankabdeckung verliehen dem Motorrad eine entschlossene Optik. Gussräder von Morris und Dreifach-Scheibenbremsen trugen zum modernen Erscheinungsbild bei.

Selbst der Auspuff war einzigartig: ein geschwärztes Zwei-in-Zwei-System, das entlang der rechten Seite des Motorrads hochgezogen war. Es war das wohl radikalste Styling-Experiment, das Harley je in Serie gebracht hatte.

Motorisierung und Fahrwerk

Unter der Karosserie befand sich jedoch die bekannte Harley-Technik. Die XLCR nutzte den 997 cm³ großen Ironhead Sportster V-Twin Motor. Dieser wurde von einem einzelnen 38 mm Keihin Vergaser gespeist und leistete etwa 61 PS bei 6.000 U/min. Die Kraftübertragung erfolgte über ein 4-Gang-Getriebe.

Das Fahrwerk war konventionell aufgebaut, mit 35 mm Vorderradgabeln und zwei hinteren Stoßdämpfern. Es war jedoch auf ein schärferes Handling abgestimmt als die eher auf Cruiser ausgerichteten Sportster-Modelle. Die damaligen Tests von Cycle World ergaben eine Viertelmeilenzeit im mittleren 13-Sekunden-Bereich und eine Höchstgeschwindigkeit von knapp 110 mph. Dies war zwar respektabel, aber nicht konkurrenzfähig mit den schnelleren und laufruhigeren japanischen Vierzylindermotoren.

Die restaurierte 1978er XLCR

Das hier gezeigte Motorrad ist eine 1978er Harley-Davidson XLCR. Es wurde umfassend restauriert und profitiert nun von einer neuen Vorder- und Hinterradfederung, stark verbesserten Bremsen vorne und einem leistungsgesteigerten Motor. Die neue Federung besteht aus einer Aftermarket-Upside-Down-Gabel vorne mit zwei Performance Machine Mehrkolben-Bremssätteln über 13-Zoll-Bremsscheiben.

Hinten findet sich eine verlängerte Kastenschwinge und ein Paar Fournales Luftstoßdämpfer, kombiniert mit einer 12-Zoll-Bremsscheibe. Der Motor ist ein luftgekühlter 998 cm³ Ironhead OHV V-Twin mit schwarzer Schrumpflackierung. Er verfügt jetzt über eine speziell angefertigte Zwei-in-Eins-Auspuffanlage mit Supertrapp-Schalldämpfer, ein Dynatek Dyna S elektronisches Zündmodul und einen S&S Cycle Super E Vergaser. Dies macht es zu einer wesentlich leistungsfähigeren Maschine als es in ihrer ursprünglichen Zeit der Fall war.

Dieses Motorrad wird derzeit in Irvine, Kalifornien, zum Verkauf angeboten. Es wird mit einem Benutzerhandbuch, einem Clymer-Servicehandbuch und einem sauberen kalifornischen Titel im Namen des Verkäufers geliefert.

Die XLCR als Sammlerstück

Trotz ihres Scheiterns im Verkaufsraum hat die XLCR ein ungewöhnliches Erbe hinterlassen. Sie war ein Beweis für Harleys Experimentierfreudigkeit in einer Zeit, in der das Unternehmen unter Modernisierungsdruck stand. Willie G. Davidson selbst gab später zu, dass das Motorrad in mancher Hinsicht seiner Zeit voraus war, aber letztlich nicht dem entsprach, was Harleys Kernkäufer wollten.

Heute hat die begrenzte Produktionsauflage die XLCR zu einer der sammelwürdigsten Harleys dieser Ära gemacht. Gut erhaltene Exemplare erzielen regelmäßig Interesse bei Auktionen. Sie werden nicht nur wegen ihrer Seltenheit geschätzt, sondern auch wegen ihrer Rolle in Harleys Geschichte als Außenseiter. Die XLCR war auch ein direkter Vorfahre anderer Harley-Modelle wie der Harley-Davidson FXR. Dieses Motorrad wurde ebenfalls von Willie G. Davidson mit Hilfe von Erik Buell und einem Skunk Works Ingenieurteam bei HD entwickelt, um den Ansturm japanischer Cruiser abzuwehren.