Die amerikanischen Sicherheitsbehörden haben eine weitere Untersuchung der „Full Self-Driving“ (FSD)-Technologie von Tesla eingeleitet. Diese jüngste Prüfung ist die sechste ihrer Art und konzentriert sich auf zahlreiche Vorfälle, die potenziell gefährliches Fahrverhalten und Unfälle mit Verletzten umfassen. Die National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) steht dabei vor Herausforderungen, da die Gesetzgebung kaum Möglichkeiten bietet, die schnelle Entwicklung dieser Technologien zu regulieren.
Wichtige Punkte
- Die NHTSA untersucht Teslas FSD-System nach Dutzenden von Vorfällen, darunter Rotlichtverstöße und Fahrten auf der falschen Spur.
- Drei Unfälle, die mit FSD in Verbindung gebracht werden, führten zu fünf Verletzungen.
- Experten bemängeln, dass die US-Regulierungslandschaft nicht mit dem schnellen Tempo der Technologieentwicklung mithalten kann.
- Tesla setzt weiterhin auf autonomes Fahren und plant „Robotaxis“ ohne Fahrer.
- Sicherheitsexperten fordern mehr Daten und strengere Standards, um die Sicherheit zu gewährleisten.
Neue Untersuchung deckt gefährliche Vorfälle auf
Die National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) hat kürzlich ihre sechste Untersuchung der Fahrerassistenzsysteme von Tesla bekannt gegeben. Diese neue Untersuchung konzentriert sich auf eine Reihe von Vorfällen, die gefährliches Fahrverhalten von Tesla-Fahrzeugen unter Verwendung von „Full Self-Driving“ (FSD) oder anderen Assistenzfunktionen zeigten. Dazu gehören das Überfahren von roten Ampeln, Fahren auf der falschen Fahrbahn und drei Unfälle, bei denen insgesamt fünf Personen verletzt wurden.
Diese wiederholten Untersuchungen verdeutlichen die anhaltenden Bedenken hinsichtlich der Sicherheit von Teslas autonomer Fahrtechnologie. Trotz des Namens „Full Self-Driving“ betont Tesla selbst, dass Fahrer jederzeit bereit sein müssen, die Kontrolle über das Fahrzeug zu übernehmen.
Faktencheck: Teslas FSD-Untersuchungen
- Anzahl der Untersuchungen: Mindestens sechs durch die NHTSA.
- Aktuelle Vorfälle: Dutzende von gefährlichen Fahrereignissen.
- Verletzungen: Fünf Verletzte in drei FSD-bezogenen Unfällen.
- Fahrverhalten: Rotlichtverstöße, Fahren auf der falschen Spur.
Regulierungsdefizite in den USA
Ein zentrales Problem bei der Regulierung von Teslas fortschrittlichen Fahrerassistenzsystemen ist die aktuelle Gesetzgebung in den Vereinigten Staaten. Die NHTSA hat begrenzte Möglichkeiten, neue Technologien vor ihrer Einführung auf den Markt zu prüfen und zu genehmigen. Ihre Aufgabe besteht hauptsächlich darin, Probleme zu untersuchen und gegebenenfalls Maßnahmen zu ergreifen, nachdem die Fahrzeuge bereits im Einsatz sind.
Bryant Walker Smith, Professor für Rechts- und Ingenieurwissenschaften an der Stanford Law School, beschreibt dies als „regulatorisches Whack-a-Mole“. Er weist darauf hin, dass der Prozess einer tatsächlichen Rückrufaktion sehr lange dauert und nicht mit dem schnellen technologischen Fortschritt von Unternehmen wie Tesla übereinstimmt.
„Dieser Prozess dauert sehr lange. Dies ist der erste von mehreren Schritten, die für einen tatsächlichen Rückruf erforderlich sind. Es ist ein Regulierungsprozess, der nicht unbedingt gut mit dem technologischen Zeitrahmen abgestimmt ist.“
Das Selbstzertifizierungssystem
Die USA verfügen über ein System der Selbstzertifizierung. Dies bedeutet, dass die NHTSA bestimmte Standards festlegt und Autohersteller dann selbst bestätigen, dass ihre Fahrzeuge oder Systeme diese Standards erfüllen. Das Problem entsteht, wenn es keine spezifischen Standards für eine bestimmte neue Technologie gibt. Laut Smith fehlen der NHTSA genau solche spezifischen Standards für die Leistung vieler fortschrittlicher Fahrerassistenzsysteme.
