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Chinas Lösung für E-Auto-Brände: Batterieauswurf

China testet ein System, das im Brandfall die Batterie eines Elektrofahrzeugs (EV) auswirft. Die Technologie soll Insassen schützen, birgt aber Risiken für die Umgebung und erfordert weitere Entwicklu

Anja Meier
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Anja Meier ist eine erfahrene Technologiejournalistin mit einem Fokus auf innovative Antriebssysteme und Nachhaltigkeit in der Automobilbranche. Sie analysiert seit über einem Jahrzehnt die Entwicklungen im Bereich Elektromobilität und alternative Kraftstoffe.

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Chinas Lösung für E-Auto-Brände: Batterieauswurf

In China wurde ein System getestet, das im Falle eines Brandes die Batterie eines Elektrofahrzeugs (EV) automatisch auswirft. Diese Technologie soll die Insassen schützen und die Brandbekämpfung erleichtern. Die Methode wirft jedoch Fragen bezüglich der Sicherheit für die Umgebung auf.

Wichtige Punkte

  • Ein chinesisches System wirft im Brandfall die EV-Batterie aus.
  • Die Batterie wird bis zu 6 Meter weit vom Fahrzeug geschleudert.
  • Ziel ist der Schutz der Insassen und die Erleichterung der Brandbekämpfung.
  • Die aktuelle Version birgt Risiken für Umstehende und andere Fahrzeuge.
  • Weitere Entwicklung mit Sensoren und KI könnte die Sicherheit verbessern.

Herausforderung von EV-Batteriebränden

Brände von Elektrofahrzeugbatterien stellen eine erhebliche Herausforderung dar. Obwohl sie statistisch seltener auftreten als Brände bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor, sind sie für Rettungskräfte besonders schwierig zu handhaben. Einmal entzündet, löst eine Zelle innerhalb des Batteriepakets eine Kettenreaktion aus. Diese Reaktion, bekannt als thermisches Durchgehen, breitet sich von Zelle zu Zelle aus und ist extrem schwer zu stoppen.

Wissenschaftler weltweit suchen nach Wegen, das thermische Durchgehen zu verhindern oder seine Auswirkungen zu mildern. Der Schutz der Fahrzeuginsassen steht dabei im Vordergrund. China gilt als führend in der EV-Technologie, insbesondere bei Lade- und Batterielösungen. Das Land erforscht auch neue Ansätze zur Erhöhung der Fahrzeugsicherheit.

Fakten zu Batteriebränden

  • EV-Brände sind statistisch seltener als Benzinauto-Brände.
  • Einmal entzündet, ist ein thermisches Durchgehen schwer zu stoppen.
  • Temperaturen können über 1.000 °C erreichen, auch unter Wasser.

Innovative Technologie aus China

Das Chinesische Forschungszentrum für Kollisionsreparaturen an Fahrzeugen hat in Zusammenarbeit mit Joyson Electronics eine neuartige Sicherheitslösung vorgestellt. Ein Video, das auf verschiedenen chinesischen Social-Media-Plattformen geteilt wurde, zeigt ein automatisiertes System. Dieses System schleudert die Batterie innerhalb von weniger als einer Sekunde nach Erkennung eines thermischen Durchgehens unter dem Fahrzeug hervor.

Der Hauptgedanke hinter dieser Methode ist, das Fahrzeug selbst vor dem vollständigen Abbrennen zu bewahren und die Insassen zu schützen. Die Batterien werden dabei zwischen 3 und 6 Meter vom Fahrzeug weggeschleudert. Dies soll es den Rettungskräften erleichtern, das brennende Batteriepaket zu löschen, da es nicht mehr im Fahrzeugboden verborgen ist. Dieser Ansatz erscheint auf den ersten Blick ungewöhnlich und birgt Risiken, könnte aber in einer weiterentwickelten Form Potenzial haben.

„Die Idee, das Batteriepaket auszuwerfen, macht Sinn, um das Fahrzeug und seine Insassen zu schützen. Doch die Umsetzung muss die Sicherheit der Umgebung gewährleisten.“

Herausforderungen und potenzielle Risiken

Obwohl die Grundidee, ein brennendes Batteriepaket vom Fahrzeug zu trennen, logisch erscheint, ist die aktuelle Demonstration noch ein frühes Konzept. Ein großes, schwelendes Batteriepaket, das Hunderte von Kilogramm wiegt und durch die Luft geschleudert wird, stellt eine erhebliche Gefahr dar. Es könnte andere Fahrzeuge oder Fußgänger in der Nähe ernsthaft verletzen oder beschädigen. In seiner jetzigen Form wäre ein solches System kaum zulassungsfähig.

In vielen europäischen Ländern werden brennende Elektrofahrzeuge oft in große Wassertanks getaucht. Dies soll sicherstellen, dass das Feuer vollständig gelöscht wird und sich nicht erneut entzündet. Selbst unter Wasser können die Temperaturen im Batteriepaket über 1.000 °C erreichen. Ein isoliertes Batteriepaket zu löschen, wäre sicherlich einfacher als ein komplett brennendes Fahrzeug.

Hintergrund: Thermisches Durchgehen

Das thermische Durchgehen ist ein Phänomen, bei dem eine Zelle in einem Lithium-Ionen-Akku überhitzt. Dies führt zu einer unkontrollierten Freisetzung von Energie und Hitze, die sich auf benachbarte Zellen ausbreitet. Dieser Prozess erzeugt giftige Gase und ist sehr schwer zu löschen, da die chemische Reaktion auch ohne Sauerstoff weiterläuft.

Zukünftige Entwicklung und Sicherheit

Die Weiterentwicklung dieser Technologie erfordert eine präzise Steuerung des Auswurfmechanismus. Ein zukünftiges System müsste in der Lage sein, die Kraft und möglicherweise sogar die Richtung des Auswurfs zu kontrollieren. Dies würde das Risiko von Schäden oder Verletzungen in der Umgebung minimieren. Die Integration von Sensoren, Kameras und künstlicher Intelligenz (KI) könnte hierbei eine entscheidende Rolle spielen.

Ein intelligentes System könnte die Umgebung analysieren und den Auswurf nur dann und in einer Weise durchführen, die die geringste Gefahr darstellt. Dies könnte bedeuten, den Auswurf bei hohem Verkehrsaufkommen oder in der Nähe von Fußgängern zu unterlassen oder die Batterie in eine sichere Zone zu lenken. Obwohl die aktuelle Demonstration noch unausgereift wirkt, zeigt sie eine innovative Denkweise im Umgang mit der Sicherheit von Elektrofahrzeugen. Die weitere Forschung in diesem Bereich könnte zu praktikablen Lösungen führen, die die Sicherheit von EVs insgesamt verbessern.

  • Präzise Steuerung: Kraft und Richtung des Auswurfs müssen kontrollierbar sein.
  • Umgebungssensoren: Erkennung von Personen und Objekten in der Nähe.
  • Künstliche Intelligenz: Entscheidungsfindung für den sichersten Auswurfweg.

Die Diskussion um die Sicherheit von EV-Batterien wird intensiv geführt. Während einige Kritiker Elektrofahrzeuge als Brandgefahr sehen, zeigen aktuelle Daten, dass EV-Brände nicht häufiger sind als bei Verbrennern. Dennoch ist die Intensität und Löschbarkeit der Brände eine Herausforderung, die innovative Lösungen wie diese vorantreibt.