Der Hyundai Ioniq 6 N, der für 2026 erwartet wird, übertrifft seinen Vorgänger, den Ioniq 5 N, durch eine Reihe von signifikanten Hardware-Upgrades und Software-Verbesserungen. Nach ersten Fahreindrücken in Südkorea deutet alles darauf hin, dass dieses Modell das bisher beste N-Fahrzeug von Hyundai werden könnte. Es kombiniert die bewährte Leistung des Ioniq 5 N mit einer optimierten Aerodynamik und einem tieferen Schwerpunkt, was das Fahrerlebnis spürbar verbessert.
Wichtige Erkenntnisse
- Der Ioniq 6 N bietet ein verbessertes Fahrerlebnis gegenüber dem Ioniq 5 N.
- Er verfügt über einen niedrigeren Schwerpunkt und einen geringeren Luftwiderstandsbeiwert.
- Neue Pirelli-Sommerreifen und ein überarbeitetes Fahrwerk sorgen für mehr Rückmeldung.
- Die Leistung von 641 PS wird durch stärkere Permanentmagnete in den Motoren optimiert.
- Virtuelle Schaltvorgänge und verbesserte Soundeffekte bleiben erhalten.
Ein neues Niveau der Fahrdynamik
Der Ioniq 5 N setzte 2024 neue Maßstäbe für Elektrofahrzeuge, indem er nicht nur Reichweite und Ladezeiten lieferte, sondern auch ein unterhaltsames Fahrerlebnis bot. Mit seinem simulierten Verbrennungsmotor-Modus, virtuellen Gangwechseln und realistischen Motorsounds eroberte er die Herzen vieler. Der Ioniq 6 N baut auf diesem Fundament auf, hebt das Konzept aber auf ein neues Niveau. Die Grundlage bildet der gleiche 641 PS starke Dual-Motor-Antrieb, doch entscheidende Änderungen am Chassis und an der Aerodynamik machen den Unterschied.
Der Ioniq 6 N profitiert von einem niedrigeren Schwerpunkt und einem optimierten Luftwiderstandsbeiwert. Diese Anpassungen, kombiniert mit den neuesten Pirelli-Sommerreifen und einer überarbeiteten Lenkung sowie Federung, verstärken die Rückmeldung und Ansprechbarkeit des Fahrzeugs. Hyundai hat sich darauf konzentriert, sein eigenes Produkt zu perfektionieren, anstatt andere Marken zu imitieren.
Faktencheck
- Leistung: 641 PS (kombiniert)
- Drehmoment: 568 lb-ft (kombiniert)
- 0-100 km/h: ca. 2,9 Sekunden
- Höchstgeschwindigkeit: 257 km/h (160 mph)
- Luftwiderstandsbeiwert: 0,27
Design und Ergonomie: Tiefer und aggressiver
Das Design des Ioniq 6 N wirkt aggressiver und sportlicher als das des Ioniq 5 N. Die niedrige Dachlinie und der breite Stand lassen den Ioniq 5 N im Vergleich fast wie ein „Acht-Bit-Teddybär“ erscheinen. Beim Einsteigen spürt man sofort den Unterschied: Die beheizten und belüfteten Sportsitze sind tiefer positioniert, und die höhere Mittelkonsole verbessert die Ergonomie erheblich. Dies führt zu einer deutlich besseren Fahrposition als im höher sitzenden Hatchback-Modell.
Der Ioniq 5 N, trotz seiner beeindruckenden Leistung, konnte sein SUV-ähnliches Gefühl aufgrund seines Gewichts kaum verbergen. Der Ioniq 6 N hingegen platziert seinen leistungsstarken Elektroantrieb endlich in der passenden Karosserie, die ein echtes Sportwagen-Gefühl vermittelt.
