Toyota, der weltweit größte Automobilhersteller nach Verkaufszahlen, verfolgt einen einzigartigen Ansatz bei der Elektrifizierung seiner Fahrzeuge. Während viele Wettbewerber voll auf reine Elektroautos setzen, bleibt Toyota seiner sogenannten „Multi-Pathway“-Strategie treu, die Hybride, Plug-in-Hybride, Brennstoffzellenfahrzeuge und reine Elektroautos umfasst. Diese Strategie könnte sich nun als vorteilhaft erweisen, da sich der Markt für Elektrofahrzeuge weltweit verändert.
Wichtige Erkenntnisse
- Toyota setzt auf eine „Multi-Pathway“-Strategie mit Hybriden, PHEVs und EVs.
- Der neue Corolla wird als Benzin-, Hybrid- und Elektroversion erhältlich sein.
- Rivian plant, US-Regierungsdarlehen erst ab 2028 zu nutzen.
- China könnte Subventionen für Elektrofahrzeuge ab 2026 einstellen.
- Der globale EV-Markt erlebt eine Reifungsphase, die Nachfrage muss sich organisch entwickeln.
Toyotas Weg: Mehr als nur Elektro
Toyota hat sich schon früh mit dem Prius als Pionier in der Hybridtechnologie etabliert. Heute ist ein Großteil der Toyota-Fahrzeuge in den USA als Hybrid erhältlich. Das Unternehmen argumentiert, dass viele Kunden noch nicht bereit sind, vollständig auf Benzinfahrzeuge zu verzichten. Besonders in einigen Regionen der Welt, wo die Infrastruktur für Elektrofahrzeuge noch nicht ausgereift ist, sieht Toyota weiterhin einen Bedarf an flexiblen Antriebslösungen.
Die „Multi-Pathway“-Strategie zielt darauf ab, Kohlenstoffemissionen auf verschiedene Weisen zu reduzieren. Dazu gehören effizientere Benzinmotoren, Elektrofahrzeuge, Wasserstoffantriebe und Hybride. Diese breite Aufstellung ermöglicht es Toyota, auf unterschiedliche Marktbedürfnisse und regionale Besonderheiten einzugehen. Das enorme Kapital und die globale Reichweite von Toyota unterstützen diesen Ansatz maßgeblich.
Faktencheck
Toyota plant, ab dem nächsten Jahr neue dreireihige Elektrofahrzeuge einzuführen, die in Kentucky gebaut werden. Zudem sollen weitere neue Elektroautos wie der C-HR auf den Markt kommen.
Der neue Corolla als Testfall
Ein Beispiel für diese Strategie ist der kommende Toyota Corolla, der kürzlich auf der Japan Mobility Show vorgestellt wurde. Er wird sowohl als Benzin-, Hybrid- als auch als reine Elektroversion verfügbar sein. Dies stellt einen entscheidenden Test für Toyotas These dar: Welcher Antrieb wird sich durchsetzen, wenn das meistverkaufte Auto der Welt in allen drei Varianten angeboten wird?
Langjährige Toyota-Korrespondenten sehen in diesem „langsam und stetig“-Ansatz einen möglichen Vorteil. Besonders jetzt, da Steuervergünstigungen für Elektrofahrzeuge in einigen Märkten wegfallen und die Nachfrage sich organisch entwickeln muss. Der 14 Milliarden Dollar teure Batteriekomplex von Toyota in North Carolina beginnt bereits mit der Produktion von Batterien für elektrifizierte Fahrzeuge in Nordamerika. Toyota drängt diese Elektrofahrzeuge nicht auf Händler und Kunden, sondern lässt die Nachfrage natürlich wachsen, ähnlich wie bei den Hybriden.
„Angesichts der Herausforderungen und der Kritik tut Toyota immer wieder das Richtige: Es setzt einen Kurs und hält daran fest“, erklärt ein Branchenexperte. „In den USA bedeutet das, Elektrofahrzeuge voranzutreiben und gleichzeitig die Verfügbarkeit von Hybriden und Plug-in-Hybriden auf dem Markt und in der gesamten Modellpalette zu erweitern.“
Rivians Finanzierungsstrategie
Auch andere Akteure im Elektromobilitätssektor passen ihre Strategien an. Rivian, ein amerikanischer Hersteller von Elektrofahrzeugen, hat zwar ein Darlehen in Höhe von 6,6 Milliarden Dollar vom US-Energieministerium genehmigt bekommen, plant aber, dieses Geld erst später zu nutzen.
