Kalifornien hat seine Pläne zur beschleunigten Elektrifizierung des LKW-Sektors vorerst gestoppt. Die kalifornische Luftreinhaltungsbehörde (CARB) zog im September eine entscheidende Regelung zurück. Diese hätte privaten Flotten vorgeschrieben, einen bestimmten Prozentsatz ihrer Fahrzeuge auf emissionsfreie Modelle umzustellen. Dieser Schritt erfolgte nach starkem Widerstand der LKW-Industrie und der fehlenden Unterstützung der Bundesregierung.
Wichtige Punkte
- Kalifornien zieht Regelung zur Elektrifizierung von LKW-Flotten zurück.
- LKW-Industrie und Bundesregierung widersetzten sich den Plänen.
- Emissionsfreie mittelschwere und schwere Nutzfahrzeuge machen 6% der Fahrzeuge aus, aber 20% der Emissionen.
- Gouverneur Newsoms ursprüngliches Ziel war eine 100%ige Null-Emissions-Flotte bis 2045.
- Anreize statt Mandate könnten die Elektrifizierung vorantreiben.
Ursprüngliche Ambitionen Kaliforniens für saubere Luft
Kalifornien verfolgt seit Jahren das Ziel, seine Luftqualität zu verbessern und den Klimawandel zu bekämpfen. Ein wichtiger Teil dieser Strategie war die Reduzierung von Emissionen aus dem Transportsektor. Obwohl mittelschwere und schwere Nutzfahrzeuge nur etwa 6 Prozent der in Kalifornien registrierten Fahrzeuge ausmachen, sind sie für über 20 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Dies macht die Dekarbonisierung dieser Flotten zu einem entscheidenden Faktor für die Umwelt und die menschliche Gesundheit.
Gouverneur Gavin Newsom hatte im Jahr 2020 eine Exekutivverordnung (N-79-20) erlassen. Diese sah vor, bis 2035 eine 100-prozentige emissionsfreie Flotte für Hafentransport-LKW und Off-Road-Ausrüstung zu erreichen. Für alle mittelschweren und schweren Nutzfahrzeuge war eine Umstellung auf emissionsfreie Modelle bis 2045 geplant, sofern dies machbar ist. Diese Ziele waren eng mit den Luftqualitätsstandards des State Implementation Plan Strategy von 2022 verbunden.
Faktencheck
- 6% der Fahrzeuge: Mittelschwere und schwere Nutzfahrzeuge in Kalifornien.
- 20% der Emissionen: Anteil dieser Fahrzeuge an den Treibhausgasemissionen des Staates.
- 2045: Ursprüngliches Ziel für eine 100% emissionsfreie Flotte.
Widerstand und politische Kehrtwende
Die ehrgeizigen Pläne Kaliforniens stießen jedoch auf erheblichen Widerstand. Die LKW-Industrie äußerte starke Bedenken hinsichtlich der Praktikabilität und der Kosten der Umstellung. Auch die damalige Bundesregierung unter Präsident Trump unterstützte die Dekarbonisierungsbemühungen des Staates im Transportsektor nicht. Dies führte zu einer schwierigen Lage für CARB.
Anfang des Jahres hoffte CARB noch auf eine Ausnahmegenehmigung der Environmental Protection Agency (EPA), um die neue Advanced Clean Fleets-Verordnung durchsetzen zu können. Diese Regelung hätte neue Anforderungen für emissionsfreie LKW festgelegt. Doch mit dem Machtwechsel im Januar und der neuen Regierung unter Präsident Trump wurde klar, dass eine solche Genehmigung nicht erteilt werden würde. Trump hatte im Wahlkampf versprochen, Emissionsvorschriften der vorherigen Regierung rückgängig zu machen.
