Tesla wird Berichten zufolge in China von Kunden verklagt. Mehrere Fahrzeugbesitzer werfen dem Elektroautohersteller Betrug und Vertragsverletzung im Zusammenhang mit seiner Fahrassistenzsoftware vor. Die Klagen beziehen sich auf die angeblich nicht vollständig funktionierende Full Self-Driving (FSD) Software, die in den erworbenen Fahrzeugen installiert ist.
Wichtige Punkte
- Sieben Tesla-Besitzer in China klagen wegen nicht erfüllter FSD-Versprechen.
- Die Kläger fordern eine vollständige Rückerstattung und eine dreifache Entschädigung.
- Hardware-Einschränkungen sollen die beworbenen FSD-Funktionen verhindern.
- China hat Bezeichnungen wie 'autonomes Fahren' in der Werbung eingeschränkt.
Klagen wegen FSD-Funktionen in China
Wie die Beijing News am Sonntag berichtete, haben sieben Tesla-Besitzer in China Klage eingereicht. Sie behaupten, dass die Fahrzeuge, die sie mit der 'Full Self-Driving (Supervised)' Software gekauft haben, die beworbenen Funktionen aufgrund von Hardware-Einschränkungen nicht erfüllen können. Die Kläger werfen dem von Elon Musk geführten Unternehmen Verbraucherbetrug vor.
Sie fordern eine vollständige Rückerstattung des Kaufpreises sowie eine dreifache Entschädigung. Dies ist Berichten zufolge das erste Mal, dass chinesische Tesla-Besitzer spezifische Klagen bezüglich der FSD-Software einreichen. Die FSD-Software wurde Anfang dieses Jahres in China eingeführt, zunächst mit einem einmonatigen Testangebot.
Faktencheck FSD China
- Anzahl der Kläger: 7 Tesla-Besitzer
- Vorwurf: Verbraucherbetrug und Vertragsverletzung
- Forderung: Volle Rückerstattung plus dreifache Entschädigung
- Grund: Beworbene FSD-Funktionen nicht verfügbar
Hardware-Einschränkungen und unerfüllte Versprechen
Die Kläger geben an, dass die FSD-Software in ihren Fahrzeugen lediglich automatische Spurwechsel auf Autobahnen unterstützt. Andere versprochene Funktionen, wie das Herbeirufen des Fahrzeugs auf offenen Parkplätzen, hätten nie funktioniert. Dies bedeutet, dass die Fähigkeiten des autonomen Fahrens in der überwachten Version (Supervised) noch nicht erreicht wurden.
Gleichzeitig rollt Tesla in den USA bereits die unüberwachte Version (Unsupervised) über seinen Robotaxi-Dienst aus. Dies schafft einen deutlichen Unterschied in der Nutzererfahrung und den Erwartungen der Kunden in verschiedenen Märkten.
„Die FSD-Software sollte unser Fahrerlebnis revolutionieren, stattdessen fühlen wir uns betrogen, da grundlegende Funktionen nicht verfügbar sind“, erklärte einer der Kläger gegenüber lokalen Medien.
Hintergrund: FSD-Entwicklung
Teslas Full Self-Driving Software ist ein fortgeschrittenes Fahrerassistenzsystem. Es soll das Fahrzeug in der Lage versetzen, autonom zu navigieren. Das System wird kontinuierlich weiterentwickelt und in verschiedenen Stufen und Versionen angeboten. Die Einführung in verschiedenen Ländern unterliegt lokalen Vorschriften und technischen Anpassungen.
Regulierungsdruck und Namensänderung in China
Bereits im April hatte das chinesische Ministerium für Industrie und Informationstechnologie (MIIT) Begriffe wie 'autonomes Fahren' oder 'Full Self-Driving' verboten. Das Ministerium forderte Unternehmen auf, „Übertreibungen oder falsche Werbung zu vermeiden“. Als Reaktion darauf änderte Tesla die Bezeichnung der FSD-Software in China in 'Intelligent Assisted Driving' (智能辅助驾驶).
Die Kosten für die 'Intelligent Assisted Driving' Software in China belaufen sich auf 64.000 Yuan, was etwa 8.900 US-Dollar entspricht. Im Vergleich dazu kostet Teslas überwachte FSD-Version in den USA ab 99 US-Dollar pro Monat im Abonnement oder ab 8.000 US-Dollar als Einmalzahlung.
Globale Verfügbarkeit und regulatorische Hürden
Das System ist nicht nur in den USA, sondern auch in Kanada, Puerto Rico und Mexiko verfügbar. Seit Anfang dieses Monats wird es auch in Australien und Neuseeland angeboten. Tesla hat wiederholt erklärt, dass das System in Europa auf die behördliche Genehmigung wartet.
Die jüngste Änderung der Vorschriften der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa (UNECE) deutete darauf hin, dass die Software im September verfügbar sein könnte. Eine Veröffentlichung ist jedoch bisher noch nicht erfolgt.
Während der Bekanntgabe der Ergebnisse für das zweite Quartal erklärte das Unternehmen, an einer „breiteren Veröffentlichung“ der Software in China zu arbeiten. China ist der weltweit größte Markt für Fahrzeuge mit neuen Energien und somit ein wichtiger Wachstumsmarkt für Tesla.
Auswirkungen auf Teslas Ruf und Zukunft in China
Die aktuellen Klagen könnten Teslas Ruf auf dem wichtigen chinesischen Markt schaden. Verbrauchervertrauen ist entscheidend für den Erfolg in einem wettbewerbsintensiven Umfeld. Die strengeren Werbevorschriften der chinesischen Regierung unterstreichen die Bedeutung präziser und nicht irreführender Produktbeschreibungen.
Es bleibt abzuwarten, wie sich diese rechtlichen Auseinandersetzungen auf Teslas Strategie und die Einführung weiterer fortschrittlicher Fahrassistenzsysteme in China auswirken werden. Die Einhaltung lokaler Vorschriften und die Erfüllung von Kundenversprechen sind entscheidend für den langfristigen Erfolg.
Die Entwicklungen in China spiegeln auch globale Herausforderungen wider, denen sich Hersteller von autonomen Fahrsystemen gegenübersehen. Die Balance zwischen Innovation, Marketing und regulatorischer Compliance ist komplex. Für Unternehmen wie Tesla ist es wichtig, die Erwartungen der Kunden realistisch zu managen und die versprochenen Funktionen tatsächlich zu liefern.