Die Finanzchefin von Rivian, Claire McDonough, teilte mit, dass das Unternehmen beabsichtigt, im nächsten Jahr mit dem Bau seiner EV-Fabrik in Georgia zu beginnen. Die Auszahlung des Darlehens ist jedoch erst für die Zeit vor Produktionsbeginn im Jahr 2028 vorgesehen. Das Darlehen wurde im Januar finalisiert, aber die politische Landschaft in den USA könnte sich bis 2028 ändern, was die Verfügbarkeit beeinflussen könnte.
Hintergrundinformation
US-Präsident Donald Trump hat sich kritisch zu dieser Art staatlicher Finanzierung geäußert. Energieminister Chris Wright erklärte im Mai, dass seine Behörde nicht beabsichtigt, Milliarden von Dollar an Biden-Ära-Darlehen weiterzuführen. Rivians Plan, die Mittel im nächsten US-Präsidentschaftswahljahr anzufordern, könnte daher von politischen Entwicklungen abhängen.
Rivian plant, den Bau der Fabrik zunächst aus eigenen Mitteln zu finanzieren. Der CEO, RJ Scaringe, zeigte sich zuversichtlich, dass zukünftige Produkte wie der R2 ohne massive Anreize erfolgreich sein werden, da sie qualitativ hochwertig sind.
Chinas Subventionspolitik für Elektrofahrzeuge
Auch in China, dem größten EV-Markt der Welt, stehen Veränderungen an. Die chinesische Regierung, die Milliarden von Dollar in den Aufbau eines fortschrittlichen EV-Sektors investiert hat, könnte ihre Subventionen für Elektrofahrzeuge einstellen.
Im jüngsten Fünfjahresplan für die wirtschaftliche Entwicklung von 2026 bis 2030 wurden Elektrofahrzeuge nicht mehr als strategische Industrie aufgeführt. Dies ist das erste Mal seit über einem Jahrzehnt. Analysten interpretieren dies als Zeichen dafür, dass Peking die Branche als reif betrachtet und nicht mehr denselben Grad an finanzieller Unterstützung für notwendig hält.
Wichtige Zahlen
China beherbergt derzeit 129 Marken, die Elektrofahrzeuge und Plug-in-Hybride verkaufen.
Diese Entscheidung bedeutet nicht, dass die EV-Branche in Ungnade gefallen ist, obwohl Präsident Xi Jinping die übermäßige Konkurrenz in diesem Sektor kritisiert hat. Vielmehr spiegelt es eine strategische Umverteilung von Ressourcen wider. China will verstärkt in andere Technologien investieren, um seine Fähigkeiten angesichts globaler Handels- und Sicherheitsspannungen zu verbessern.
„Es ist eine offizielle Anerkennung, dass Elektrofahrzeuge keine bevorzugten politischen Maßnahmen mehr benötigen. Die Elektrofahrzeug-Subventionen werden auslaufen“, sagt Dan Wang, China-Direktor der Beratungsfirma Eurasia Group.
Ein Ende der Subventionen hat in verschiedenen globalen Märkten oft zu einem Rückgang der EV-Verkäufe geführt. Doch China könnte einer der wenigen Märkte sein, der reif genug ist, um ohne diese Unterstützung zu bestehen. Es wird erwartet, dass sich der Markt konsolidiert und nur die stärksten Marken überleben.
Fazit: Eine Branche im Wandel
Die Entwicklungen bei Toyota, Rivian und in China zeigen, dass der globale Markt für Elektromobilität in einer entscheidenden Phase steckt. Während einige Hersteller auf einen schnellen Übergang zu reinen Elektrofahrzeugen drängen, setzen andere wie Toyota auf einen diversifizierten Ansatz. Das Wegfallen von Subventionen und die Notwendigkeit einer organischen Nachfrageentwicklung werden die Branche prägen.
Es bleibt abzuwarten, welche Strategie sich langfristig als die erfolgreichste erweisen wird. Die Stärke des Produkts und die Fähigkeit, die breite Masse der Käufer anzusprechen, werden entscheidend sein, nicht nur finanzielle Anreize oder günstige Leasingangebote.




