Die Frage, ob ein Elektrofahrzeug (EV) im Betrieb günstiger ist als ein Benziner, beschäftigt viele potenzielle Käufer. Die Antwort ist nicht immer eindeutig und hängt von mehreren Faktoren ab, wie aktuelle Analysen zeigen. Während EV-Befürworter oft niedrigere Betriebskosten hervorheben, offenbart eine detaillierte Betrachtung regionale Unterschiede und Ladeverhalten als entscheidende Einflussgrößen.
Wichtige Erkenntnisse
- Die Betriebskosten von E-Autos variieren stark je nach Strom- und Benzinpreisen.
- Heimladen ist in der Regel günstiger als DC-Schnellladen.
- Wartungskosten für E-Autos sind oft deutlich niedriger als für Benziner.
- Regionale Unterschiede bei Energiepreisen beeinflussen die Wirtschaftlichkeit maßgeblich.
- Die Gesamtkostenanalyse muss Anschaffung, Wartung und Kraftstoff/Strom umfassen.
Regionale Unterschiede bei den Betriebskosten
Eine Untersuchung der New York Times durch Francesca Paris beleuchtet die Komplexität der Kostenfrage. Dort, wo Strompreise niedrig und Benzinpreise hoch sind, haben Elektrofahrzeuge einen klaren Kostenvorteil. In Regionen mit hohen Strompreisen und günstigerem Benzin kann dieser Vorteil jedoch schwinden oder sogar ganz entfallen.
Ein wesentlicher Faktor ist die Art des Ladens. Das regelmäßige Laden zu Hause, insbesondere während der Nebenzeiten mit vergünstigten Tarifen, senkt die Kosten erheblich. Viele Energieversorger bieten spezielle Tarife für das Laden über Nacht an, typischerweise zwischen 22:00 Uhr und 6:00 Uhr.
Fakten zum Laden
- Kosten für 100 Meilen im EV (Heimladung): ca. 5,26 US-Dollar.
- Kosten für 100 Meilen im Hybrid (z.B. Toyota Prius): ca. 6,15 US-Dollar.
- Kosten für 100 Meilen im Benziner: ca. 12,80 US-Dollar.
- Kosten für 100 Meilen im EV (DC-Schnellladung): ca. 15,62 US-Dollar.
Die Analyse von Paris zeigt, dass die günstigsten Ladekosten in ländlichen westlichen US-Bundesstaaten anfallen, wo die Strompreise für Haushalte niedrig sind. Hawaii und Kalifornien hingegen gehören zu den teuersten Staaten für Strom und somit auch für das Laden von Elektrofahrzeugen.
Einfluss von Ladeverhalten und Infrastruktur
Der persönliche Ladeort spielt eine zentrale Rolle. Wer hauptsächlich zu Hause laden kann, profitiert von deutlich niedrigeren Stromkosten. Die Nutzung von öffentlichen DC-Schnellladestationen ist im Vergleich dazu erheblich teurer. In einigen Fällen können die Kosten für Schnellladungen sogar die Kosten für Benzin übersteigen.
Ein Fahrer eines Tesla Model Y in Florida berichtet beispielsweise von Kosten von rund 4,50 US-Dollar für 100 Meilen. Derselbe Fahrer zahlt für seinen Chevy Bolt in Connecticut jedoch etwa 9,50 US-Dollar für die gleiche Distanz – fast das Doppelte. Dies verdeutlicht die starken regionalen Schwankungen.
Hintergrund: Tesla Supercharger
Tesla bietet Nicht-Tesla-Fahrern oft günstigere Tarife an seinen Supercharger-Stationen als andere DC-Schnellladenetzwerke. Dies kann die Attraktivität des Tesla-Netzwerks für eine breitere Nutzerschaft erhöhen und die Ladekosten für bestimmte EV-Fahrer senken.
Manchmal ist die Wahl der Ladestation jedoch begrenzt. Ein Beispiel ist eine Flo-Ladestation in Pomfret, Connecticut, die bis zu 0,80 US-Dollar pro kWh kostet. Obwohl dies teuer ist, ist es oft die einzige verfügbare Option auf bestimmten Strecken. Die Bequemlichkeit, nicht mit leerer Batterie liegen zu bleiben, überwiegt dann die höheren Kosten.
