Rivian Automotive hat seine jährliche Lieferprognose angepasst. Das Unternehmen rechnet mit unsicheren Quartalen. Grund dafür ist das Auslaufen wichtiger staatlicher Steuergutschriften in den USA. Diese Entwicklung führte zu einem Kursrückgang der Rivian-Aktien um über 7% im frühen Handel.
Wichtige Punkte
- Rivian senkte die Mitte seiner Lieferprognose um 500 Fahrzeuge.
- Das Ende der 7.500-Dollar-Steuergutschrift für Leasingverträge beeinflusst den EV-Markt.
- Trotz eines Anstiegs der Lieferungen im dritten Quartal ist der Ausblick getrübt.
- Hohe Zölle auf Autoteile erhöhen die Herstellungskosten und drücken die Margen.
- Rivian will die Profitabilität vor der Einführung der günstigeren R2-SUVs verbessern.
Auslaufende Steuergutschriften belasten EV-Branche
Die US-Regierung hat durch umfassende Gesetzgebung eine wichtige Steuergutschrift von 7.500 US-Dollar für Elektrofahrzeug-Leasingverträge abgeschafft. Diese Gutschrift war für viele EV-Hersteller, darunter Rivian, ein entscheidender Faktor zur Steigerung der Verkaufszahlen. Das Ende dieser Subventionen am Dienstag, dem 1. Oktober, hat die Aussichten für die gesamte Elektrofahrzeugindustrie getrübt.
Analysten hatten erwartet, dass der Absatz und das Leasing von Elektrofahrzeugen nach dem Ende der Gutschrift stark zurückgehen würden. Zuvor wurde jedoch ein Kaufrausch prognostiziert, da Käufer versuchten, die Fahrzeuge vor dem Stichtag zu erwerben. Diese kurzfristige Nachfrage konnte die langfristigen Auswirkungen der wegfallenden Anreize nicht ausgleichen.
Faktencheck
- 32% Anstieg: Rivian verzeichnete im dritten Quartal einen Anstieg der Auslieferungen um fast 32%.
- 13.201 Fahrzeuge: Im dritten Quartal lieferte Rivian 13.201 Fahrzeuge aus.
- 12.690 Fahrzeuge: Analysten hatten im Durchschnitt 12.690 Auslieferungen erwartet.
Angepasste Lieferprognose von Rivian
Rivian hat seine jährliche Lieferprognose auf 41.500 bis 43.500 Fahrzeuge eingegrenzt. Die neue Mitte dieser Spanne liegt bei 42.500 Fahrzeugen. Dies stellt eine Reduzierung um 500 Fahrzeuge im Vergleich zur vorherigen Prognose von 40.000 bis 46.000 Fahrzeugen dar. Trotz dieser Anpassung übertraf Rivian die Erwartungen der Analysten für das dritte Quartal.
„Die Unsicherheit aufgrund des Auslaufens der Steuergutschriften hat uns dazu veranlasst, unsere Erwartungen für die kommenden Quartale anzupassen“, sagte ein Branchenanalyst, der anonym bleiben wollte. „Dies ist eine Herausforderung für die gesamte EV-Branche.“
Laut einer Umfrage von Visible Alpha unter Analysten wurden im dritten Quartal 13.201 Fahrzeuge ausgeliefert. Dies übertraf die Schätzung von 12.690 Fahrzeugen deutlich. Dieser Erfolg im Quartal konnte die allgemeinen Bedenken über die Marktbedingungen jedoch nicht vollständig zerstreuen.
Hintergrund der Steuergutschriften
Die 7.500-Dollar-Steuergutschrift war Teil eines umfassenden Gesetzespakets, das darauf abzielte, die Akzeptanz von Elektrofahrzeugen in den USA zu fördern. Sie wurde primär für Leasingverträge genutzt, um die monatlichen Kosten für Verbraucher zu senken und so den Übergang zur Elektromobilität zu beschleunigen. Das plötzliche Ende dieser Maßnahme stellt eine erhebliche Veränderung der Marktbedingungen dar.
Auswirkungen von Zöllen auf die Produktion
Nicht nur das Ende der Steuergutschriften, sondern auch die Einführung hoher Zölle auf importierte Autoteile belasten die Hersteller von Elektrofahrzeugen. Diese Zölle haben die Herstellungskosten in die Höhe getrieben und die Gewinnmargen der Unternehmen stark komprimiert. Dies ist besonders problematisch für Unternehmen wie Rivian, die sich in einer Wachstumsphase befinden und stark auf Profitabilität hinarbeiten.
Die Zölle zwangen Automobilhersteller, ihre Lieferketten neu zu organisieren. Ziel war es, die Abhängigkeit von ausländischen Zulieferern zu verringern und stattdessen die Investitionen in den USA zu erhöhen. Diese Politik wurde bereits von der vorherigen Trump-Regierung stark betont und hat weiterhin Auswirkungen auf die Branche.
Herausforderungen für Rivians Profitabilität
Der Anstieg der Fahrzeugkosten durch die Zölle könnte Rivians Margen zusätzlich belasten. Dies geschieht zu einem Zeitpunkt, an dem das Unternehmen aktiv versucht, seine Rentabilität zu steigern. Ein Hauptziel ist es, finanziell stärker zu werden, bevor im nächsten Jahr die Einführung der günstigeren R2-SUVs geplant ist. Diese Modelle sollen eine breitere Käuferschicht ansprechen und sind entscheidend für Rivians langfristiges Wachstum.
Rivian wird seine Finanzergebnisse für das dritte Quartal voraussichtlich am 4. November nach Börsenschluss bekannt geben. Diese Veröffentlichung wird weitere Einblicke in die Auswirkungen der aktuellen Marktbedingungen und die Strategie des Unternehmens geben.
Fazit und Ausblick für die EV-Branche
Die Elektrofahrzeugbranche steht vor einer Phase der Unsicherheit. Das Ende staatlicher Anreize und steigende Produktionskosten stellen erhebliche Hürden dar. Unternehmen wie Rivian müssen ihre Strategien anpassen, um in diesem neuen Umfeld erfolgreich zu sein. Die Fähigkeit, Kosten zu senken und gleichzeitig innovative Produkte anzubieten, wird entscheidend sein.
Die Entwicklung des Marktes in den kommenden Monaten wird zeigen, wie stark sich das Fehlen der Steuergutschriften auswirkt. Es bleibt abzuwarten, ob die Branche Wege finden kann, die Nachfrage auch ohne diese Anreize aufrechtzuerhalten und die Profitabilität zu sichern.