Die Formel E hat ihr neues Gen4-Rennauto vorgestellt. Es ist nicht nur leistungsstärker und aerodynamischer als seine Vorgänger, sondern auch vollständig recycelbar. Diese Entwicklung markiert einen bedeutenden Schritt für die elektrische Rennserie, die sich seit ihrer Gründung im Jahr 2014 stetig weiterentwickelt hat.
Wichtige Punkte
- Der Gen4-Wagen bietet 804 PS im Angriffsmodus, eine Steigerung von 50 Prozent.
- Erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 337 km/h.
- Permanenter Allradantrieb ist eine Neuheit im FIA-Einzelsitzer-Rennsport.
- Das Fahrzeug ist vollständig recycelbar und enthält 20 Prozent recycelte Materialien.
- Bridgestone wird neuer Reifenlieferant für die Gen4-Ära.
Ein Blick auf die neue Generation
Das Gen4-Fahrzeug der Formel E sieht auf den ersten Blick vertraut aus, doch der Schein trügt. Formel-E-CEO Jeff Dodds beschreibt es als „viel bedrohlicher“. Der neue Wagen ist länger und breiter und erzeugt erstmals nennenswerten aerodynamischen Abtrieb. Dies ist eine entscheidende Neuerung, da die aerodynamische Effizienz bisher nicht im Fokus stand.
Die Leistung des Wagens hat sich deutlich erhöht. Im Rennmodus stehen den Fahrern 603 PS zur Verfügung, eine Steigerung von 50 Prozent gegenüber dem Gen3 Evo. Im Angriffsmodus steigt die Leistung sogar auf beeindruckende 804 PS (600 kW). Diese Zahlen unterstreichen die Ambitionen der Formel E, ein noch packenderes Rennerlebnis zu bieten.
Faktencheck: Gen4-Leistung
- Rennmodus: 603 PS
- Angriffsmodus: 804 PS (600 kW)
- Höchstgeschwindigkeit: 337 km/h
Technologische Fortschritte und Nachhaltigkeit
Ein herausragendes Merkmal des Gen4 ist der permanente Allradantrieb. Dies ist eine Premiere für einen Einsitzer im FIA-Wettbewerb seit vielen Jahrzehnten. Der Allradantrieb verspricht eine extrem schnelle Beschleunigung und eine verbesserte Fahrstabilität, was das Renngeschehen weiter intensivieren wird. Die Höchstgeschwindigkeit nähert sich mit 337 km/h fast dem Doppelten des ursprünglichen Rennwagens an.
Die Aerodynamik spielt eine größere Rolle. Es wird zwei verschiedene Karosseriekonfigurationen geben: eine für hohen Abtrieb und eine mit weniger Abtrieb. Trotz dieser Entwicklung will die Formel E verhindern, dass Teams, ähnlich wie in der Formel 1, große Summen in die aerodynamische Entwicklung investieren.
„Es gibt erhebliche Fortschritte, die durch Softwareverbesserungen, Effizienzsteigerungen und Antriebsstrangentwicklungen erzielt werden können“, erklärte Jeff Dodds. „Es gibt keinen Anreiz, viel Geld für Aero-Entwicklungen auszugeben, die nur Bruchteile einer Sekunde bringen würden.“
Hintergrund: Die Evolution der Formel E
Die Formel E startete 2014 in Peking. Anfangs wurde die Serie oft wegen ihrer geringen Geschwindigkeiten und der notwendigen Fahrzeugwechsel während des Rennens kritisiert. Mit der Einführung des Gen2-Autos, das Fahrzeugwechsel überflüssig machte, und dem Gen3, das mehr Leistung und später temporären Allradantrieb bot, hat sich die Serie kontinuierlich weiterentwickelt und an Attraktivität gewonnen.
Straßenrelevante Technologien und Effizienz
Die Formel E legt Wert darauf, Technologien zu entwickeln, die auch für Straßenfahrzeuge relevant sind. Fahrerassistenzsysteme wie Traktionskontrolle und Antiblockiersysteme (ABS) werden in der Gen4-Ära unbegrenzt einsetzbar sein. Dies bietet den Teams neue Möglichkeiten, die Fahrzeugleistung zu optimieren und gleichzeitig die Relevanz für die Automobilindustrie zu unterstreichen.
Effizienz bleibt ein zentrales Thema. Die Fahrzeuge müssen weiterhin 40 Prozent der für das Rennen benötigten Energie rekuperieren, da die 55-kWh-Batterie nicht ausreicht, um die gesamte Distanz mit voller Leistung zu fahren. Die neue Generation ermöglicht eine Bremsenergierückgewinnung von bis zu 700 kW, was den Fahrern zugutekommt und die Effizienz des Systems maximiert.
Neuer Reifenpartner und Recycling
Bridgestone kehrt als neuer Reifenlieferant in den Einsitzer-Rennsport zurück. Diese Partnerschaft verspricht neue Entwicklungen im Bereich der Rennreifen, die zur Performance des Gen4 beitragen werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Nachhaltigkeit: Der gesamte Rennwagen ist vollständig recycelbar und besteht bereits zu 20 Prozent aus recycelten Materialien.
Die Entwicklung des Gen4-Fahrzeugs ist weit fortgeschritten. Es hat bereits über 8.000 Kilometer in Tests zurückgelegt, was mehr ist als die gesamte Distanz einer Formel-E-Saison inklusive aller Tests. Die Teams haben nun begonnen, ihre Chassis zu erhalten und bereiten sich auf die Saison 13 vor, die Ende 2026 beginnt.
Auswirkungen auf das Renngeschehen
Die Einführung des Gen4 wird zweifellos das Renngeschehen beeinflussen. Mit größeren und schnelleren Autos könnten einige der engen Formel-E-Strecken, wie die in der Londoner Excel Arena, in Zukunft ungeeignet sein. Dennoch wird der Fokus auf Effizienz und die Möglichkeit, Leistung durch Software und Antriebsstrang zu optimieren, voraussichtlich weiterhin enge Rennen ermöglichen.
Die Formel E hat sich in den letzten zehn Jahren von einer Nischenserie zu einer wichtigen Plattform für Elektromobilität entwickelt. Das Gen4-Fahrzeug ist ein weiterer Beweis für das Engagement der Serie, technologische Grenzen zu verschieben und gleichzeitig einen Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten.
- Start der Saison 12: Brasilien, 6. Dezember
- Ende der Saison 12: London, Mitte August
- Start der Saison 13 (mit Gen4): Ende 2026