Aerodynamik und Reifen: Stabilität und Grip
Der Ioniq 6 N bietet eine geringere Stirnfläche, einen niedrigeren Luftwiderstand und eine optimierte Massenverlagerung im Vergleich zum Ioniq 5 N. Der Luftwiderstandsbeiwert von 0,27 wird durch einen markanten Schwanenhals-Spoiler ergänzt. Dieser Spoiler sorgt für zusätzliche Stabilität bei hohen Geschwindigkeiten und ist so konzipiert, dass er im Rückspiegel dank der starken Krümmung des Kofferraums unsichtbar bleibt.
Hyundai plant, eine noch größere, verstellbare Carbonfaser-Version des Spoilers anzubieten, ähnlich der Größe eines Porsche 911 GT3 RS. Zusammen mit weiteren aerodynamischen Optimierungen soll diese Konfiguration bei 257 km/h (160 mph) einen Gesamtabtrieb von 672 Pfund erzeugen.
„Die Fahrwerksänderungen und neuen Reifen verleihen dem 6 N eine etwas breitere Spur als dem 5 N.“
Die Bereifung des 6 N besteht aus 20-Zoll-Pirelli P Zero PZ5 Elect PNCS Sommerreifen der Dimension 275/35R-20. Diese Reifen wurden speziell entwickelt, um die Beanspruchung und den Profilverschleiß im Drift-Modus zu reduzieren. Dies ist eine wichtige Verbesserung, da die 21-Zoll-PZ4-Reifen des Ioniq 5 N bei intensiver Nutzung zu schnellem Verschleiß neigten.
Fahrwerk und Bremsen: Präzision und Kontrolle
Das Bremssystem des Ioniq 6 N entspricht dem des 5 N: Vierkolben-Festsättel mit 15,7 Zoll belüfteten Bremsscheiben vorne und Einkolben-Schwimmsättel mit 14,2 Zoll belüfteten Scheiben hinten. Auch die Rekuperationsfähigkeit von bis zu 0,6 g vor dem Eingreifen der Reibbremsen bleibt erhalten. Obwohl das Pedalgefühl noch etwas fester sein könnte, ist die Stärke der Rekuperation einstellbar, was eine individuelle Anpassung ermöglicht.
Hinter der Front des 6 N verbergen sich entscheidende Komponenten für das Fahrvergnügen. Eine hellorangefarbene hintere Federbeinbrücke und zusätzliche Verstrebungen erhöhen die Steifigkeit des Chassis. Doppelschichtige Buchsen tragen dazu bei, die Reaktion des Fahrzeugs auf Eingaben zu schärfen. Neue adaptive Dämpfer passen sich angeblich alle 10 Millisekunden an die Fahrbedingungen an. Die Permanentmagnete in beiden Motoren sind zudem stärker, um die Wärmeentwicklung zu verzögern und Leistungsabfälle, insbesondere bei Trackdays, zu vermeiden.
Hintergrundinformationen
Die N-Performance-Sparte von Hyundai hat sich in den letzten zehn Jahren einen Namen gemacht, indem sie leistungsstarke Fahrzeuge mit hohem Fahrspaß entwickelt hat. Der Ioniq 5 N war ein wichtiger Schritt in die Elektromobilität für die N-Sparte und erhielt viel Lob für seine einzigartige Kombination aus Praktikabilität und Performance. Der Ioniq 6 N soll diese Tradition fortsetzen und weiter ausbauen.
Fahrerlebnis auf Straße und Rennstrecke
Auf der Straße zeigt der Ioniq 6 N im Normal-Modus ein komfortables Fahrverhalten, obwohl bei größeren Unebenheiten leichte Vibrationen spürbar sein können. Im Sport-Modus, besonders auf den Bergstraßen außerhalb Seouls, offenbart der 6 N jedoch seine wahre Persönlichkeit. Er lässt sich bereitwillig in Kurven lenken, stabilisiert sich schnell nach engen Abbiegungen und bietet ausreichend Lenkgefühl, um Vertrauen in die Frontpartie aufzubauen. Journalisten auf der Pressefahrt wurden sogar von Einheimischen wegen „zu harten Fahrens“ gemeldet – ein bemerkenswertes Zeugnis für ein Fahrzeug ohne Auspuffgeräusche.
