Die Ära der Elektroauto-Steuergutschriften in den USA nähert sich schnell ihrem Ende. Bis zum 30. September 2024 haben Käufer nur noch wenige Tage Zeit, um von den letzten staatlichen Förderungen für neue oder gebrauchte Elektrofahrzeuge zu profitieren. Diese Maßnahme, die ursprünglich unter der Biden-Regierung eingeführt wurde, wird durch den Beschluss des One Big Beautiful Bill Act von Präsident Trump vorzeitig beendet. Das Ende der Subventionen wirft Fragen über die zukünftige Entwicklung des amerikanischen Elektroauto-Marktes auf.
Wichtige Erkenntnisse
- Die Elektroauto-Steuergutschrift endet am 30. September 2024.
- Einige Hersteller wie Chevrolet und Volkswagen verzeichneten hohe Zulassungszahlen im Juli.
- Tesla verzeichnete einen Rückgang der Zulassungen um 13 Prozent im Juli.
- Tesla hat zwei Klagen im Zusammenhang mit Autopilot-Todesfällen beigelegt.
- Rivian beginnt trotz des Endes der Steuergutschriften mit dem Bau einer neuen Fabrik in Georgia.
Auswirkungen des Steuergutschrift-Endes auf den EV-Markt
Die vorzeitige Beendigung der Steuergutschrift für Elektrofahrzeuge könnte den US-Markt erheblich beeinflussen. Experten sind sich uneins über die langfristigen Folgen für Investitionen und die Einführung neuer Elektromodelle. Es wird sich zeigen, wie stark die bisherige Marktentwicklung tatsächlich von dieser staatlichen Unterstützung abhängig war. Einige große Automobilhersteller nutzen die verbleibende Zeit, um maximale Verkaufszahlen zu erzielen.
Die Autoindustrie beobachtet diese Entwicklung genau. Viele Unternehmen haben erhebliche Summen in die Entwicklung von Elektrofahrzeugen investiert. Ohne die Anreize könnten Verbraucher zögern, auf Elektroautos umzusteigen, was die Verkaufsziele der Hersteller gefährden könnte. Die Branche muss nun neue Strategien entwickeln, um Elektrofahrzeuge auch ohne staatliche Hilfen attraktiv zu machen.
Faktencheck: Zulassungszahlen im Juli
- Chevrolet Equinox EV: 8.447 Zulassungen (fast vierfacher Anstieg zum Vorjahr).
- Volkswagen ID.4: 3.974 Zulassungen (93 Prozent Zuwachs zum Vorjahr).
- Cadillac EV: 4.687 Zulassungen (76 Prozent Anstieg im Juli).
- Audi EV: 4.406 Zulassungen (mehr als verdreifacht im Juli).
Registrierungsdaten zeigen Marktverschiebungen
Die tatsächlichen Zulassungsdaten der einzelnen Bundesstaaten bieten einen genaueren Einblick in die Marktdynamik als die von den Unternehmen gemeldeten Verkaufszahlen. S&P Global Mobility hat die Zulassungszahlen für Elektrofahrzeuge im Juli veröffentlicht. Diese zeigen, dass viele Verbraucher versuchten, noch vor dem Ende der Steuergutschrift ein Elektroauto zu erwerben.
Tesla verpasste den Anstieg im Juli. Die Zulassungen aller fünf Modelle gingen im Vergleich zum Vorjahr zurück. Dies führte zu einem Gesamtrückgang von 13 Prozent. Auch die Neulinge Rivian und VinFast verzeichneten einen Rückgang der Zulassungen. Lucid hingegen konnte einen leichten Zuwachs verbuchen.
Der Chevrolet Equinox EV entwickelte sich im Juli zum direkten Konkurrenten des Model Y. Er erreichte 8.447 Zulassungen, was fast einer Vervierfachung gegenüber dem Vorjahr entspricht. Chevrolet als Marke verdoppelte seine Zulassungen auf 11.655. Der Volkswagen ID.4 verzeichnete ebenfalls einen starken Anstieg im Juli mit 3.974 Zulassungen, ein Plus von 93 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Die EV-Zulassungen von Volkswagen stiegen markenweit um 127 Prozent auf 4.669 Fahrzeuge.
