Die vietnamesische Regierung plant, ab Mitte 2026 Motorroller mit Benzinantrieb aus dem Zentrum Hanois zu verbannen. Diese Maßnahme soll die hohe Luftverschmutzung in der Hauptstadt reduzieren. Japanische Hersteller und die japanische Regierung äußerten jedoch Bedenken hinsichtlich der wirtschaftlichen Auswirkungen und potenziellen Arbeitsplatzverlusten.
Wichtige Punkte
- Vietnam plant ein Verbot von Benzin-Motorrollern in Hanoi ab 2026.
- Japanische Unternehmen und die Botschaft warnen vor Jobverlusten und Produktionsstörungen.
- Honda, Marktführer in Vietnam, könnte seine Produktion überdenken.
- Der vietnamesische Zweiradmarkt ist mit 4,6 Milliarden US-Dollar einer der größten weltweit.
- VinFast, ein vietnamesisches Unternehmen, verzeichnet steigende Verkaufszahlen bei Elektrorollern.
Geplantes Verbot und seine Auswirkungen
Im Juli erließ der vietnamesische Premierminister Pham Minh Chinh eine Anweisung, die Benzin-Motorroller ab Mitte 2026 aus dem Zentrum Hanois ausschließt. Weitere Beschränkungen sollen ab 2028 folgen. Es wird erwartet, dass sich solche Verbote auch auf andere Landesteile ausweiten.
Die japanische Botschaft in Hanoi sandte daraufhin ein Schreiben an die vietnamesischen Behörden. Darin wurde betont, dass ein plötzliches Verbot die Beschäftigung in unterstützenden Industrien wie Motorradhändlern und Teilezulieferern beeinträchtigen könnte. Die Botschaft forderte einen angemessenen Fahrplan für die Elektrifizierung, der eine Vorbereitungszeit und eine gestaffelte Umsetzung der Vorschriften vorsieht.
Faktencheck
- Der vietnamesische Zweiradmarkt hat dieses Jahr einen geschätzten Wert von 4,6 Milliarden US-Dollar.
- Fast 80 % der Bevölkerung Vietnams besitzt einen registrierten Motorroller.
- Honda kontrolliert 80 % des vietnamesischen Zweiradmarktes.
Warnungen der Hersteller und Handelsgruppen
Die größte Handelsgruppe für ausländische Motorradhersteller in Vietnam, angeführt von Honda und inklusive Yamaha und Suzuki, warnte die Regierung ebenfalls in einem Schreiben. Sie befürchten, dass das Verbot zu Produktionsunterbrechungen und dem Risiko von Insolvenzen für Unternehmen in der Lieferkette führen könnte.
Die Hersteller wiesen auf mögliche Auswirkungen für Hunderttausende von Arbeitnehmern hin. Sie nannten fast 2.000 Händler und etwa 200 Komponentenlieferanten, die betroffen sein könnten. Gefordert wurde eine Übergangszeit von mindestens zwei bis drei Jahren. Dies würde den Unternehmen Zeit geben, ihre Produktionslinien anzupassen und ein Netzwerk von Ladestationen sowie Sicherheitsstandards zu erweitern.
"Ein plötzliches Verbot könnte die Beschäftigung in unterstützenden Industrien wie Motorradhändlern und Teilezulieferern beeinträchtigen."
Vietnams Haltung und Hondas Reaktion
Vietnamesische Beamte haben die Anfragen der japanischen Regierung und der Hersteller bisher nicht berücksichtigt. Die Regierung betont die Notwendigkeit des Verbots, um die hohe Luftverschmutzung in Hanoi zu bekämpfen. Auch Ho-Chi-Minh-Stadt, Vietnams größte Metropole, plant, Benzin-Fahrzeuge zu beschränken.
Premierminister Chinh sprach im August mit japanischen Führungskräften. Er erklärte, dass die Reduzierung von Emissionen eine globale Aufgabe sei, die gemeinsame Anstrengungen erfordere, "um die optimalste Lösung mit einem geeigneten Fahrplan zu wählen."
Hintergrund: Honda in Vietnam
In Vietnam ist der Name Honda gleichbedeutend mit Motorrädern. Das Unternehmen ist so dominant, dass sein Markenname im Vietnamesischen oft als Synonym für "Motorrad" verwendet wird. Honda verkaufte im vergangenen Jahr 2,6 Millionen Fahrzeuge in Vietnam. Fast alle davon werden mit Benzin betrieben, obwohl das Unternehmen auch batteriebetriebene Modelle anbietet.
Honda, das 80 % des Zweiradmarktes in Vietnam kontrolliert, hat sich aktiv für eine Überarbeitung der Richtlinie eingesetzt. Ein Honda-Vertreter erwähnte intern die Möglichkeit, die Produktion in Vietnam zu reduzieren. Öffentlich erklärte Honda jedoch, die Situation genau zu beobachten, habe aber keine Pläne, Fabriken zu schließen.
Die Verkaufszahlen von Honda in Vietnam gingen im August, dem Monat der Bekanntgabe des Verbots, gegenüber Juli um fast 22 % zurück. Im September erholten sie sich leicht. Dennoch verzeichnete das Unternehmen im August und September zweistellige Rückgänge im Vergleich zum Vorjahr.
Aufstieg der Elektromobilität und VinFast
Während die traditionellen Hersteller vor Herausforderungen stehen, verzeichnet der vietnamesische Hersteller VinFast, der an der Nasdaq gelistet ist, einen deutlichen Anstieg der Verkaufszahlen von Elektrorollern und E-Bikes. Im zweiten Quartal 2025 stiegen die Verkäufe um 55 % auf fast 70.000 Einheiten im Vergleich zum ersten Quartal.
Eine Verbraucherumfrage im September prognostiziert nach dem Verbot einen weiteren Anstieg der VinFast-Verkäufe. Diese Entwicklung zeigt einen klaren Trend hin zur Elektromobilität im Land.
Auswirkungen auf den Automobilmarkt
Die geplanten Umweltmaßnahmen wirken sich auch auf den Verkauf von Benzinfahrzeugen in Vietnam aus. Im September sanken die Verkaufszahlen der Mitglieder von VAMA, dem größten Automobilverband des Landes, zu dem auch mehrere japanische Marken gehören, um 18 % im Vergleich zum Vorjahr.
VAMA erwartet zwar keine direkten Auswirkungen des Motorroller-Verbots auf den Automarkt, räumte jedoch ein, dass "einige Kunden nach den Ankündigungen der Regierung zögern, neue Autos zu kaufen." Toyota ist mit über einem Viertel der gesamten Autoverkäufe im September Marktführer in Vietnam.