Das virtuelle Schalten ist in allen Fahrmodi verfügbar. Mit aktiviertem N e-Shift im Normal-Modus schaltet das Fahrzeug bei einer niedrigeren „Drehzahl“ als in den N-Modus-Streckeneinstellungen. Ein beleuchteter Drehzahlmesser zeigt eine rote Linie nahe 8000 U/min an. Die künstlichen Geräusche wurden verbessert, was auf ein Upgrade des Soundsystems und des sogenannten Acoustic Design Processor zurückzuführen ist. Der Klangpegel des Systems ist einstellbar.
Rennstrecken-Performance und Anpassung
Auf der Rennstrecke verhält sich der Ioniq 6 N untypisch für ein schweres Elektrofahrzeug. Er zeigt sehr wenig Karosserieneigung und vermittelt das Gefühl eines echten Sportwagens. Das Lenkgefühl baut sich präzise auf, was das Fahrzeug leicht kontrollierbar macht. Selbst in anspruchsvollen Streckenabschnitten, wie einer schnellen Rechtskurve, die in eine enge Linkskurve übergeht, meistert der 6 N die Herausforderung mit Bravour.
Die Anpassungsmöglichkeiten der Fahrmodi wurden erweitert. Der neue N Drift Optimizer bietet jetzt 23 Einstellungsstufen, die eine feine Abstimmung von Radschlupf und Driftwinkel ermöglichen. Eine weitere Funktion, N Road Sense, schlägt den N-Modus vor, wenn das Fahrzeug ein Doppelkurvenzeichen am Straßenrand erkennt.
Drei neue Batteriemodi – Sprint, Drag und Endurance – konditionieren den Akku, um die Leistung zu optimieren. Das Thermalsystem verwaltet die Batterietemperatur spezifisch für den jeweiligen Anwendungsfall:
- Drag-Modus: Bevorzugt Temperaturen zwischen 30 und 40 Grad Celsius.
- Sprint-Modus: Bleibt kühler für wiederholte, starke Beschleunigungsstöße (20 bis 30 Grad Celsius).
- Endurance-Modus: Gut für längere Fahrten wie zwei Runden auf dem Nürburgring (10 bis 20 Grad Celsius).
Ein Wechsel zwischen Sprint- und Endurance-Modus kann eine Abkühlzeit von bis zu 23 Minuten erfordern.
Verfügbarkeit und Marktprognose
Der Hyundai Ioniq 6 N wird voraussichtlich Anfang nächsten Jahres weltweit auf den Markt kommen, doch seine Zukunft in den Vereinigten Staaten ist noch ungewiss. Hyundai deutete an, dass der 6 N als „Premiumprodukt“ positioniert und wahrscheinlich teurer als der Ioniq 5 N sein wird, einen offiziellen Preis gibt es aber noch nicht. Auch die Verfügbarkeit in den USA soll „begrenzt“ sein. Diese Nachricht ist enttäuschend für Enthusiasten, aber angesichts der unvorhersehbaren Zölle und des jüngsten Endes der EV-Steuergutschriften, die zu einem drastischen Rückgang der BEV-Verkäufe geführt haben (z.B. ein Rückgang von 63 Prozent beim Ioniq 5 im Oktober gegenüber dem Vorjahr), nicht überraschend.
Schwankender globaler Handel und rückläufige Verkaufszahlen sind keine guten Vorzeichen für ein Nischen-Performance-Modell. Doch die letzten zehn Jahre der Begeisterung von Hyundais N-Performance-Division haben gezeigt, dass in Südkorea alles möglich ist und man mutig genug ist, es umzusetzen.