Im Luxussegment stiegen die EV-Zulassungen von Cadillac im Juli um 76 Prozent auf 4.687 Fahrzeuge. Audi verzeichnete sogar eine Verdreifachung auf 4.406. BMW hingegen sank um 37 Prozent auf 3.432, und Mercedes-Benz fiel um 29 Prozent auf 1.955 Fahrzeuge. Diese Zahlen zeigen eine klare Verschiebung der Marktanteile zugunsten etablierter Marken wie General Motors, Hyundai, Ford und Honda.
Hintergrund: Honda Prologue Anreize
Hondas einziges vollelektrisches Modell, der Prologue Crossover, hatte im Juli durchschnittliche Anreize von 12.946 US-Dollar pro Fahrzeug. Im Vorjahr lagen diese Anreize bei durchschnittlich 7.036 US-Dollar pro Fahrzeug. Diese hohen Anreize könnten ein Hinweis auf die aggressive Strategie von Honda sein, um Verkaufszahlen vor dem Ende der Steuergutschrift zu maximieren. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass solche hohen Rabatte langfristig aufrechterhalten werden können, da sie für den Hersteller erhebliche Verluste bedeuten.
Tesla und Autopilot-Klagen: Eine Kurskorrektur
Tesla sieht sich weiterhin mit rechtlichen Herausforderungen im Zusammenhang mit seiner Autopilot-Technologie konfrontiert. Obwohl CEO Elon Musk 2022 verkündete, Tesla werde "niemals einen unberechtigten Fall gegen uns aufgeben/beilegen, selbst wenn wir wahrscheinlich verlieren werden", hat das Unternehmen kürzlich zwei Klagen in Kalifornien beigelegt. Diese Klagen betrafen tödliche Unfälle aus dem Jahr 2019, bei denen der Autopilot aktiviert war.
Die Beilegung dieser Fälle folgt auf ein Zivilurteil über 243 Millionen US-Dollar in Florida, das ebenfalls einen tödlichen Unfall im Zusammenhang mit dem Autopiloten betraf. Tesla hatte ein Vergleichsangebot von 60 Millionen US-Dollar in diesem Fall abgelehnt. Die jüngsten Vergleiche in Kalifornien sind bedeutsam, da ein großer Teil der Bewertung von Tesla in Höhe von 1,4 Billionen US-Dollar auf Musks Versprechen beruht, Robotaxis und die Full Self-Driving (FSD)-Software schnell zu erweitern. FSD ist eine fortschrittlichere Version des Autopiloten.
"Wir werden niemals einen unberechtigten Fall gegen uns aufgeben/beilegen, selbst wenn wir wahrscheinlich verlieren werden."
Elon Musk, Tesla CEO, 2022
Eine der Klagen, deren Vergleich am Dienstag eingereicht wurde, betraf den Tod eines 15-jährigen Jungen. Er war mit seinem Vater in Alameda County, Kalifornien, unterwegs, als ihr Fahrzeug von einem Tesla Model 3 mit aktiviertem Autopiloten von hinten angefahren wurde. Das Opferfahrzeug überschlug sich und prallte gegen die Mittelleitplanke. Der Junge erlag seinen Verletzungen.
Der andere Fall betraf den Tod von zwei Personen im Dezember 2019. Sie fuhren in Gardena, Kalifornien, mit einem Honda Civic durch eine Kreuzung, als ein Tesla Model S mit Autopilot ein rotes Licht bei hoher Geschwindigkeit missachtete und in ihr Fahrzeug krachte. Die Bedingungen der Vergleiche wurden nicht bekannt gegeben. Nach dem Urteil in Florida kann man jedoch davon ausgehen, dass diese Vergleiche günstiger waren, als die Fälle vor Gericht zu bringen.
Tesla ist bestrebt, weitere Robotaxis mit Full Self-Driving in verschiedenen Städten einzuführen. Kritiker bezweifeln jedoch die Machbarkeit der kamerabasierten Technologie. Die Reihe von Unfällen und Todesfällen im Zusammenhang mit Autopilot und FSD wirft Fragen zur Gesamtsicherheit auf.
