Der chinesische Automobilhersteller BYD plant den Aufbau eines Hochleistungs-Ladenetzes in Südafrika. Ab April oder Mai 2026 sollen die ersten „Flash Charging“-Stationen mit einer Ladeleistung von bis zu 1.000 Kilowatt in Betrieb gehen. Diese Expansion ist Teil der globalen Strategie von BYD, die ultraschnelle Ladetechnologie über China und Europa hinaus zu etablieren.
Die Ankündigung erfolgte durch Stella Li, eine Top-Managerin und Europachefin von BYD, in einem Gespräch mit dem südafrikanischen Portal TechCentral. Das Ziel ist es, eine flächendeckende Ladeinfrastruktur zu schaffen, die sowohl städtische Gebiete als auch wichtige Verkehrsachsen abdeckt.
Wichtige Eckpunkte
- Starttermin: Die ersten Ladestationen sollen im April oder Mai 2026 in Betrieb genommen werden.
- Ladeleistung: Die „Flash Charging“-Technologie ermöglicht Ladeleistungen von bis zu 1.000 kW (1 Megawatt).
- Netzwerkgröße: Bis Ende 2026 sollen 200 bis 300 Stationen in Südafrika installiert sein.
- Stromversorgung: Die Stationen werden eine Kombination aus Netzstrom und Solarenergie nutzen.
Ausbaupläne für die Ladeinfrastruktur
Die Einführung der Megawatt-Ladestationen in Südafrika wird schrittweise erfolgen. Zunächst sollen die Stationen an den Standorten des schnell wachsenden Händlernetzes von BYD installiert werden. Das Unternehmen plant, die Anzahl seiner Händler im Land bis Ende des nächsten Jahres fast zu verdreifachen.
Nach der Etablierung an den Händlerstandorten ist eine Erweiterung auf strategisch wichtige Punkte entlang der Autobahnen des Landes geplant. „Wir wollen 100 % des Landes abdecken“, erklärte Stella Li in dem Interview. Dieses ambitionierte Ziel unterstreicht die langfristige Vision von BYD für den südafrikanischen Markt.
„Bis Ende nächsten Jahres werden wir 200 oder 300 Flash-Ladestationen in Südafrika haben.“
- Stella Li, BYD
Die Expansion beschränkt sich nicht nur auf die großen Metropolen. BYD plant, die Ladeinfrastruktur auch in kleineren Städten und Gemeinden auszubauen, um eine umfassende Abdeckung zu gewährleisten.
Technologie und Leistung des Flash Charging
Die von BYD entwickelte „Flash Charging“-Technologie basiert auf einer 1.000-Volt-Plattform, die erstmals im März bei der Vorstellung der neuen Modelle Han L EV und Tang L EV präsentiert wurde. Diese Technologie ermöglicht extrem kurze Ladezeiten.
Leistung im Detail
Laut BYD können Fahrzeuge mit dieser Technologie in nur fünf Minuten genügend Energie für eine Reichweite von 400 Kilometern (nach CLTC-Zyklus) nachladen. Ein Ladevorgang von 7 % auf über 50 % bei einer 100-kWh-Batterie soll ebenfalls in diesem Zeitfenster möglich sein.
Diese Ladeleistung ist ein entscheidender Faktor, um die Bedenken hinsichtlich der Reichweite und der Ladedauer von Elektrofahrzeugen zu verringern. Sie macht Elektromobilität für Langstreckenfahrten deutlich praktikabler und konkurrenzfähiger gegenüber Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor.
Energieversorgung und strategische Partnerschaften
Die hohe Leistungsaufnahme der 1.000-kW-Ladegeräte stellt eine Herausforderung für die Stromnetze dar. Um diese zu bewältigen, setzt BYD auf eine hybride Energieversorgung. Die Stationen werden sowohl an das öffentliche Stromnetz angeschlossen als auch durch Solarenergie gespeist.
Wo die Netzkapazität ausreicht, erfolgt ein direkter Anschluss. Die Solarenergie-Option ermöglicht es BYD jedoch, die Ladeinfrastruktur auch in ländlichen oder netzfernen Gebieten zu errichten. Dies erhöht die Flexibilität und beschleunigt den landesweiten Ausbau.
Kooperation mit Eskom
Bereits im September unterzeichnete BYD eine Vereinbarung mit dem südafrikanischen Stromversorger Eskom. Diese Partnerschaft ist ein wichtiger Baustein, um die Integration der Hochleistungsladestationen in das nationale Stromnetz zu gewährleisten und die Stabilität der Energieversorgung sicherzustellen.
Diese Strategie zeigt, dass BYD nicht nur Ladestationen baut, sondern auch die dahinterliegende Energieinfrastruktur mitdenkt, um einen nachhaltigen Betrieb zu ermöglichen.
Globaler Kontext und Zukunftsaussichten
Die Expansion nach Südafrika ist Teil einer globalen Initiative von BYD. In China wurden bereits mehrere hundert „Flash Charger“ installiert, und durch Partnerschaften sollen landesweit mehr als 15.000 Megawatt-Ladestationen entstehen.
Auch für Europa sind ambitionierte Pläne bekannt. Im Laufe des Jahres 2026 soll ein erstes Netz aus mehreren hundert Ladestationen aufgebaut werden. Stella Li kündigte an, dass bis zum Ende des zweiten Quartals 2026 bereits 200 bis 300 Stationen in Europa in Betrieb sein sollen. Interessanterweise wird die europäische Lösung technisch leicht abweichen: Statt zwei Ladekabeln wie in China ist für die 1.000-kW-Leistung in Europa nur ein einziges Kabel vorgesehen.
Keine lokale Produktion in Südafrika geplant
Trotz der erheblichen Investitionen in die Ladeinfrastruktur plant BYD derzeit keine eigene Fahrzeug- oder Batteriefabrik in Südafrika. „Zu diesem Zeitpunkt nicht; wir sind zu neu auf dem Markt“, wird Li zitiert. Investitionen in lokale Produktionsstätten würden erst bei Erreichen einer signifikanten Marktgröße in Betracht gezogen.
Der Fokus liegt zunächst darauf, den Markt zu verstehen und durch den Aufbau einer erstklassigen Ladeinfrastruktur das Vertrauen der Verbraucher in die Elektromobilität und die Marke BYD zu stärken.




