Tesla hat mit der Verteilung eines neuen Software-Updates für seine „Full Self-Driving (Supervised)“-Technologie begonnen. Die Version, die intern als v14.1.3 bekannt ist, führt eine Reihe von Verbesserungen und neuen Funktionen ein, die das Fahrerlebnis weiter automatisieren sollen. Zu den wichtigsten Neuerungen gehören erweiterte Ankunftsoptionen, die an einen Robotaxi-Dienst erinnern, sowie zusätzliche Fahrprofile für eine individuellere Anpassung des Fahrstils.
Das Update wird zunächst an Fahrzeuge mit der Hardware-Generation 4 (HW4) in den USA verteilt. Es unterstreicht Teslas fortlaufende Bemühungen, die Fähigkeiten seiner Fahrassistenzsysteme durch den Einsatz von neuronalen Netzen und künstlicher Intelligenz zu erweitern.
Wichtige Neuerungen
- Ankunftsoptionen: Fahrer können jetzt das Ziel genauer definieren, z. B. Parkplatz, Straßenrand oder Einfahrt.
- Neue Fahrprofile: Die Profile „SLOTH“ (Faultier) und „MAD MAX“ ergänzen die bisherigen Einstellungen und erlauben eine noch feinere Abstimmung des Fahrverhaltens.
- Verbesserte Umfelderkennung: Das System kann nun besser auf Rettungsfahrzeuge, Straßensperrungen und Hindernisse reagieren.
- Benutzeroberfläche: Wichtige Einstellungen für FSD sind nun direkt über die Visualisierung auf dem Hauptbildschirm erreichbar.
- Kürzere Strafsperren: Die Wartezeit zur Vergebung eines „Strikes“ bei Unaufmerksamkeit wurde von sieben auf 3,5 Tage halbiert.
Ein Schritt näher am autonomen Anhalten
Die vielleicht bemerkenswerteste Neuerung des Updates sind die erweiterten Ankunftsoptionen. Bisher navigierte das FSD-System das Fahrzeug zur eingegebenen Adresse. Nun können Fahrer dem System präzisere Anweisungen für das Ziel geben. Diese Funktion ist ein deutlicher Hinweis auf Teslas Ambitionen im Bereich autonomer Taxidienste.
Zur Auswahl stehen fünf spezifische Zielorte:
- Parkplatz
- Straße
- Einfahrt
- Parkhaus
- Bordsteinkante
Das System speichert die Präferenzen für jeden Zielort, sodass wiederkehrende Fahrten einfacher werden. Ein internes Modell bewertet die Gegebenheiten am Ziel und schlägt eine passende Option vor, was den Prozess weiter vereinfacht.
Was ist FSD (Supervised)?
„Full Self-Driving (Supervised)“ ist Teslas fortschrittlichstes Fahrerassistenzsystem. Trotz des Namens macht es das Fahrzeug nicht vollständig autonom. Der Fahrer muss jederzeit aufmerksam bleiben und bereit sein, die Kontrolle zu übernehmen. Das System ist darauf ausgelegt, das Fahrzeug von einem Parkplatz aus zu starten, die Navigation zu verfolgen, Spurwechsel durchzuführen und am Ziel zu parken.
Fahrprofile für jeden Geschmack: Von „SLOTH“ bis „MAD MAX“
Eine weitere wichtige Anpassung betrifft die Fahrprofile. Tesla erweitert die bisherigen Optionen „CHILL“ und „HURRY“ um zwei neue Extreme. Diese Profile beeinflussen nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch die Häufigkeit von Spurwechseln und das allgemeine Verhalten im Verkehr.
Die neuen Profile sind:
- SLOTH (Faultier): Dieses Profil ist noch konservativer als „CHILL“. Es wählt niedrigere Geschwindigkeiten und eine zurückhaltendere Spurwahl. Es ist für Fahrer gedacht, die eine besonders entspannte und vorsichtige Fahrt bevorzugen.
- MAD MAX: Am anderen Ende des Spektrums angesiedelt, erlaubt dieses Profil höhere Geschwindigkeiten und häufigere Spurwechsel als der bisherige „HURRY“-Modus. Es richtet sich an Fahrer, die ein assertiveres und dynamischeres Fahrverhalten wünschen.
