Tesla hat neue, preisgünstigere Basisvarianten für seine beliebten Modelle Model 3 und Model Y eingeführt. Um die Startpreise um rund 5.000 US-Dollar zu senken, hat das Unternehmen gezielt Funktionen und Komponenten entfernt. Diese Strategie wirft Fragen zur Markenpositionierung und zum Wertversprechen auf und steht im Kontrast zu früheren Aussagen von CEO Elon Musk.
Wichtige Erkenntnisse
- Tesla hat neue Standard-Basismodelle für Model Y und Model 3 mit Preissenkungen von ca. 5.000 bis 5.500 US-Dollar eingeführt.
- Die Kosteneinsparungen wurden durch die Reduzierung der Batteriekapazität, den Einbau eines schwächeren Motors und die Entfernung von Komfortmerkmalen erzielt.
- Experten und erste Testberichte kritisieren die spürbaren Leistungseinbußen und den Eindruck von übermäßigen Sparmaßnahmen.
- Die Strategie zielt darauf ab, neue Käuferschichten zu erschließen, birgt aber das Risiko, Verkäufe von profitableren Modellen zu kannibalisieren.
Teslas neue Preisstrategie für Einsteigermodelle
In einem Versuch, die Verkaufszahlen anzukurbeln und preisbewusstere Käufer anzusprechen, hat Tesla seine Modellpalette nach unten erweitert. Das neue Model Y Standard ist nun ab 39.990 US-Dollar erhältlich, was mit Liefergebühren einem Endpreis von 41.630 US-Dollar entspricht. Das ist eine Reduzierung von etwa 5.000 US-Dollar im Vergleich zur bisher günstigsten Variante.
Beim Model 3 fällt die Preissenkung mit rund 5.500 US-Dollar sogar noch etwas deutlicher aus. Das neue Standardmodell startet nun bei einem Preis von 38.630 US-Dollar inklusive Lieferung. Diese Maßnahme erfolgt in einer Zeit, in der Tesla mit einem weltweiten Absatzrückgang konfrontiert ist. In den ersten drei Quartalen 2025 sanken die globalen Auslieferungen im Vergleich zum Vorjahr um etwa 6 %.
Ironie der Geschichte: Musks frühere Aussage
Im Oktober 2023 kommentierte CEO Elon Musk Kostensenkungen mit den Worten: „Jeder Dummkopf kann die Kosten eines Autos reduzieren, indem er es schlechter macht und einfach Funktionen streicht.“ Fast zwei Jahre später scheint das Unternehmen genau diesen Weg zu beschreiten, was in der Branche für Diskussionen sorgt.
Analyse der Kostensenkungen: Wo wurde gespart?
Um die signifikanten Preissenkungen zu realisieren, hat Tesla an mehreren entscheidenden Stellen den Rotstift angesetzt. Die Einsparungen betreffen sowohl die Technik als auch die Komfortausstattung der Fahrzeuge.
Technische Anpassungen
Die größte einzelne Einsparung, geschätzt auf rund 1.500 US-Dollar, wurde durch eine Reduzierung der Batteriekapazität um etwa 10 % erzielt. Dies wirkt sich direkt auf die Reichweite der Fahrzeuge aus.
Weitere technische Änderungen umfassen:
- Motorleistung: Ein weniger leistungsstarker Motor reduziert die Kosten um geschätzte 600 US-Dollar.
- Fahrwerk: Anstelle von frequenzselektiven Dämpfern kommen nun passive Stoßdämpfer zum Einsatz.
- Räder: Die neuen Modelle werden mit um 1 Zoll kleineren Rädern ausgeliefert. Zusammen mit dem geänderten Fahrwerk ergibt sich hier eine Ersparnis von etwa 700 US-Dollar.
Reduzierte Komfortausstattung
Auch im Innenraum wurden zahlreiche Merkmale entfernt, die bisher zum Standard gehörten. Zu den gestrichenen Funktionen zählen belüftete Sitze, eine reduzierte Anzahl an Lautsprechern, weniger Ambientebeleuchtung und der Wegfall des Infotainment-Bildschirms für die hinteren Passagiere. Eine kuriose Entscheidung betrifft das Glasdach: Während es beim Model 3 erhalten bleibt, wird es beim Model Y nun von einem Dachhimmel verdeckt.
Gesamteinsparung pro Fahrzeug
Durch die Kombination dieser Maßnahmen konnte Tesla die Produktionskosten pro Fahrzeug um schätzungsweise 5.000 bis 5.500 US-Dollar senken. Diese Einsparung wird direkt an die Kunden weitergegeben, um die Einstiegspreise attraktiver zu gestalten.
Marktreaktionen und Expertenmeinungen
Die ersten Reaktionen auf die abgespeckten Modelle fallen gemischt aus und deuten darauf hin, dass die Kompromisse spürbar sind. Kritiker bemängeln vor allem die verringerte Leistung und das Fahrerlebnis.
„Die offensichtlichste Veränderung ist der Verlust der peitschenartigen Reaktion auf das Gaspedal“, so die Tester von Edmunds über das neue Model Y Basismodell. „Die träge Reaktion fühlt sich jetzt eher wie bei einem Honda CR-V an als bei einem traditionellen Tesla.“
Auch Analysten äußern sich skeptisch. Ed Kim, Chefanalyst bei AutoPacific, kommentierte gegenüber Automotive News: „Man schaut sich dieses neue, abgespeckte Model Y an und denkt: ‚Mein Gott, schaut euch diese ganze Pfennigfuchserei an.‘“
Einige Beobachter vermuten hinter den neuen Modellen eine strategische Absicht. Ryan Shaw, ein auf Elektrofahrzeuge spezialisierter YouTuber, meint, die Basisvariante könnte vor allem dazu dienen, Kunden zum Kauf der teureren Modelle zu bewegen. „Sie können sagen, das Auto startet zu diesem niedrigen Preis, aber eigentlich wollen sie, dass man ein Upgrade kauft“, so Shaw.
Auswirkungen auf Kunden und Investoren
Für Tesla und seine Anleger stellt sich nun die entscheidende Frage: Ist die neue Strategie nachhaltig? Es geht darum, ob die Preissenkung von 5.000 US-Dollar ausreicht, um eine neue Käuferschicht zu erschließen, die bisher von den hohen Preisen abgeschreckt wurde.
Das Risiko besteht darin, dass die neuen Modelle hauptsächlich bestehende Kunden anziehen, die sich sonst für eine teurere und profitablere Variante entschieden hätten. Dies würde zu einer Kannibalisierung der Verkäufe führen und die Gewinnmargen des Unternehmens weiter unter Druck setzen.
Die neuen Modelle sind Teil einer größeren Übergangsphase für Tesla. Das Unternehmen richtet seinen Fokus zunehmend auf Zukunftstechnologien wie Robotaxis, autonomes Fahren, künstliche Intelligenz und Robotik. Die Fahrzeugproduktion bleibt zwar das Kerngeschäft, doch die langfristige Vision geht weit darüber hinaus. Anleger müssen nun bewerten, ob diese Strategie der Kostensenkung kurzfristig hilft und langfristig zur Vision des Unternehmens passt.




