Tesla scheint sich darauf vorzubereiten, einen weiteren neuen Kamerasensor in seine Fahrzeugflotte zu integrieren. Dies geht aus Code-Hinweisen in der neuesten Firmware des Automobilherstellers hervor. Die Entdeckung wirft Fragen zur zukünftigen Hardware-Ausstattung für autonomes Fahren auf und könnte Millionen von Besitzern älterer Modelle erneut vor Herausforderungen stellen.
Wichtige Erkenntnisse
- Tesla-Firmware deutet auf neuen Kamerasensor IMX00N hin.
- Der neue Sensor könnte den aktuellen Sony IMX963 in Hardware 4.0 ersetzen oder ergänzen.
- Fragen zur Hardware-Kompatibilität und kostenlosen Upgrades für bestehende Fahrzeuge bleiben offen.
- Die kontinuierliche Hardware-Entwicklung könnte zu einer Fragmentierung der Flotte führen.
Neue Sensorgeneration für autonomes Fahren
Die aktuellen Hinweise stammen von dem bekannten Tesla-Hacker und Forscher @greentheonly, der regelmäßig Tesla-Software-Updates analysiert. Laut seinen Erkenntnissen enthält die Firmware nun Referenzen zu einem neuen Sensormodell: IMX00N. Dieser Sensor könnte die bisher in Hardware 4.0 (AI4) Fahrzeugen verwendeten Sony IMX963 Sensoren ersetzen oder ergänzen.
Der IMX963 selbst ist ein 5-Megapixel-Sensor, der erst vor zwei Jahren die 1,2-Megapixel Aptina-Sensoren in Hardware 3 Fahrzeugen ablöste. Die genauen Spezifikationen des "IMX00N" sind derzeit noch unbekannt. Es könnte sich um eine kundenspezifische Sony-Variante für Tesla oder um einen Platzhalternamen für einen neuen Bildsensor handeln.
Fakten zu Kamerasensoren
- Hardware 3.0 (HW3): 1,2 Megapixel (1280 × 960)
- Hardware 4.0 (AI4): ~5 Megapixel (2896 × 1876)
- Der neue IMX00N könnte eine weitere Steigerung der Auflösung und Leistung bedeuten.
Kontinuierliche Hardware-Entwicklung und ihre Folgen
Die ständige Verbesserung der Fahrzeugkomponenten, einschließlich der Sensorik, ist grundsätzlich positiv. Sie verspricht eine höhere Leistungsfähigkeit zukünftiger Tesla-Modelle und könnte die Entwicklung des autonomen Fahrens vorantreiben. Doch bei Tesla birgt diese Entwicklung auch Herausforderungen.
Seit 2016 verspricht das Unternehmen allen Besitzern, dass ihre Fahrzeuge über die notwendige Hardware für "Full Self-Driving" (FSD) verfügen. CEO Elon Musk sprach damals von "unbeaufsichtigtem Fahren". Dieses Ziel wurde bislang nicht erreicht. Zudem gab es Versprechen für kostenlose Hardware-Upgrades bei Bedarf, die bisher ebenfalls nicht eingelöst wurden.
"Ich denke, das sind sowohl gute als auch schlechte Nachrichten. Gute Nachrichten, weil verbesserte Kameras die Leistung zukünftiger Teslas steigern und die Chance erhöhen, FSD irgendwann zu lösen. Schlechte Nachrichten jedoch für jeden, der bereits einen Tesla besitzt." – Ein Nutzerkommentar.
Unterschiede zwischen Hardware 3.0 und 4.0
Die Einführung von Hardware 4.0 brachte bereits erhebliche Verbesserungen mit sich. Die Sensoren in HW4 verfügen über eine etwa viermal höhere Datendichte, was die Erkennung von Objekten in über 300 Metern Entfernung ermöglicht. Auch die Farbwiedergabe wurde verbessert, was für die Erkennung von Verkehrszeichen und Lichtern entscheidend ist.
Technische Details im Vergleich
Die Entwicklung von HW3 zu HW4 war ein großer Schritt. HW4 nutzt beispielsweise einen Sony IMX490 Sensor (geschätzt), der als führender Automobilsensor gilt und gleichzeitiges HDR (High Dynamic Range) sowie LFM (LED Flicker Mitigation) bietet. Die dynamische Reichweite stieg von ~110 dB auf über 120 dB, was eine bessere Kontrastbeherrschung bei schwierigen Lichtverhältnissen ermöglicht.
- Frontkameras: Reduzierung von 3 (HW3) auf 2 (HW4) durch optische Vereinfachung.
- Linsenbeschichtung: Von Standard (HW3) zu Tiefrot IR-Sperrfilter/Blendschutz (HW4) zur Reduzierung von Blendeffekten.
- Heizsysteme: Von passiver Abwärme (HW3) zu aktiven Heizelementen (HW4) für bessere Allwettertauglichkeit.
Fragen zur Aufrüstbarkeit und Software-Unterstützung
Wenn die aktuellen Kameras in HW4 (ganz zu schweigen von HW3) für autonomes Fahren der Stufe 4 ausreichen würden, stellt sich die Frage, warum Tesla Ressourcen für die Integration eines neuen Sensors aufwendet. Die logischste Erklärung ist, dass die aktuellen Sensoren Einschränkungen aufweisen – sei es bei der Blendungsbewältigung, der Leistung bei schlechten Lichtverhältnissen oder der Auflösung –, die die Systemzuverlässigkeit beeinträchtigen.
Sollte dies der Fall sein, wäre zu erwarten, dass Tesla alle Fahrzeuge, die angeblich über die Hardware für Level 4 verfügen, entsprechend aufrüstet. Dies ist jedoch unwahrscheinlich. CEO Elon Musk gab bereits im Januar 2023 zu, dass der HW3-Computer dies nicht unterstützen wird. Statt einer Lösung wurde den Tesla-Besitzern lediglich eine "Mini-Version" von FSD v14 versprochen, die selbst nicht das versprochene unbeaufsichtigte Fahren darstellt.
Die Historie zeigt, dass Tesla bei der Einführung neuer Hardware-Suiten schnell weniger Aufwand in die Software-Entwicklung für ältere Hardware investiert. Dies führt zu einer Fragmentierung der Flotte, bei der ältere HW3-Fahrzeuge dauerhaft hardwarelimitiert bleiben.
Ausblick auf die Zukunft
Die Entdeckung des IMX00N-Sensors deutet auf eine fortgesetzte Evolution der Tesla-Hardware hin. Während dies für zukünftige Käufer von Vorteil sein kann, schafft es bei bestehenden Kunden Unsicherheit. Die Frage, ob und wann Tesla seine Versprechen bezüglich kostenloser Hardware-Upgrades einlösen wird, bleibt weiterhin unbeantwortet. Viele Besitzer befürchten, mit veralteter Hardware zurückzubleiben, während die Technologie sich weiterentwickelt.
Die Automobilindustrie insgesamt bewegt sich rasant in Richtung autonomes Fahren. Teslas Ansatz, die Hardware kontinuierlich zu verbessern, ist Teil dieses Wettlaufs. Die Herausforderung für das Unternehmen wird sein, diesen Fortschritt mit den Erwartungen und Investitionen seiner bestehenden Kunden in Einklang zu bringen.




