Das milliardenschwere Vergütungspaket von Tesla für CEO Elon Musk aus dem Jahr 2018 könnte die künftigen Gewinne des Elektroautoherstellers erheblich belasten. Eine bevorstehende Entscheidung des Obersten Gerichtshofs von Delaware über dieses Paket birgt ein potenzielles finanzielles Risiko von 26 Milliarden US-Dollar für Tesla.
Diese Summe würde mehr als die Hälfte des gesamten Nettoeinkommens von Tesla seit dem Erreichen der Profitabilität im Jahr 2019 ausmachen. Die Situation schafft erhebliche Unsicherheiten für das Unternehmen, dessen Gewinne bereits unter sinkenden Autoverkäufen und steigenden Kosten für ambitionierte Projekte leiden.
Wichtige Erkenntnisse
- Gerichtsentscheidung in Delaware über Musks Vergütungspaket von 2018 steht bevor.
- Bei einer Niederlage drohen Tesla 26 Milliarden US-Dollar an Gewinneinbußen über zwei Jahre.
- Dieses Risiko kommt zu einer Zeit sinkender Autoverkäufe und steigender Kosten.
- Die Aktienvergütung könnte die Stimmrechte anderer Aktionäre verwässern.
Das umstrittene Vergütungspaket von 2018
Im Mittelpunkt der aktuellen Debatte steht das 2018 genehmigte Vergütungspaket für Elon Musk. Ein Gericht in Delaware hatte dieses Paket im vergangenen Jahr für ungültig erklärt. Die Begründung war, dass Musks Verhandlungen über die Vergütung durch die überzogene Bezahlung der Tesla-Vorstandsmitglieder und deren enge persönliche Beziehungen zum CEO beeinträchtigt waren.
Sollte der Oberste Gerichtshof von Delaware dieses Urteil bestätigen, müsste Tesla ein Ersatz-Aktienvergütungspaket für Musk verbuchen. Dieses Paket würde aufgrund des deutlich höheren aktuellen Aktienkurses von Tesla eine Belastung von 26 Milliarden US-Dollar darstellen. Die Kosten müssten bis August 2027 verbucht werden, wenn Musk die Aktien erhalten könnte.
Faktencheck: Musks Vergütung
- 2018er Paket: Ursprünglich 2,3 Milliarden US-Dollar wert.
- Wert 2022: 56 Milliarden US-Dollar, als Musk die Leistungsziele erreichte.
- Heutiger Wert: 116 Milliarden US-Dollar.
- Ersatzpaket: Bei Niederlage vor Gericht 26 Milliarden US-Dollar Belastung für Tesla.
Finanzielle Auswirkungen auf Tesla
Eine potenzielle Belastung von 26 Milliarden US-Dollar würde Teslas Gewinne erheblich schmälern. Über acht Quartale verteilt, würde dies eine Reduzierung des Gewinns um 3,25 Milliarden US-Dollar pro Quartal bedeuten. Dies übertrifft in den meisten Fällen den vierteljährlichen Nettogewinn von Tesla seit 2019, ausgenommen vier der letzten 25 Quartale.
Obwohl es sich bei Aktienvergütungen nicht um Barausgaben handelt, müssen sie gemäß den Rechnungslegungsvorschriften als Aufwand verbucht werden. Dies liegt daran, dass das Unternehmen die Aktien auf dem freien Markt hätte verkaufen können. Finanzexperten sehen darin eine Form der Vermögensübertragung von den Aktionären zum größten Einzelaktionär.
„Sie schleusen eine massive Vermögensübertragung von den Aktionären an den größten Einzelaktionär durch die Hintertür ein“, kommentierte Brian Dunn, Direktor des Institute for Compensation Studies an der Cornell University.
Das neue, noch größere Vergütungspaket
Neben dem laufenden Rechtsstreit um das 2018er Paket gibt es ein weiteres, noch größeres Vergütungspaket für Musk, das auf eine Billion US-Dollar geschätzt wird. Dieses Paket ist an ehrgeizige Leistungsziele geknüpft, die Tesla als „Mars-Shot-Meilensteine“ bezeichnet. Der Vorstand argumentiert, dass Musk nur dann etwas erhält, wenn das Unternehmen diese hohen Profitziele erreicht.
Doch selbst die einfacheren Ziele in diesem Paket könnten Auszahlungen in zweistelliger Milliardenhöhe auslösen, ohne dass dies notwendigerweise zu einer Transformation von Teslas Geschäft oder zu entsprechenden Gewinnen führt. Die maximale Auszahlung an Musk aus diesem Paket liegt bei 878 Milliarden US-Dollar, da der ursprüngliche Wert von 1 Billion US-Dollar um den Wert der Aktien zum Zeitpunkt der Genehmigung im September reduziert wird.
Hintergrund: Tesla und Musk
Elon Musk ist nicht nur CEO von Tesla, sondern auch Gründer und CEO von SpaceX. Seine Visionen und ambitionierten Projekte, wie humanoide Roboter und selbstfahrende Robotaxis, prägen das Image von Tesla maßgeblich. Der Aktienkurs des Unternehmens wird oft stärker von diesen Zukunftsaussichten als von den aktuellen Finanzkennzahlen beeinflusst.
Auswirkungen auf die Aktionäre
Aktienvergütungen, die durch die Ausgabe neuer Aktien erfolgen, verwässern die Stimmrechte der bestehenden Aktionäre. Da die Gesamtzahl der Aktien steigt und ein größerer Anteil davon an den CEO geht, sinkt der prozentuale Anteil der anderen Anteilseigner am Unternehmen.
Schuyler Moore, ein Anwalt für Unternehmensfinanzierung und Steuerrecht, betont, dass solche massiven Gewinneinbußen normalerweise dazu führen würden, dass Investoren ein Unternehmen abwerten. Bei Tesla scheine dies jedoch anders zu sein. Der Aktienwert des Unternehmens basiere oft mehr auf Musks Versprechen zukünftiger Produkte und Dienstleistungen als auf den aktuellen Fundamentaldaten.
„Ohne Frage schaden Sie den Aktionären“, sagte Moore. Er fügte hinzu: „Im Fall von Tesla scheint es niemanden zu kümmern, weil dieses Unternehmen im Fantasieland lebt.“
Die bevorstehende Gerichtsentscheidung in Delaware wird zeigen, welche finanziellen Konsequenzen Tesla tatsächlich tragen muss. Unabhängig vom Ausgang bleiben Musks Vergütungspakete ein einzigartiger Faktor, der die Profitabilität und die Aktionärsstruktur des Unternehmens prägt.




