Stadtrat Ed Flynn aus Boston schlägt eine Regeländerung vor, die es Lieferfahrern verbieten würde, Motorroller und E-Bikes für Essenslieferungen zu nutzen. Er begründet dies mit einer „Sicherheitskrise“, die durch Fahrer entsteht, die Verkehrsregeln missachten. Dieser Schritt zielt darauf ab, die öffentliche Sicherheit zu verbessern und die Lebensqualität der Bewohner zu schützen, da die Zahl der Beschwerden über gefährliche Fahrweisen stark zugenommen hat.
Wichtige Punkte
- Stadtrat Ed Flynn fordert ein Verbot von Motorrollern und E-Bikes für Essenslieferungen.
- Der Vorschlag reagiert auf eine wahrgenommene „Sicherheitskrise“ durch rücksichtslose Fahrweisen.
- Tausende von Beschwerden wurden über 311-Berichte eingereicht, die gefährliche Situationen schildern.
- Die Stadt hatte zuvor die Nutzung von Zweirädern gefördert, um den Autoverkehr zu reduzieren.
- Das Verbot würde eine bestehende Verordnung verschärfen, die Versicherungen für Lieferplattformen vorschreibt.
Hintergrund des Vorschlags
Stadtrat Ed Flynn plant, am Mittwoch einen Änderungsantrag zu einer bereits im April vom Stadtrat genehmigten Verordnung einzubringen. Diese ursprüngliche Verordnung sollte „gefährliche“ Essenslieferungen mit Rollern eindämmen. Sie schreibt vor, dass alle nationalen Drittanbieter-Lieferplattformen wie Uber Eats, DoorDash und Grubhub eine Haftpflichtversicherung für alle ihre Mitarbeiter abschließen müssen, um eine Betriebserlaubnis in Boston zu erhalten.
Flynns Änderungsantrag geht jedoch weiter. Er würde diesen Drittanbieter-Fahrern die Nutzung motorisierter Fahrräder für Lieferungen komplett untersagen. Laut Flynn kann die Stadt die erforderliche Durchsetzung für „Hunderte von Betreibern gleichzeitig“ unter der aktuellen Version der Verordnung „realistisch nicht gewährleisten“.
Kontext der Situation
In den letzten Jahren hat Boston die Nutzung von Zweirädern für Essenslieferungen gefördert. Ziel war es, die Anzahl der Autos auf den Straßen zu verringern, insbesondere angesichts der steigenden Nachfrage nach Essenslieferungen. Dies führte jedoch zu einer Verdreifachung der Anzahl von Mopeds, E-Bikes und anderen Zweirädern, was neue Herausforderungen für die öffentliche Sicherheit mit sich brachte.
Zunehmende Sicherheitsbedenken
Flynn äußert sich besorgt über die aktuelle Situation. „Jahrelang hat die Stadt Boston große Drittanbieter-Lieferunternehmen dazu ermutigt, Fahrer mit Zweirädern einzusetzen. Gleichzeitig haben die Unternehmen die Mitarbeiter dazu angeregt, Geschwindigkeit über Sicherheit zu priorisieren, um mehr Aufträge und höhere Bewertungen zu erhalten“, erklärte Flynn am Dienstag in einer Stellungnahme. Er beschreibt die Folgen dieser Entwicklung als eine „erheblich verschärfte Fußgängersicherheitskrise“.
„Mopeds und E-Bikes fahren fast täglich mit über 30 km/h über rote Ampeln und Stoppschilder. Kein vernünftiger Mensch glaubt, dass die Verkehrsregeln weiterhin optional sein können. Es kann auf den Straßen von Boston nicht länger der Wilde Westen sein“, fügte der Stadtrat hinzu.
Anwohner berichten Flynn zufolge „nahezu täglich“ von Sicherheitsproblemen mit E-Bikes und Mopeds. Die Stadt hatte ursprünglich das Ziel, vom Auto auf Zweiräder für die Essenslieferung umzustellen, um „die Anzahl der Autos auf der Straße zu verringern“.
