In der ecuadorianischen Hauptstadt Quito ist es am Sonntag zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. Die Proteste richten sich gegen die Regierung von Präsident Daniel Noboa und die jüngste Erhöhung der Dieselpreise nach der Streichung von Subventionen.
Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas ein, um die Menschenmenge aufzulösen, die sich im Süden der Stadt versammelt hatte. Demonstranten blockierten Straßen und zündeten Reifen an, um ihrem Unmut über die Wirtschaftspolitik der Regierung Ausdruck zu verleihen.
Wichtige Fakten
- In Quito kam es zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten.
- Auslöser ist die Streichung von Kraftstoffsubventionen, die den Dieselpreis erhöhte.
- Die Polizei setzte Tränengas ein, um die Proteste aufzulösen.
- Die landesweiten Unruhen dauern bereits seit drei Wochen an.
Zusammenstöße in der Hauptstadt
Am Sonntag, dem 12. Oktober 2025, versammelten sich zahlreiche Demonstranten im Süden von Quito. Ihr Ziel war es, in Richtung eines Parks im Norden der Stadt zu marschieren und dabei Parolen wie „Noboa raus, raus!“ zu rufen. Die Atmosphäre war von Beginn an angespannt.
Noch bevor der Protestzug sein Ziel erreichen konnte, griffen Polizeieinheiten ein. Berichten zufolge setzten motorisierte Polizisten Tränengas ein, um die Demonstration aufzulösen. Die Teilnehmer flohen vor den Gaswolken, was zu chaotischen Szenen auf den Straßen führte. Unmittelbare Berichte über Verletzte gab es zunächst nicht.
Die Proteste legten Teile der Hauptstadt lahm. Demonstranten errichteten Barrikaden aus brennenden Reifen und blockierten wichtige Verkehrsadern. Die Behörden waren in hoher Alarmbereitschaft und hatten in den Tagen zuvor Tausende von Bereitschaftspolizisten in Quito zusammengezogen, um auf mögliche Eskalationen vorbereitet zu sein.
Hintergrund der Unruhen
Die aktuellen Proteste sind Teil einer landesweiten Bewegung, die vor 21 Tagen von Ecuadors größter indigener Organisation ins Leben gerufen wurde. Die Unruhen haben bereits ein Todesopfer gefordert, Dutzende Menschen wurden verletzt und über hundert Personen wurden bei Zusammenstößen mit der Polizei festgenommen.
Auslöser: Gekürzte Kraftstoffsubventionen
Der Kern des Konflikts ist eine Entscheidung der Regierung von Präsident Noboa, eine wichtige Kraftstoffsubvention zu streichen. Diese Maßnahme führte zu einem drastischen Anstieg des Dieselpreises.
Der Preis für eine Gallone (etwa 3,8 Liter) Diesel stieg von 1,80 US-Dollar auf 2,80 US-Dollar. Dieser Anstieg um mehr als 55 % trifft vor allem einkommensschwache Bevölkerungsgruppen und Sektoren, die stark vom Transport abhängig sind.
Wer ist am stärksten betroffen?
Die Preiserhöhung hat weitreichende Folgen, insbesondere für die indigene Bevölkerung. Viele Indigene sind in der Landwirtschaft, der Fischerei und im Transportwesen tätig – alles Bereiche, in denen Diesel ein entscheidender Kostenfaktor ist. Die höheren Betriebskosten bedrohen ihre Lebensgrundlage.
Die gestrichene Subvention belief sich auf rund 1,1 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Die Regierung argumentiert, dass diese Einsparung zur Stabilisierung der Staatsfinanzen notwendig sei.
Position der Regierung Noboa
Präsident Daniel Noboa verteidigt die Maßnahme als unumgänglich. Seiner Ansicht nach war die Subvention nicht nur eine finanzielle Belastung für den Staatshaushalt, sondern förderte auch den illegalen Schmuggel von billigem Kraftstoff in die Nachbarländer Kolumbien und Peru.
Als Reaktion auf die anhaltenden Unruhen hat die Regierung in zehn Provinzen den Ausnahmezustand verhängt. Dies ermöglicht es den Behörden, öffentliche Versammlungen einzuschränken und die Sicherheitspräsenz zu erhöhen. In der vergangenen Woche eskalierte die Lage, als Demonstranten den Konvoi des Präsidenten mit Steinen bewarfen.
Obwohl Noboa einige der betroffenen Regionen besuchte und finanzielle Hilfen für Landwirte und Transportarbeiter zusagte, lehnt er Verhandlungen mit der führenden indigenen Föderation bisher ab.
Stimmen aus der Protestbewegung
Die Demonstranten sehen die Politik der Regierung als direkten Angriff auf ihre wirtschaftliche Existenz. Sie werfen Noboa vor, eine neoliberale Agenda zu verfolgen, die die Ärmsten des Landes am härtesten trifft.
„Die verschiedenen sozialen Sektoren, die indigene Bewegung, Arbeiter, Jugendliche, die Stadtviertel von Quito, die Völker Ecuadors – wir erheben uns gegen die neoliberale und hungerfördernde Politik des Diktators Noboa“, erklärte der Gewerkschaftsführer Nelson Erazo gegenüber The Associated Press.
Erazo bezog sich dabei nicht nur auf die Streichung der Kraftstoffsubvention, sondern auch auf andere Sparmaßnahmen der Regierung, wie die Entlassung von Tausenden von Angestellten im öffentlichen Dienst.
Symbolisches Datum des Protests
Der Protest am Sonntag fiel auf ein symbolträchtiges Datum. In Ecuador wird an diesem Tag der „Tag der Interkulturalität und Plurinationalität“ gefeiert. Dieser Feiertag ersetzt den früheren Kolumbus-Tag und soll die indigene Bevölkerung und die Vielfalt des Landes anerkennen, anstatt die Ankunft von Christoph Kolumbus in Amerika im Jahr 1492 zu würdigen.
Die Wahl dieses Datums für die Demonstration unterstreicht die zentrale Rolle der indigenen Gemeinschaften im aktuellen Konflikt. Sie fühlen sich von den wirtschaftlichen Maßnahmen der Regierung besonders stark benachteiligt und führen den Widerstand gegen die Sparpolitik an. Die Lage in Ecuador bleibt weiterhin angespannt, und ein Ende der Proteste ist vorerst nicht in Sicht.



