Das Interesse der amerikanischen Verbraucher an Elektrofahrzeugen (EVs) nimmt ab. Dies zeigen aktuelle Analysen und Umfragen. Experten führen den Rückgang auf das Auslaufen staatlicher Steueranreize, hohe Anschaffungskosten und Bedenken bezüglich der Ladeinfrastruktur zurück.
Nachdem im September wichtige Steuergutschriften für Elektroautos ausgelaufen sind, verzeichnen die Verkaufszahlen einen spürbaren Rückgang. Dies markiert einen Wendepunkt für den EV-Markt in den Vereinigten Staaten.
Wichtige Erkenntnisse
- Die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen in den USA ist nach dem Ende der staatlichen Steuergutschriften im September gesunken.
- Hohe Anschaffungskosten und Bedenken bezüglich der Reichweite und Ladeinfrastruktur bleiben Haupthindernisse für Verbraucher.
- Elektroautos sind im Durchschnitt etwa 10.000 US-Dollar teurer als vergleichbare Benzinfahrzeuge.
- Nur 16% der US-Erwachsenen ziehen den Kauf eines Elektrofahrzeugs als nächstes Auto in Betracht, ein Rückgang gegenüber den Vorjahren.
Steueranreize fallen weg, Nachfrage sinkt
Die Regierung hatte zuvor einen Steuerabzug von 7.500 US-Dollar für neue Elektrofahrzeuge und 4.000 US-Dollar für gebrauchte Modelle angeboten. Diese Anreize endeten am 30. September. Kurz vor diesem Stichtag gab es noch einen Ansturm auf Elektroautos. Seitdem sind die Verkaufszahlen jedoch merklich zurückgegangen.
Ivan Drury, Direktor für Einblicke bei Edmunds, bestätigt diesen Trend. Er bemerkt: „Wenn man sich die letzten Monate – Oktober, November – ansieht, wird man feststellen, dass es keinen Stillstand gab, aber einen spürbaren Rückgang.“
Faktencheck
Der durchschnittliche Preis für ein Elektrofahrzeug liegt rund 10.000 US-Dollar höher als der eines vergleichbaren Benziners. Diese Preisdifferenz ist ein wesentlicher Faktor, der viele potenzielle Käufer abschreckt.
Die Zeit der organischen Nachfrage
Stephanie Valdez Streaty, Direktorin für Brancheneinblicke bei Cox Automotive, erwartet, dass die kommenden sechs Monate zeigen werden, wie die „natürliche Nachfrage“ nach Elektrofahrzeugen ohne staatliche Unterstützung aussieht. Sie sagt:
„Ich denke, in den nächsten sechs Monaten werden wir wahrscheinlich wirklich sehen, wie der Markt ohne den Anreiz einer Förderung seine natürliche Nachfrage erreicht.“
Dieser Trend hatte sich bereits vor dem Auslaufen der Steuergutschriften abgezeichnet. Eine Umfrage des Automobilclubs AAA im Juni zeigte, dass nur 16% der US-Erwachsenen „sehr wahrscheinlich“ oder „wahrscheinlich“ ein vollelektrisches Fahrzeug als nächstes Auto kaufen würden. Das sind zwei Prozentpunkte weniger als im Vorjahr und ganze neun Prozentpunkte weniger als 2022.
Hohe Kosten und Infrastrukturprobleme als Haupthindernisse
Die AAA-Umfrage identifizierte hohe Batteriereparaturkosten und die Anschaffungspreise als Hauptbarrieren für Verbraucher. Valdez Streaty betont, dass die Erschwinglichkeit ein großes Problem bei der Akzeptanz von Elektrofahrzeugen darstellt. Viele Verbraucher wissen zudem nicht, dass die Batterien von Elektrofahrzeugen in der Regel eine Garantie von acht bis zehn Jahren haben.
Hintergrund: Batteriegewährleistung
Die Batteriegewährleistung für Elektrofahrzeuge liegt typischerweise zwischen acht und zehn Jahren. Dies kann eine wichtige Information für Verbraucher sein, die sich Sorgen um langfristige Reparaturkosten machen.
Ladeinfrastruktur bereitet Sorgen
Neben den Kosten ist die Ladeinfrastruktur ein weiteres großes Hindernis. Verbraucher fragen sich, wie sie lange Fahrten oder Urlaubsreisen mit einem Elektroauto bewältigen sollen. Sie wünschen sich eine zugängliche, zuverlässige und einfach zu bedienende Ladeinfrastruktur.
- Zugänglichkeit: Nicht überall sind Ladestationen verfügbar, besonders in ländlichen Gebieten.
- Zuverlässigkeit: Ausfälle von Ladestationen sind eine häufige Beschwerde.
- Benutzerfreundlichkeit: Unterschiedliche Bezahlsysteme und Apps können frustrierend sein.
Politische Änderungen beeinflussen den Markt
Die Regierung hat kürzlich eine Neuausrichtung der bundesweiten Kraftstoffstandards angekündigt. Diese Standards waren unter der vorherigen Administration verschärft worden. Das Weiße Haus prognostiziert, dass diese Änderungen den amerikanischen Familien insgesamt 109 Milliarden US-Dollar einsparen werden. Solche politischen Entscheidungen können den Automobilmarkt und die Verbraucherpräferenzen maßgeblich beeinflussen.
Die Zukunft der Elektromobilität in den USA hängt somit nicht nur von technologischen Fortschritten ab, sondern auch stark von wirtschaftlichen Anreizen und der Entwicklung der nationalen Ladeinfrastruktur. Ohne diese Unterstützung könnte der Übergang zu Elektrofahrzeugen langsamer verlaufen als erwartet.
Ausblick auf die kommenden Monate
Die kommenden Monate werden zeigen, wie sich der US-amerikanische EV-Markt ohne die direkten staatlichen Förderungen entwickelt. Es wird erwartet, dass die Hersteller neue Strategien entwickeln müssen, um die Attraktivität von Elektrofahrzeugen zu steigern und die Bedenken der Verbraucher hinsichtlich Kosten und Infrastruktur zu adressieren.
Die Branche muss Wege finden, Elektroautos erschwinglicher zu machen und gleichzeitig das Ladenetzwerk massiv auszubauen. Nur so kann das Interesse der Verbraucher langfristig wieder steigen und die Akzeptanz von Elektrofahrzeugen in den USA nachhaltig gefördert werden.
Wussten Sie schon?
Trotz der aktuellen Herausforderungen investieren viele Automobilhersteller weiterhin massiv in die Entwicklung neuer Elektrofahrzeugmodelle. Dies zeigt das langfristige Engagement der Industrie für die Elektromobilität.