Zahlen und Berichte von Anwohnern
Die Anzahl der Mopeds, E-Bikes und anderer Zweiräder hat sich in den letzten Jahren verdreifacht, so Flynn. Dies führt zu „Bedenken hinsichtlich der öffentlichen Sicherheit und Lebensqualität für alle Bewohner und Besucher.“ Mehrere tausend Online-Berichte über 311-Dienste wurden wegen Problemen mit Rollern und Mopeds eingereicht.
Fakten zu Beschwerden
- Tausende von 311-Berichten: Es wurden Tausende von Online-Berichten zu Problemen mit Rollern und Mopeds eingereicht.
- Gefährliche Fahrweisen: Anwohner melden, dass motorisierte Fahrräder auf Radwegen und Gehwegen rasen, manchmal in der falschen Richtung fahren, rote Ampeln ignorieren und Fußgänger fast anfahren.
- Aggressives Verhalten: Berichten zufolge verhalten sich Fahrer aggressiv, wenn sie von Fußgängern oder anderen Verkehrsteilnehmern angesprochen werden.
Beispiele aus dem Alltag
Die Beschwerden der Anwohner sind vielfältig und oft drastisch. Im Juli, nur zwei Monate nach Verabschiedung der ursprünglichen Verordnung, fügte ein Bewohner zwei Fotos von „aggressiven Rollerfahrern, die den Radweg auf der Boylston Street hinunterfuhren“, einem 311-Bericht bei. „Gut, dass dies kein Notfall ist“, schrieb der Bewohner und fügte hinzu: „Die Roller sind immer noch außer Kontrolle. Wenn die Bürgermeisterin weitere vier Jahre will, muss sie dieses Problem jetzt lösen.“
Erst vor vier Tagen postete ein Bewohner auf 311: „Wurde fast von einem E-Bike getötet, das mit 50 km/h auf dem Bürgersteig fuhr. Wann werden Sie diese Dinge regulieren? Das sind buchstäblich Motorräder.“ Ein weiterer Bericht vor vier Monaten lautete: „Illegale Rollerfahrer liefern ständig Essen in diesem Park. Kann die Stadt etwas dagegen tun? Ich wurde gerade fast von einem dieser egoistischen Leute überfahren.“ Diese Berichte unterstreichen die Dringlichkeit der Situation.
Reaktionen und Ausblick
Das Büro von Bürgermeisterin Michelle Wu reagierte bisher nicht sofort auf eine Anfrage zur Stellungnahme bezüglich Flynns Vorstoß zur Änderung der Verordnung zur Verkehrssicherheit von Drittanbieter-Lieferdiensten. Auch Anfragen des Boston Herald an Uber Eats, DoorDash und Grubhub blieben unbeantwortet.
Die geplante Regeländerung könnte erhebliche Auswirkungen auf die Essenslieferbranche in Boston haben. Sie würde die Arbeitsweise von Tausenden von Lieferfahrern und die Geschäftsmodelle großer Plattformen grundlegend verändern. Gleichzeitig verspricht sie eine Verbesserung der Sicherheit für Fußgänger und andere Verkehrsteilnehmer, die seit Langem unter den aktuellen Zuständen leiden.
Die Debatte um Flynns Vorschlag wird voraussichtlich intensiv sein, da sie die Interessen von Lieferdiensten, Fahrern, Anwohnern und der Stadtverwaltung gleichermaßen berührt. Es bleibt abzuwarten, wie der Stadtrat auf diesen weitreichenden Änderungsantrag reagieren wird und welche Lösungen letztendlich gefunden werden, um die Balance zwischen Bequemlichkeit und öffentlicher Sicherheit herzustellen.
Die Stadt Boston steht vor der Herausforderung, moderne Liefermethoden zu regulieren, um die Sicherheit ihrer Bürger zu gewährleisten. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass die Förderung von Zweirädern ohne ausreichende Regulierung und Durchsetzung zu unerwünschten Nebenwirkungen führen kann. Ein Verbot könnte ein drastischer, aber aus Sicht der Befürworter notwendiger Schritt sein, um das Problem zu lösen.