„Es liegt an uns zu zeigen, dass die Elektrifizierung eine großartige Sache sein wird… dass es nicht etwas ist, das man tun muss, sondern etwas, das man tun will.“
Rückzug der Vorschriften und neue Strategien
Als Reaktion auf diese Entwicklungen zog CARB im September seinen Antrag auf eine Ausnahmegenehmigung zurück. Kurz darauf stimmte die Behörde für die Aufhebung ihrer Regelung zum Kauf von emissionsfreien Fahrzeugen für private Flotten. Dies bedeutete einen Stopp des Mandats zur beschleunigten Elektrifizierung des LKW-Sektors in Kalifornien. Diese Entscheidung kam kurz nachdem Gouverneur Newsom auf der Klimawoche noch das große Potenzial Kaliforniens als EV-Macht hervorgehoben hatte.
Starke Lobbyarbeit von Republikanern und dem LKW-Sektor trug maßgeblich zu dieser Kehrtwende bei. Die fehlende Unterstützung auf Bundesebene und die Bedenken der Industrie machten die Durchsetzung der Mandate unmöglich. Kalifornien steht nun vor der Herausforderung, seine Klimaziele ohne die ursprünglich geplanten verbindlichen Vorschriften zu erreichen.
Hintergrundinformationen
Die California Air Resources Board (CARB) ist die staatliche Behörde, die für die Luftreinhaltung und Emissionskontrolle in Kalifornien zuständig ist. Sie entwickelt und setzt Vorschriften und Programme zur Reduzierung der Luftverschmutzung und der Treibhausgasemissionen um.
Die Rolle von Anreizen und Infrastruktur
Trotz des Rückzugs der Mandate gibt es weiterhin Optimismus hinsichtlich der Elektrifizierung des Transportsektors. Viele Experten und Branchenvertreter glauben, dass Anreize eine effektivere Methode sein könnten, um Unternehmen zum Umstieg auf emissionsfreie Fahrzeuge zu bewegen.
Matt LeDucq, CEO von Forum Mobility, einem Unternehmen, das Ladeinfrastruktur für schwere Nutzfahrzeuge in der Nähe von Westküstenhäfen entwickelt, betonte die Bedeutung, die Vorteile der Elektrifizierung aufzuzeigen. Er sprach davon, dass Unternehmen die Elektrifizierung als eine wünschenswerte und nicht als eine erzwungene Maßnahme sehen sollten.
Nick Chiappe, Direktor für Regierungs- und Regulierungsangelegenheiten bei der California Trucking Association, bestätigte die Wirksamkeit von Anreizen. Er berichtete, dass die LKW- und Transitunternehmen die im September bereitgestellten 200 Millionen US-Dollar an Anreizen für Elektro-LKW und -Busse schnell in Anspruch genommen haben. Chiappe stellte fest: „Die Nachfrage nach dieser Ausrüstung ist da, mit oder ohne Mandate.“
- 50 Millionen US-Dollar: Das mehrjährige EnergIIZE-Programm der California Energy Commission für Ladeinfrastruktur.
- 200 Millionen US-Dollar: Anreize für Elektro-LKW und -Busse, die schnell abgerufen wurden.
Das Land Kalifornien hatte in den letzten Jahren bereits verschiedene Anreize für den Kauf von emissionsfreien Fahrzeugen eingeführt. Ein Beispiel ist das 50 Millionen US-Dollar schwere, mehrjährige EnergIIZE-Programm der California Energy Commission. Dieses Programm bietet Anreize für die Infrastrukturbedürfnisse von Unternehmen und Behörden, die emissionsfreie Fahrzeuge nutzen wollen. Diese Initiativen zeigen, dass finanzielle Unterstützung und der Aufbau der notwendigen Infrastruktur entscheidend sind, um den Übergang zur Elektromobilität zu fördern.
Angesichts der anhaltenden Haushaltsdefizite in Kalifornien könnte die Einführung weitreichenderer Anreize jedoch schwierig werden. Dennoch bleibt die Strategie, auf freiwillige Akzeptanz durch überzeugende Vorteile und finanzielle Unterstützung zu setzen, ein vielversprechender Weg für die Zukunft des emissionsfreien Transports im Golden State.



