Chinesische Hersteller von Elektrofahrzeugen, von etablierten Marken wie BYD bis zu Start-ups wie Dreame, intensivieren ihre Expansion auf internationalen Märkten. Ein aggressiver Preiskampf im Inland schmälert die Gewinnmargen und zwingt die Unternehmen, nach neuen Absatzmöglichkeiten im Ausland zu suchen.
Die Strategien reichen von der Errichtung von Montagewerken im Ausland bis zum Ausbau des Händlernetzes in Europa und anderen Regionen. Ziel ist es, Marktanteile von etablierten Automobilkonzernen wie Volkswagen und Toyota zu gewinnen.
Wichtige Erkenntnisse
- Ein intensiver Preiskampf in China zwingt Elektroauto-Hersteller zur internationalen Expansion, um die Rentabilität zu sichern.
- Die Exporte chinesischer Elektro- und Hybridfahrzeuge stiegen in den ersten acht Monaten des Jahres um 51 % auf 2,01 Millionen Einheiten.
- BYD plant, bis zu eine Million Fahrzeuge außerhalb Chinas zu verkaufen, was etwa 20 % des Gesamtabsatzes ausmachen könnte.
- Unternehmen wie Xpeng und Dreame investieren in Produktionsstätten in Europa, um Handelsbarrieren zu umgehen und näher am Kunden zu sein.
Wachsender Druck auf dem chinesischen Heimatmarkt
Der chinesische Markt für Elektrofahrzeuge ist der größte der Welt, aber auch der wettbewerbsintensivste. Mehr als 50 Hersteller konkurrieren um die Gunst der Käufer, was zu einem unerbittlichen Preiskampf geführt hat. Dieser Wettbewerb drückt auf die Gewinnmargen und macht das Geschäft im Inland zunehmend schwierig.
Als Reaktion darauf suchen viele Unternehmen aktiv nach Wachstumschancen außerhalb Chinas. Die globale Expansion ist nicht mehr nur eine Option, sondern eine strategische Notwendigkeit geworden, um langfristig erfolgreich zu sein. Die Hersteller nutzen dabei ihre technologischen Fortschritte und ihre Fähigkeit, qualitativ hochwertige Fahrzeuge zu wettbewerbsfähigen Preisen anzubieten.
Hintergrund: Made in China 2025
Die aktuelle Expansionswelle steht im Einklang mit der chinesischen Regierungsstrategie „Made in China 2025“. Diese wurde bereits 2015 vorgestellt und sah vor, dass die beiden größten heimischen E-Auto-Hersteller mehr als 10 % ihrer Fahrzeuge im Ausland verkaufen sollten. Bisher hat nur BYD dieses Ziel erreicht, was den Druck auf andere Unternehmen erhöht, nachzuziehen.
Exportzahlen belegen den globalen Vormarsch
Die Zahlen der China Passenger Car Association (CPCA) bestätigen den Trend eindrucksvoll. In den ersten acht Monaten des Jahres exportierten die chinesischen Hersteller 2,01 Millionen batterieelektrische und Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge. Dies entspricht einem Anstieg von 51 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Die CPCA prognostiziert, dass die Gesamtauslieferungen chinesischer Autos, einschließlich Modelle mit Verbrennungsmotor, in diesem Jahr 5,46 Millionen Einheiten erreichen werden. Das wäre ein Zuwachs von 14 % gegenüber 2024. Diese Entwicklung zeigt, dass chinesische Fahrzeuge weltweit an Akzeptanz gewinnen.
„Chinesische E-Autos erweisen sich aufgrund ihres Designs und ihrer Qualität als sehr attraktiv für Autofahrer weltweit. Handelsbarrieren werden ihr Exportwachstum nicht bremsen.“
BYD setzt sich ehrgeizige Ziele für das Ausland
BYD, der größte chinesische Hersteller von Elektrofahrzeugen, verfolgt eine besonders aggressive Auslandsstrategie. Li Yunfei, General Manager für Branding und Öffentlichkeitsarbeit bei BYD, erklärte, dass das Unternehmen in diesem Jahr bis zu eine Million Fahrzeuge außerhalb des chinesischen Festlandes verkaufen will.
Dieses Ziel würde etwa 20 % der gesamten Auslieferungen des Unternehmens ausmachen. Zum Vergleich: Im Jahr 2024 lag der Anteil der Auslandslieferungen an den insgesamt 4,26 Millionen verkauften Fahrzeugen noch bei unter 10 %. Dies verdeutlicht die enorme Beschleunigung der globalen Ambitionen von BYD.
Europa bleibt ein strategischer Schlüsselmarkt
Trotz Handelshemmnissen wie einem Einfuhrzoll von 27 % in der Europäischen Union bleibt der europäische Markt eine Priorität für BYD. Laut Li Yunfei ist die Nachfrage umweltbewusster Fahrer nach Elektrofahrzeugen in der EU ein entscheidender Faktor. Das Unternehmen ist bereit, die Herausforderungen anzugehen, um auf diesem wichtigen Markt präsent zu sein.
Chinas Automobilsektor im globalen Vergleich
Die Fahrzeugdichte in China liegt derzeit bei 250 Autos pro 1.000 Einwohner. Dies ist deutlich niedriger als in entwickelten Volkswirtschaften, was auf ein erhebliches Wachstumspotenzial sowohl auf dem heimischen als auch auf dem internationalen Markt hindeutet. Der chinesische Automobilsektor strebt laut CPCA in den nächsten fünf Jahren einen Jahresabsatz von über 40 Millionen Fahrzeugen an, wovon 10 Millionen für den Export bestimmt sind.
Produktion vor Ort als strategischer Schritt
Um Zölle zu umgehen und die Logistik zu vereinfachen, setzen immer mehr chinesische Hersteller auf die Produktion in Europa. Dieser Schritt signalisiert ein langfristiges Engagement auf dem europäischen Markt und hilft, die Fahrzeuge besser an die lokalen Bedürfnisse anzupassen.
Beispiele für die europäische Expansion
Mehrere Unternehmen haben bereits konkrete Pläne umgesetzt oder angekündigt:
- Xpeng: Der Hersteller hat kürzlich die Produktion in Europa durch eine Partnerschaft mit Magna Steyr in Österreich aufgenommen. Das Unternehmen plant, diese Zusammenarbeit in Zukunft weiter zu vertiefen.
- Dreame: Das in Suzhou ansässige Start-up hat ebenfalls Ambitionen in Europa. CEO Yu Hao reiste Anfang September mit einem Team nach Deutschland, um potenzielle Standorte für ein eigenes Automobilwerk zu prüfen.
Diese Investitionen in lokale Produktionskapazitäten sind ein klares Zeichen dafür, dass chinesische Marken nicht nur als Exporteure, sondern als feste Bestandteile der europäischen Automobilindustrie wahrgenommen werden wollen. Sie schaffen Arbeitsplätze und stärken die wirtschaftlichen Beziehungen, während sie gleichzeitig ihre globale Präsenz ausbauen.