Wartungskosten als entscheidender Faktor
Neben den Energiekosten sind die Wartungskosten ein weiterer wichtiger Aspekt der Gesamtwirtschaftlichkeit. Elektrofahrzeuge haben in der Regel deutlich geringere Wartungsanforderungen als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Dies liegt an der geringeren Anzahl beweglicher Teile und dem Fehlen vieler Komponenten, die bei Benzinern regelmäßig gewartet oder ersetzt werden müssen.
"Was ist mit den Unterschieden bei den Wartungskosten? Mein Benziner benötigt alle 7.000-10.000 Meilen eine Wartung mit Kosten zwischen 350 US-Dollar (Routine) und 2.500 US-Dollar (größere Wartung alle 50.000-60.000 Meilen). Es ist schwer zu entscheiden, wann mein Elektroauto überhaupt zur Wartung muss. Den Innenraumfilter kann ich selbst wechseln und die Reifen rotieren. Abgesehen davon, was gibt es zu warten? Bremsen halten ewig wegen der Rekuperation, keine Flüssigkeiten, keine Zündkerzen, Anlasser, Kühlsystem usw. Ich habe es einmal zur Wartung gebracht, nur um zu sehen, was passiert. Sie haben alle Systeme (elektronisch) überprüft, die Reifen rotiert und den Innenraumfilter gewechselt. Die Rechnung betrug 90 US-Dollar."
– Kommentar eines EV-Fahrers in der New York Times
Dieser Erfahrungsbericht unterstreicht die potenziellen Einsparungen bei der Wartung. Regeneratives Bremsen reduziert den Verschleiß der mechanischen Bremsen erheblich, was zu einer längeren Lebensdauer führt. Zudem entfallen Ölwechsel, Zündkerzenwechsel und die Wartung komplexer Abgassysteme.
Gesamtkosten und Lebensumstände
Die Entscheidung für oder gegen ein Elektrofahrzeug hängt nicht nur von den reinen "Tankkosten" ab. Auch die Anschaffungskosten, mögliche Förderungen, der Wiederverkaufswert und die persönlichen Lebensumstände spielen eine Rolle. Nicht jeder hat Zugang zu einer Lademöglichkeit zu Hause.
Ein EV-Besitzer, der in einer Wohnung lebt und auf öffentliche Ladesäulen angewiesen ist, berichtet von gemischten Erfahrungen. Während es städtische Ladestationen für nur 0,15 US-Dollar pro kWh gibt und sogar kostenlose Level-2-Lader zur Verfügung stehen, sind Netzwerke wie EVGo und Electrify America oft teurer als Benzin. Diese werden dann hauptsächlich auf Reisen genutzt.
- Ersparnis: Trotzdem spart dieser Fahrer etwa 20-30 US-Dollar pro Woche im Vergleich zu Benzinkosten.
- Empfehlung: Ohne Heimlademöglichkeit rät er jedoch vom Kauf eines EVs ab, da der Zeit- und Planungsaufwand zu hoch ist.
- Forderung: Er plädiert für mehr günstige Level-2-Ladestationen in Wohngebieten und an Arbeitsplätzen.
Die Politik beeinflusst ebenfalls die Entwicklung der Ladeinfrastruktur. In den USA wurden Mittel für EV-Ladegeräte teilweise blockiert, was den Ausbau verlangsamt. Dies zeigt, dass die Rahmenbedingungen für Elektrofahrzeuge noch nicht überall optimal sind.
Fazit: Eine individuelle Entscheidung
Die Frage, ob ein Elektrofahrzeug günstiger ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Es kommt auf viele Faktoren an: Wo man wohnt, wie die Strom- und Benzinpreise sind, ob man zu Hause laden kann und wie viel Wert man auf geringere Wartungskosten legt.
Wer primär auf die Kosten schaut, findet unter Umständen in einem gebrauchten Hybridfahrzeug eine wirtschaftliche Alternative. Doch die Vorteile eines Elektrofahrzeugs gehen über die reinen Betriebskosten hinaus. Das Fahrerlebnis mit sofortigem Drehmoment, das Entfallen vieler Werkstattbesuche und der Beitrag zum Umweltschutz sind für viele entscheidende Argumente.
Wenn die Möglichkeit zum Laden zu Hause besteht und ein passendes Modell im Budget liegt, sind die meisten EV-Fahrer sehr zufrieden mit ihrer Wahl. Letztendlich geht es darum, die wirtschaftlichen Belastungen eines Autos so weit wie möglich zu reduzieren und gleichzeitig ein Fahrzeug zu fahren, das den eigenen Bedürfnissen und Vorlieben entspricht.




