Eine Kreuzung mit einer gelben Gittermarkierung im Südwesten Londons hat in nur acht Monaten Bußgelder in Höhe von über 450.000 Pfund Sterling generiert. Anwohner und örtliche Geschäftsleute kritisieren die Maßnahme scharf und bezeichnen sie als reine „Geldquelle“, während die Stadtverwaltung auf die Verkehrssicherheit verweist.
Wichtige Fakten
- Eine Kreuzung in Kingston-upon-Thames hat von Januar bis August Bußgelder in Höhe von 451.405 Pfund eingebracht.
- In diesem Zeitraum wurden 6.568 Bußgeldbescheide ausgestellt, was durchschnittlich 27 pro Tag entspricht.
- Anwohner bezeichnen die Kreuzung als „Cash Cow“ und zweifeln an ihrer Wirksamkeit zur Verkehrsregelung.
- Die Stadtverwaltung verteidigt die Maßnahme als notwendig für die Sicherheit von Fußgängern und Radfahrern.
Ein lukrativer Verkehrsknotenpunkt
Im Londoner Stadtteil Kingston-upon-Thames sorgt eine unscheinbare Kreuzung für erhebliche Einnahmen. Zwei direkt hintereinander liegende gelbe Gittermarkierungen, sogenannte „Yellow Boxes“, haben sich als äußerst profitabel für die Stadtkasse erwiesen. Daten, die durch eine Anfrage nach dem Informationsfreiheitsgesetz erlangt wurden, zeigen, dass zwischen Januar und August dieses Jahres Bußgelder in Höhe von insgesamt 451.405 Pfund verhängt wurden.
In diesem Zeitraum wurden 6.568 Bußgeldbescheide an Autofahrer verschickt. Das entspricht im Durchschnitt etwa 27 Strafzetteln pro Tag. Viele Fahrer werden anscheinend unbeabsichtigt von der Regelung überrascht, die es verbietet, in die markierte Zone einzufahren, wenn die Ausfahrt nicht frei ist.
Bußgelder im Detail
Das Anhalten in einer „Yellow Box“ in London kostet Autofahrer 160 Pfund. Bei Zahlung innerhalb von 14 Tagen wird der Betrag auf 80 Pfund reduziert. Außerhalb der Hauptstadt ist das Bußgeld mit 70 Pfund (35 Pfund bei schneller Zahlung) deutlich niedriger.
Kritik von Anwohnern und Geschäftsleuten
Die massive Anzahl an Bußgeldern hat zu erheblichem Unmut bei den Menschen geführt, die täglich mit der Situation konfrontiert sind. Roland Head, Inhaber der Metzgerei „The Real Butchers“ direkt an der Kreuzung, beobachtet das Geschehen regelmäßig.
„Hier geht es nicht um Verkehrsregelung, es ist eine Geldquelle“, so Head. „Die Kommunalverwaltung wird nichts ändern, weil sie damit Geld verdient.“
Er berichtet von ständigem Hupen und Rufen, während Fahrer in die Falle tappen. Bei einer kurzen Beobachtung an einem Mittwochmorgen zählte er innerhalb von nur 25 Minuten fünf Fahrzeuge, die auf der Gittermarkierung stehen blieben.
Die Kreuzung ist nicht nur eine finanzielle Belastung für Autofahrer, sondern auch Schauplatz von Unfällen. Head erinnert sich an Vorfälle, bei denen Fahrzeuge beschädigt wurden, nachdem sie mit Pollern kollidiert waren.
Ein Problem für Rettungsdienste
Die Lage wird durch die Nähe zu einer Ambulanzstation noch komplizierter. Nur eine halbe Meile von der Kreuzung entfernt befindet sich das New Malden Ambulanzdepot. Rettungswagen werden Berichten zufolge häufig von Fahrzeugen blockiert, deren Fahrer zögern, in die gelbe Zone zu fahren, um Platz zu machen – aus Angst, selbst ein Bußgeld zu erhalten. Dies kann im Notfall wertvolle Zeit kosten.
Was besagt die Straßenverkehrsordnung?
Die britische Straßenverkehrsordnung (Highway Code) legt fest, dass Fahrer nicht in eine „Yellow Box“ einfahren dürfen, bevor ihre Ausfahrt nicht frei ist. Diese Regelung soll den Verkehrsfluss an belebten Kreuzungen aufrechterhalten und verhindern, dass Abbiege- oder Zufahrtsstraßen blockiert werden.
Die Position der Stadtverwaltung
Die Verwaltung des Royal Borough of Kingston upon Thames verteidigt die umstrittene Kreuzung. Ein Sprecher erklärte, dass die gelben Gittermarkierungen notwendig seien, um die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten.
Die offiziellen Ziele der Maßnahme sind:
- Verhinderung von Verkehrsblockaden an der Kreuzung.
- Gewährleistung der Ein- und Ausfahrt von Fahrzeugen aus den Seitenstraßen.
- Verbesserung der Sicht auf Fußgänger und Radfahrer für rechtsabbiegende Fahrzeuge.
Die Stadtverwaltung betonte außerdem, dass alle Einnahmen aus den Bußgeldbescheiden zweckgebunden sind. Das Geld fließe direkt in die Finanzierung von „wesentlichen Verkehrs- und Parkraummanagementmaßnahmen“.
Ein landesweites Phänomen?
Die Kreuzung in Kingston ist kein Einzelfall, aber sie ist die profitabelste im ganzen Land. Die nächstplatzierte Kreuzung in Greenwich generierte im gleichen Zeitraum immer noch eine beachtliche Summe von über 415.000 Pfund. Obwohl die gelben Markierungen an der Kingston Road bereits seit 2015 existieren, werden erst seit Juli 2020 Bußgelder für Verstöße verhängt.
Die Debatte um solche „Bußgeldfallen“ dürfte weitergehen. Während die Behörden auf die Notwendigkeit zur Verbesserung der Verkehrssicherheit pochen, fühlen sich viele Autofahrer unfair behandelt und sehen darin eine versteckte Einnahmequelle für klamme Kommunalkassen.