Dies führt dazu, dass die Technologie oft auf den Straßen getestet wird, bevor umfassende Sicherheitsstandards existieren. Diese Situation macht alle Verkehrsteilnehmer zu unfreiwilligen „Real-World-Versuchskaninchen“, wie Smith es ausdrückt, insbesondere angesichts der hohen Geschwindigkeiten und Massen moderner Fahrzeuge.
Hintergrund: US-Regulierung
Im Gegensatz zur Luftfahrt, wo die Federal Aviation Administration (FAA) neue Flugzeuge und Funktionen vor ihrer Einführung genehmigen muss, hat die NHTSA im Automobilbereich keine vergleichbare Befugnis. Eine solche Änderung würde eine Gesetzesänderung durch den Kongress erfordern, die laut Experten nicht in absehbarer Zeit zu erwarten ist.
Ein Grund dafür ist die starke Lobby der Automobilindustrie und die gesellschaftliche Akzeptanz von Zehntausenden Verkehrstoten pro Jahr. Die öffentliche Meinung neigt eher dazu, Fahrer für Unfälle verantwortlich zu machen, anstatt strengere Vorschriften zu fordern.
Teslas Ambitionen und die Realität
Elon Musk, CEO von Tesla, setzt stark auf die Zukunft des autonomen Fahrens. Trotz der Bezeichnungen „Full Self-Driving“ und „Autopilot“ verlangt das Unternehmen von den Fahrern, dass sie jederzeit aufmerksam sind und bereit sind, die Kontrolle zu übernehmen. Dennoch plant Tesla, echte fahrerlose Fahrten anzubieten, bei denen niemand hinter dem Steuer sitzt.
Anfang des Jahres startete Tesla seinen lang angekündigten Robotaxi-Dienst in Austin, Texas. Zunächst war ein Tesla-Mitarbeiter auf dem Beifahrersitz anwesend. Lokale Behörden verlangten jedoch, dass der Mitarbeiter auf den Fahrersitz wechselt. Musk verspricht, dass der Dienst bald ohne Mitarbeiter am Steuer auskommen wird. Er kündigte auch ein echtes selbstfahrendes „Cybercab“ an, das weder Brems-, Gaspedal noch Lenkrad besitzen soll.
Tesla hat auf Anfragen von Medien nicht reagiert. Das Unternehmen behauptet, seine Fahrzeuge mit selbstfahrender Technologie seien sicherer als menschliche Fahrer. Sicherheitsexperten weisen jedoch darauf hin, dass Tesla die notwendigen Daten zur Untermauerung dieser Behauptung nicht vorgelegt hat.
Risiken menschlicher Überwachung
Selbst wenn ein Fahrer hinter dem Steuer eines FSD-Fahrzeugs sitzt, birgt dies Risiken. Professor Smith äußert große Bedenken, dass Menschen aus psychologischen und physiologischen Gründen die Aufmerksamkeit verlieren, wenn sie nur zusehen, während das Auto alle Fahraufgaben übernimmt.
Diese menschliche Ermüdung oder Ablenkung kann zu gefährlichen Situationen führen, wenn das System unerwartet die Kontrolle an den Fahrer zurückgibt. Die Interaktion zwischen Mensch und Maschine im Kontext von hochautomatisiertem Fahren bleibt eine komplexe Herausforderung für die Fahrzeugsicherheit.
Der Weg nach vorn: Mehr Daten und klare Standards
Um die Sicherheit von autonomen Fahrsystemen zu gewährleisten, sind sowohl von den Herstellern als auch von den Regulierungsbehörden weitere Schritte erforderlich. Eine stärkere Datentransparenz seitens der Unternehmen ist entscheidend, um die tatsächliche Leistungsfähigkeit und die Risiken der Systeme zu bewerten.
Gleichzeitig müssen Regulierungsbehörden wie die NHTSA die Befugnis erhalten, präventiver zu handeln. Dies könnte bedeuten, spezifische Leistungsstandards für fortschrittliche Fahrerassistenzsysteme zu entwickeln und deren Einhaltung vor der Markteinführung zu überprüfen. Nur so kann die Kluft zwischen technologischer Innovation und öffentlicher Sicherheit geschlossen werden.
Die Debatte um Tesla FSD und die Rolle der Regulierungsbehörden wird voraussichtlich weitergehen, während die Automobilindustrie die Grenzen des autonomen Fahrens auslotet und die Technologie immer mehr in den Alltag integriert wird.