Rivian trotzt dem Abschwung und baut neue Fabrik
Rivian, ursprünglich in einer ehemaligen Mitsubishi-Fabrik in Normal, Illinois, gestartet, plant eine neue Produktionsstätte östlich von Atlanta. Diese Fabrik soll die Produktion des 45.000 US-Dollar teuren Rivian R2 und anderer Elektrofahrzeuge auf derselben Plattform ermöglichen. Der Spatenstich für die Rivian-Fabrik in Georgia erfolgte am Dienstag.
Sowohl Rivian als auch die Beamten des Bundesstaates sind trotz des Endes der EV-Steuergutschriften optimistisch hinsichtlich der langfristigen Aussichten des Projekts. CEO RJ Scaringe betonte, dass die jüngsten politischen Änderungen überbetont wurden.
"Ich habe dieses Unternehmen nicht wegen dieser Gutschrift gegründet und geplant, das Geschäft zu skalieren. Wenn das wegfällt, sind wir immer noch tief von den Produkten und der Technologie überzeugt, die wir entwickeln."
RJ Scaringe, Rivian CEO
Das Werk ist die neueste Ergänzung zur wachsenden Automobilfertigungspräsenz in Georgia. Gouverneur Brian Kemp, ein Republikaner, nahm ebenfalls an der Zeremonie teil. Er bezeichnete das Projekt als wirtschaftlichen Segen für die Region. Kemp sagte, dass dieses Projekt "viele Jahre zurückreicht und Führungskräfte daran gearbeitet haben, ein solch transformatives Projekt zu sichern, das buchstäblich generationenübergreifende Vorteile haben wird."
Georgia hat in der Vergangenheit schmerzhafte Erfahrungen mit seinen großen EV-Industrieinitiativen gemacht. Die Hyundai Metaplant außerhalb von Savannah war Schauplatz einer massiven Einwanderungsrazzia. Diese kompliziert die Beziehungen zu Südkorea und verzögert die Produktion im zugehörigen Batteriewerk. Auch dieses Werk könnte bald Elektrofahrzeuge produzieren, die ohne die Steuergutschrift weniger attraktiv sind. Dasselbe könnte für den Rivian R2 gelten.
Zukunft des EV-Verkaufs ohne Steuergutschriften
Die Zeit der "Teilnahme-Trophäen" für Elektrofahrzeuge ist vorbei. Zukünftig müssen sich diese Fahrzeuge allein durch ihre eigenen Vorzüge behaupten. Sie können nicht länger als reine Notwendigkeit betrachtet werden, die nur aufgrund von Vorschriften entstanden sind. Dies erfordert auch Änderungen in der Art und Weise, wie Automobilhersteller diese Fahrzeuge vermarkten und mit Händlern zusammenarbeiten, um sie zu verkaufen.
Das Argument "Ich habe ein tolles Angebot bekommen" wird nicht mehr ausreichen. Für eine Branche, die hauptsächlich den Verkauf von Benzinern gewohnt ist, stellt dies eine erhebliche Herausforderung dar. Unternehmen wie Hyundai, Rivian und General Motors müssen neue Strategien entwickeln, um ihre Elektrofahrzeuge erfolgreich zu positionieren. Dies könnte bedeuten, sich stärker auf Leistung, Design, Reichweite und Ladeinfrastruktur zu konzentrieren. Auch die Entwicklung günstigerer Modelle für breitere Käuferschichten wird entscheidend sein.
Die Automobilhersteller müssen auch die Rolle der Händler neu bewerten. Händler müssen besser geschult werden, um die Vorteile von Elektrofahrzeugen zu kommunizieren. Sie müssen auch in der Lage sein, Kunden bei der Installation von Ladestationen zu Hause zu beraten. Der Fokus wird sich von reinen Preisnachlässen auf den gesamten Kundennutzen verlagern. Die Post-Steuergutschrift-Ära wird eine Zeit der Innovation und Anpassung für die gesamte Elektrofahrzeugbranche sein.