Mit diesen Änderungen hat das gewählte Fahrerprofil einen stärkeren Einfluss auf das Verhalten des Fahrzeugs. Die Anpassung der Geschwindigkeit erfolgt nun nicht mehr über eine prozentuale Abweichung, sondern direkt über die Auswahl des Fahrprofils mit dem rechten Scrollrad am Lenkrad.
Kürzere „Strike“-Vergebung
Tesla hat die Zeitspanne, nach der ein Verwarnungspunkt („Strike“) wegen Unaufmerksamkeit vergeben wird, von sieben auf nur noch 3,5 Tage reduziert. Fahrer erhalten einen Strike, wenn das System feststellt, dass sie nicht auf den Verkehr achten. Bei fünf Strikes wird der FSD-Zugang vorübergehend gesperrt. Diese Änderung könnte die Akzeptanz des Systems erhöhen, da Fehler schneller verziehen werden.
Verbesserungen bei Sicherheit und Bedienung
Neben den großen neuen Funktionen enthält das Update zahlreiche Detailverbesserungen, die die Sicherheit und den Komfort erhöhen. Die Integration von Navigations- und Routing-Daten direkt in das neuronale Netzwerk soll die Reaktionsfähigkeit auf unvorhergesehene Ereignisse wie Straßensperrungen oder Umleitungen in Echtzeit verbessern.
Bessere Reaktion auf die Umgebung
Das System wurde darauf trainiert, besser mit verschiedenen Verkehrssituationen umzugehen. Dazu gehört das korrekte Verhalten bei herannahenden Rettungsfahrzeugen wie Polizei, Feuerwehr oder Krankenwagen. Das Fahrzeug soll nun selbstständig anhalten oder Platz machen.
Auch die Erkennung und das Umfahren von Hindernissen auf der Fahrbahn, wie Reifenteile, Äste oder Kisten, wurde optimiert. Weitere Verbesserungen betreffen das Abbiegen ohne Ampelschutz, das Verhalten bei einscherenden Fahrzeugen und die Interaktion mit Schulbussen.
Optimierte Benutzeroberfläche und Komfortfunktionen
Tesla hat auch die Benutzeroberfläche überarbeitet. Wichtige Einstellungen wie das Fahrprofil oder die Ankunftsoptionen können nun direkt über die Fahrvisualisierung auf dem zentralen Display angepasst werden. Dies reduziert die Notwendigkeit, sich durch Menüs zu navigieren.
Die Funktion „Start Self-Driving from Park“, mit der das Fahrzeug aus dem Parkmodus heraus selbstständig losfährt, ist nun auch für Nutzer verfügbar, die die „PIN to Drive“-Sicherheitsfunktion aktiviert haben. Nach dem Antippen des Start-Buttons muss lediglich die PIN eingegeben werden.
Weitere kleine, aber nützliche Änderungen umfassen:
- Automatische Kamerareinigung: Das System kann nun gezielt die Frontkamera mit Wischwasser reinigen, um die Sicht bei Verschmutzung zu verbessern.
- Warnung bei verschmutzter Windschutzscheibe: Eine neue Warnung weist darauf hin, wenn Ablagerungen an der Innenseite der Windschutzscheibe die Kamerasicht beeinträchtigen könnten.
- Verbesserte Visualisierung: Auf Fahrzeugen mit Intel-Prozessor wird nun auch im Rückwärtsgang die detaillierte FSD-Visualisierung angezeigt.
- Reduzierte Bluetooth-Verzögerung: Bei neueren Fahrzeugen mit AMD-Prozessor wurde die Latenz bei der Bluetooth-Audioübertragung verringert, was die Synchronisation von Ton und Bild bei Videos verbessert.
Insgesamt stellt das Update einen weiteren Schritt in der Evolution von Teslas Fahrassistenzsystemen dar. Während die vollständige Autonomie weiterhin in der Zukunft liegt, werden die Funktionen immer umfangreicher und intelligenter, was das Fahren im Alltag komfortabler und potenziell sicherer machen soll.




